Wahlkreis 199 Michael Salzmann will für die FDP in den Bundestag

ANDERNACH · Michael Salzmann tritt im Wahlkreis 199 für die Liberalen an. Dort muss er sich mit der SPD-Generalsekretärin messen. Auf große Kampagnen mit eigenem Fahrzeug oder PR-Beratern verzichtet er.

 Selbst ist der Mann: Michael Salzmann kandidiert für die FDP.

Selbst ist der Mann: Michael Salzmann kandidiert für die FDP.

Foto: Franke

Zwei beleuchtete große Aquarien, in denen nachgebildete altägyptische Statuen platziert sind, die von Blutsalmlern mit roten Köpfen und leuchtend blauen Neons umschwärmt werden, ziehen die Blicke im Wohnzimmer schnell auf sich. In der gemütlichen Fernsehecke parkt ein Bobby-Car, Playmobil-Spielzeug auf dem Boden weist darauf hin, dass es hier noch einen kleinen Mitbewohner gibt: Bei Michael Salzmann zu Hause geht es gemütlich zu. In seinem von einem großen Garten umgebenen Heim in Andernach hat sich die Familie sehr bedarfsgerecht eingerichtet. Kein Schnörkel, kein Design, alles gediegen. Mit einem gediegenen Ergebnis möchte der 34-Jährige auch aus der Bundestagswahl herausgehen: Er kandidiert im Wahlkreis 199 für die FDP.

"Ich bin ein Einzelkämpfer, auch wenn ich vom Landes- und Kreisverband gut unterstützt werde", sagt Salzmann. Ein "PR-Büro", wie seine großen Mitbewerber, die SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles, oder die ebenfalls aus Andernach stammende CDU-Bundestagsabgeordnete Mechthild Heil, habe er nicht. Er brauche keine Kampagnen und Fahrzeuge, auf dessen Türen sein Konterfei strahle. "Es gibt auch so genügend Argumente, bei der Bundestagswahl die FDP zu wählen", meint er.

Michael Salzmann ist Arbeitgebervermittler bei der Bundesagentur für Arbeit. Für Unternehmen sucht er so wie ein Profiler geeignete Mitarbeiter. Seine Erfolgsquote sei gut, schätzt er. Genaue Zahlen dürfe er nicht nennen. Um genaue Zahlen wird es indes am 22. September gehen, wenn die erste Hochrechnung vorliegt. Für Salzmann gibt es keinen Zweifel: "Die FDP wird auch im nächsten Bundestag vertreten sein." Auf regionaler Ebene will er mit einem soliden Ergebnis seinen Teil dazu beitragen.

2005 wurde er Mitglied der Liberalen. Außergewöhnlich für einen Mitarbeiter einer Sozialbehörde. "Ich bin ein gutes Beispiel dafür, dass die FDP nicht die oft zitierte Partei und angebliche Interessenvertretung der Besserverdienenden ist", sagt Salzmann, der im Übrigen seit der Geburt seines nunmehr 19 Monate alten Sohnes in Teilzeit arbeitet. Eigentlich wäre die "alte SPD", also die Sozialdemokratie unter Willy Brandt oder Helmut Schmidt "sein Ding" gewesen. "Die jetzige aber auf keinen Fall", unterstreicht er. Bei den Liberalen könne man mit gestalten. Man müsse sich "nicht fügen" und sei nicht einer "Vorschreibe-mentalität" ausgesetzt, die es bei den Grünen gebe. Salzmann: "Dieses ewige 'Du musst!' gibt es bei uns nicht."

Steuerpolitik, liberale Sozialpolitik, Wirtschaft, das seien seine Themen. Aktiv und konkret müssten die Herausforderungen, die der demografische Wandel schon längst mit sich gebracht habe, angegangen werden. "Das wird das größte Problem für Politik und Gesellschaft", so der FDP-Kandidat. "Politik muss transparent die Fakten nennen und nicht alles schön reden", fordert er. Gerade der demografische Wandel werde sonst zur gesellschaftspolitischen Zerreißprobe, die ihren Niederschlag insbesondere in der Renten- und Gesundheitspolitik finde.

Die dramatischen Bildungsdefizite der jungen Menschen gelte es auszubügeln, um sie ausbildungsfähig zu machen. Überhaupt Bildung: "Das ist unser Kapital." Bisher liege davon zu viel brach.

Und Hobbys? "Das ist meine Familie", sagt Salzmann sehr spontan. Er sei ein "aktiver Vater", ist mit seiner Ehefrau, einer Produktmanagerin, und seinem Filius viel draußen, ist mit ihnen oft im Zoo, insbesondere, um die Löwen zu bewundern. Vielleicht weil diese Gattung Krallen zeigen kann. So wie Salzmann im Wahlkampf. Gerne drückt er aber auch Fußball-Bundesligist Mainz 05 die Daumen. Die Underdogs aus der Landeshauptstadt schlagen sich mit wenig Stars und kleinem Budget bekanntlich recht erfolgreich. "Ob gewonnen oder verloren: Die Fans feiern ihre Mannschaft", sagt Salzmann.

Das könnte bei der FDP dann im Falle einer Wahlniederlage vielleicht doch etwas anders sein.

Kurz nachgefragt

Welches Buch lesen Sie gerade?

Salzmann: "Die Garde", ein historischer Roman.

Welches Konzert haben Sie zuletzt besucht?

Salzmann: Das Abschiedskonzert der Böhsen Onkelzs in Frankfurt.

Was war Ihr Lieblingsfach in der Schule?

Salzmann: Geschichte.

Was darf in Ihrem Kühlschrank nicht fehlen?

Salzmann: Bananen, Radler, Fleischwurst.

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