Universität Bonn Ex-US-Botschafter Bindenagel soll Kissinger-Professur besetzen

Bonn · An der Universität Bonn soll zum kommenden Wintersemester 2014/2015 die Henry-Kissinger-Stiftungsprofessur für Governance und internationale Sicherheit mit dem amerikanischen Botschafter a.D. James D. Bindenagel besetzt werden. Das hat das Rektorat der Universität am Donnerstag bekanntgegeben.

Die Berufung soll zum Beginn des Wintersemesters 2014/2015 für zunächst ein Jahr erfolgen. Finanziert wird die Stiftungsprofessur vom Bundesministerium für Verteidigung und vom Auswärtigen Amt, die für diesen Zweck fünf Jahre lang jährlich 300.000 Euro für Personal- und Sachmittel zur Verfügung stellen.

Die Professur ist Teil der zentralen wissenschaftlichen Einrichtung „Internationale Sicherheit“ der Universität Bonn, die die einschlägigen Fächer und Akteure innerhalb und außerhalb der Universität miteinander vernetzt.

Zur Person

James D. Bindenagel, Jahrgang 1949, gilt als führender Experte für transatlantische Beziehungen mit einem besonderen Fokus auf dem deutsch-amerikanischen Verhältnis, das er aus langjähriger eigener Anschauung kennt. Er blickt auf rund 30 Jahre Erfahrung im diplomatischen Dienst der Vereinigten Staaten von Amerika zurück. Er war für das US-State Department tätig sowie für US-Konsulate und Botschaften. Von 1996 bis 1997 amtierte er als US-Botschafter in Deutschland.

Bindenagel begleitete das Ende des Kalten Krieges, den Fall der Mauer und die deutsche Wiedervereinigung im diplomatischen Dienst der USA. Dabei war er an wichtigen Entscheidungen westlicher Sicherheitspolitik beteiligt. Als maßgeblicher Diplomat verhandelte er die Entschädigung der Zwangsarbeiter während des Nationalsozialismus, die Washingtoner Prinzipien über die von Nationalsozialisten konfiszierten Kunstwerke und das Abkommen über den „Kimberley-Prozess“, das dazu dient, den Handel mit so genannten „Blutdiamanten“ zu unterbinden. 2001 wurde der Diplomat vom Bundespräsidenten mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

Die Besetzung der Stiftungsprofessur hatte eine Berufungskommission unter der Leitung von Prof. Dr. Stefan Talmon vorbereitet, der neben Professoren aus benachbarten Fachgebieten auch externe Sachverständige und je ein Vertreter der wissenschaftlichen Mitarbeiter und der Studierenden angehörten. Die Kommission hatte sich - laut einer Mitteilung der Universität Bonn - einstimmig für Bindenagel ausgesprochen und ihn dem Rektorat zur Berufung empfohlen.

Diskussion um Benennung des Lehrstuhls

Kritik an der Benennung der Professur nach dem früheren US-Außenministers Henry Kissinger kam von der Grünen Hochschulgruppe Bonn. Sie wies daraufhin, dass Kissinger im Hintergrund des Militärputschs in Chile 1973 gestanden, die argentinische Militärjunta in den 1970ern unterstützt und die indonesische Invasion Ost-Timors 1975 toleriert habe. Der Allgemeine Studentenausschuss (Asta) und eine "Initiative Zivile Uni Bonn" schlossen sich an.

Mehr als 100 Wissenschaftler schlossen sich der Kritik an und sprachen sich in einem offenen Brief gegen die geplante Professur aus. Dazu zählten der französische Politologe Alfred Grosser und der Soziologe Oskar Negt.

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