Elizabeth Blackburn: Strategien für ein langes Leben Nobelpreisträgerin ohne Wundermittel

BONN · Die quicklebendige Molekularbiologin aus San Francisco, die am vergangenen Wochenende den Auftakt des Symposiums "Gesundes Altern heute" im alten Plenarsaal im World Conference Center so gut gelaunt bestritt, gilt als Guru der internationalen Altersforschung.

 Mit Nobelpreis ausgestattet und quicklebendig: Die Molekularbiologin Elizabeth Blackburn im alten Plenarsaal in Bonn.

Mit Nobelpreis ausgestattet und quicklebendig: Die Molekularbiologin Elizabeth Blackburn im alten Plenarsaal in Bonn.

Foto: Barbara Frommann

Das Magazin Times bezeichnet Professorin Elizabeth Blackburn gar als eine der 100 einflussreichsten Personen der Welt. War von dieser eloquenten Wissenschaftlerin, die 2009 für ihre bahnbrechende Zellforschung den Nobelpreis erhalten hatte, also zu erfahren, wie sich die Uhr des Lebens anhalten ließe? Hatte Blackburn Rezepte für einen Jungbrunnen in der Tasche?

"Nein, wir lernen eigentlich nichts Neues aus meinen Forschungsergebnissen", nahm die Frau auf der Medizin-Überholspur allzu naiven Zuhörern den Wind aus den Segeln. "Ich habe keine Pillen für Sie dabei. Und auch keine wunderbare chinesische Heilmethode."

Harte Fakten, ja einen englischsprachigen Gewaltritt durch die Zellforschung brachte die als "Königin der Telomere" bezeichnete Professorin ihren vielen Fachkollegen im Publikum mit. Die Veranstaltung war vom Verein zur Förderung der Reproduktiven Gesundheit im Alter organisiert. Mit ihrer Doktorandin Carol Greider und dem Kollegen Jack Szostak war die kreative Professorin in den 1970er und 1980er Jahren dem Phänomen Telomere, also der Chromosomen-Endstücke, auf die Spur gekommen, wie sie nun schilderte: Je kürzer die Telomere, desto mehr Falten zierten das Gesicht. Wie ließen sich also diese Endstücke der Genmasse im Laufe der Jahre lange erhalten? Andererseits verwies Blackburn auch auf den befürchteten Zusammenhang von gewünschter Zellteilung und Tumorenwachstum.

Als sehr originell, geradezu frech hatte man ihre Ergebnisse 2009 empfunden. Und Elizabeth Blackburn präsentierte sie nun unter dem großen Bundesadler des ehemaligen Plenarsaals mit Hilfe eines fantasievoll aufgemachten Powerpoint-Vortrags ebenso überzeugend und arbeitete gleich noch die zahlreichen Folgeprojekte anderer Fachkollegen mit auf. Besteht also wirklich keine Hoffnung auf einen Jungbrunnen? Doch, belegte die Dame aus San Francisco schließlich.

Indem man auf den gesamten Organismus schaue. Und indem jeder möglichst dafür sorge, dass die Länge seiner Telomere nicht zu schnell schrumpfe. Denn beschleunigend für die Zellalterung, ja für baldigeres Sterben wirkten wenig Schlaf, Rauchen, chronischer Stress, depressive Stimmungen, ja auch fehlende Bildung und Traumata. "Wer das nicht in den Griff bekommt, spielt mit dem Feuer."

Was Gastgeber Professor Wolfgang Holzgreve, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Uniklinikums Bonn, zum Anlass nahm, zu den weiteren Vorträgen prominenter Redner wie Professor Sabaratnam Arulkumaran, Präsident der International Federation of Obstetrics and Gynecology, einzuladen.

Unirektor Professor Michael Hoch hatte Holzgreve zu dessen 60. Geburtstag übrigens ein passendes Geschenk überreicht: "Wir haben Anti-Aging-Cremes für Sie eingepackt."

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