Wissenschaftlerteam der Universität Bonn Neue Therapieansätze für viele Volkskrankheiten

BONN · "Fresszellen" sind vielfältiger als gedacht: Ein internationales Wissenschaftlerteam unter Federführung der Universität Bonn widerlegt ein Dogma über genau diese Art von Zellen.

Bislang gingen Immunologen davon aus, dass sich die als "Fresszellen" fungierenden Makrophagen in zwei Formen einteilen lassen. Die Forscher haben nun herausgefunden, dass diese Immunzellen sich in deutlich mehr Ausprägungen verwandeln.

Aus dieser Erkenntnis ergeben sich auch für viele Volkskrankheiten neue Therapieansätze. Die Ergebnisse erscheinen nun im Fachjournal "Immunity".

Makrophagen gehen als "Fresszellen" im Körper auf Streife und dienen der Beseitigung von Eindringlingen. Nach den üblichen Vorstellungen in der Immunologie werden sie in zwei Gruppen eingeteilt: Erstens in "klassische" Makrophagen, die entzündliche Prozesse anfeuern.

Und zweitens in "alternative" Makrophagen, die Entzündungen herunterfahren. Dieses Dogma bringen nun Forscher der Uni Bonn mit ihren Kollegen an der Uniklinik Bonn, aus Worcester (USA) und Edinburgh (Schottland) ins Wanken.

"Viele Makrophagen passen nicht in dieses Schema", sagt Professor Joachim L. Schultze vom Life & Medical Sciences (LIMES) Institut der Universität Bonn. "Vielmehr steht dieses einfache Konzept innovativen Therapieansätzen im Weg."

Die Makrophagen reagieren nach den Ergebnissen der Forscher auf viele unterschiedliche Reize, zum Beispiel Botenstoffe, die sie auf höchst komplexe Weise verarbeiten.

Die Wissenschaftler haben mindestens neun verschiedene Formen gefunden, die mit ihren Waffen auf unterschiedliche Weise Eindringlinge bekämpfen. "Dies ist die Morgenröte für neue Therapieoptionen", sagt Schultze. Denn Makrophagen spielen bei vielen Krankheiten eine Rolle, wie Arteriosklerose, Fettleibigkeit, Diabetes, Asthma, Alzheimer und Krebs.

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