Neuer Rektor der Uni Bonn Michael Hoch soll auf Jürgen Fohrmann folgen

Bonn · Mit Spannung hat die Bonner Hochschulgemeinschaft die Neuwahl ihres Rektors erwartet: Gestern hat der Hochschulrat der Universität Michael Hoch zum Nachfolger von Jürgen Fohrmann als Rektor bestimmt.

Die Wahl muss am 11. Dezember noch vom Senat bestätigt werden.

Hoch ist Professor für Entwicklungsbiologe und Geschäftsführender Direktor des Limes-Instituts auf dem Campus Poppelsdorf. Der 53-Jährige wird voraussichtlich Anfang Mai die Nachfolge des Germanistik-Professors Fohrmann antreten, dessen Amtszeit dann nach sechs Jahren offiziell ausläuft. Fohrmann hatte eine erneute Kandidatur ausgeschlossen.

Mit Michael Hoch hat der Hochschulrat einen Wissenschaftler berufen, der bekannt dafür ist, unkonventionell zu denken. Letztlich wäre das Institut ohne seinen offenen Geist, auch interdisziplinär zu forschen, wohl niemals gegründet worden. Der Forscher, der auch international bestens vernetzt ist und beispielsweise mit seinem Institut eine Kooperation mit der renommierten Harvard University pflegt, hat Dienstfahrräder angeschafft und tritt bei Nikolausfeiern für die Kinder seiner Mitarbeiter auch schon mal im Bischofsgewand auf.

Und Hoch ist einer, dem viel an Kommunikation liegt. Gerade deshalb ist das Limes-Institut so aufgebaut, dass viele Räume zum Austausch geschaffen wurden. Kommunikation interessiert ihn aber schon von seinem Forschungsschwerpunkt her. "Regulation und Manipulation von biologischer Informationsübertragung in dynamischen Protein- und Lipidumgebungen" heißt der sogenannte Sonderforschungsbereich 645, den Hoch leitet.

Dabei geht es, vereinfacht umschrieben, um die Kommunikation von Zellen. Wenn die Kommunikation zwischen Zellen gestört ist, dann können beispielsweise Tumore wachsen. Wenn die Wissenschaftler besser verstehen, wie sich die Zellen untereinander austauschen und welche Rolle die Zellmembranen dabei spielen, werden sie irgendwann auch verstehen, woran solche Kommunikationsstörungen liegen und wie sie sich vielleicht beheben lassen. Dann könnte man sich, etwa mit Hilfe von Medikamenten, in dieses Kommunikationsnetz einloggen.

Hoch, 1961 in Singen geboren, studierte Biologie in Heidelberg und wurde 1992 an der Ludwig-Maximilians-Universität München promoviert. Anschließend ging er als wissenschaftlicher Assistent an das Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie nach Göttingen, wo er 1998 Leiter einer Nachwuchsgruppe wurde. Zwischenzeitlich habilitierte sich Michael Hoch an der TU in Braunschweig in Zellbiologie und Entwicklungsgenetik.

Die Universität Bonn berief den Naturwissenschaftler 1999 auf eine Universitätsprofessur (C4) für Molekulare Entwicklungsbiologie. Ab 2000 baute Michael Hoch gemeinsam mit Michael Famulok eben den Life and Medical Science (LIMES)-Verbund auf, der zur Gründung des LIMES-Instituts führte. Der verheiratete, zweifache Familienvater blickt auf viele Erfolge in Forschung und Lehre zurück. Hoch initiierte zahlreiche Forschungsverbünde und wirkte an weiteren mit, darunter das Bonner Forum Biomedizin, Forschergruppen, Graduiertenkollegs, Sonderforschungsbereiche und das Bonner Exzellenzcluster Immunosensation.

Das Wahlverfahren

Eine aus Mitgliedern des Senates und des Hochschulrats zusammengesetzte Findungskommission hatte die Rektorwahl vorbereitet und Michael Hoch aus einem Feld von rund einem Dutzend interner und externer Bewerber vorgeschlagen. Jetzt muss der Senat der Wahl zustimmen.

Die Ernennung erfolgt dann durch das Wissenschaftsministerium in Düsseldorf. Der neue Rektor wird den Gremien ein Team aus Prorektoren zur Wahl vorschlagen. Die Amtsübergabe soll Ende April 2015 stattfinden.

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