Entdeckung von Bonner Paläontologen Die ersten Federn waren nicht zum Fliegen da

BONN · Bonner Paläontologen finden heraus: Dinosaurier erreichten mit Gefieder eine Farbigkeit, die sie bei der Balz einsetzten.

 Nicht der Erste: Schon vor dem Urvogel Archaeopteryx (künstlerische Darstellung) trugen Dinosaurier Federn. Grafik: PA

Nicht der Erste: Schon vor dem Urvogel Archaeopteryx (künstlerische Darstellung) trugen Dinosaurier Federn. Grafik: PA

Federn waren zunächst nicht zum Fliegen da: Sie ermöglichten Dinosauriern eine Farbigkeit, die bei Partnerwahl und Fortpflanzungserfolg von Bedeutung war. Diese These vertreten Forscher der Universitäten Bonn und Göttingen in einem Beitrag, der jetzt im Fachjournal "Science" erschienen ist.

Vögel entstanden aus einem Zweig mittelgroßer Raubsaurier, den Theropoden. Zu denen gehören die beiden zweibeinigen Fleischfresser Tyrannosaurus rex oder auch die Velociraptoren, bekannt aus dem Hollywood-Film "Jurassic Park". Das Erstaunliche: Theropoden trugen Federn, konnten aber nicht fliegen. Das tat erst später der Urvogel Archaeopteryx.

"Bisher wurde die Evolution von Federn vor allem als Anpassung an das Fliegen oder die Warmblütigkeit betrachtet", erklärt die Erstautorin der Studie, Marie-Claire Koschowitz vom Steinmann-Institut für Geologie, Mineralogie und Paläontologie der Uni Bonn. "Mich hat keine dieser Ideen wirklich überzeugt. Es muss eine wichtige Eigenschaft geben, die Federn so einzigartig macht und dafür sorgte, dass sie sich rasant unter den Vorfahren unserer Vögel verbreiteten", sagt Koschowitz.

Die Forscherin wurde im Farbsehen der Dinosaurier fündig. Über die Analyse der Verwandtschaftsverhältnisse der Dinosaurier mit den Reptilien und Vögeln schloss die Wissenschaftlerin, dass Dinosaurier nicht nur über drei Farbrezeptoren für Rot, Grün und Blau verfügten wie das menschliche Auge. Sie konnten wahrscheinlich (ebenso wie ihre nächsten noch lebenden Verwandten, die Krokodile und Vögel) über einen zusätzlichen Rezeptortyp extrem kurzwelliges und ultraviolettes Licht sehen.

Die Evolution der Federn erscheint nun in neuem Licht: Große, flache Federn mit ihrer breiten Oberfläche ermöglichten eine konstante Lichtbrechung und damit die Entstehung sogenannter Strukturfarben - Farben wie Blau, Grün und metallisches Schimmern wurden möglich. Gleichzeitig boten die Federn ihren Trägern Wärmeisolation.

So konnten die Dinosaurier mit ihrem Federkleid prahlen und damit bei ihren Sexualpartnern punkten - und gleichzeitig warmblütig sein. "Etwas, was die Säugetiere nicht geschafft haben", wie Professor Martin Sander vom Steinmann-Institut der Bonner Universität betont.

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