Radiosender "bonnFM" Der Chefredakteur kommt durchs Fenster

BONN · Vor zehn Jahren gingen die Bonner Uniradios an den Start. Nach diversen Fusionen ist "bonnFM" übriggeblieben

 Auf den Stufen der alten Sternwarte: das Team vom Studentenradio. Von links: Katharina Weber (Ressort Nachrichten), Gavin Karlmeier (Geschäftsführer und Chefredakteur "Wort"), Laura Zingsheim (Musik), Thomas Frerix (Technik), Laura Dresch (Ausbildung).

Auf den Stufen der alten Sternwarte: das Team vom Studentenradio. Von links: Katharina Weber (Ressort Nachrichten), Gavin Karlmeier (Geschäftsführer und Chefredakteur "Wort"), Laura Zingsheim (Musik), Thomas Frerix (Technik), Laura Dresch (Ausbildung).

Foto: Thomas Kölsch

Ein Raum im Keller der Alten Sternwarte, hinten ein kleines Sendestudio. Nach und nach trudelt eine ganze Truppe junger Studenten ein, alles Mitglieder des Vorstandes von Radio "bonnFM", des einzigen verbliebenen studentischen Radiosenders von Universität Bonn und Hochschule Bonn-Rhein-Sieg seit der Fusion von "bonncampus 96,8" und "radio96acht" im Juli 2013.

Fünf Teilnehmer werden es insgesamt, eine unerwartet große Runde für ein Interview. Man stehe halt zusammen, sagt der Vorsitzende Thomas Frerix lachend, und wolle neue Wege gehen.

Offensichtlich im wahrsten Sinne des Wortes: Chefredakteur Gavin Karlmeier kommt kurzerhand durchs Fenster geklettert und grinst. Lockerheit macht bonnFM eben aus - doch der Sender will mehr. Und sieht sich auf einem guten Weg.

"Seit dem Zusammenschluss sind wir bereits viel seriöser und professioneller geworden", sagt Karlmeier. "Es ist natürlich von Vorteil, dass wir inzwischen mit einer Stimme sprechen und nicht länger zwei Sender mit einer fast identischen Verwaltungsstruktur sind. Früher hat man ja stolz vom “Bonner Modell„ gesprochen, bei dem sich zu Beginn sechs verschiedene Sender eine Frequenz geteilt haben, aber eigentlich war das alles Quatsch."

Widersprechen will ihm da niemand - nicht zuletzt, weil keiner der bonnFM-Mitglieder bei den Diskussionen 2005 mit dabei war, als das Uniradio in Bonn seine ersten vorsichtigen Schritte wagte.

Auch spricht die Geschichte für sich: Die ursprünglich sechs Radiogruppen hatten sich 2009 zu radio96acht und dem in Folge mehrfach ausgezeichneten bonncampus 96,8 zusammengeschlossen, die wiederum in bonnFM aufgegangen sind.

Von 7 bis 18 Uhr auf Sendung

"Unsere größte Aufgabe ist es nun, auf der einen Seite alle Studenten zu erreichen und gleichzeitig unser Profil zu schärfen", sagt Karlmeier. "Wir versuchen mittlerweile, von 7 bis mindestens 18 Uhr durchgehend auf Sendung zu sein, haben eine neue Webseite mit Streamingoption und Podcasts und vor allem exzellente Leute", fügt Frerix hinzu.

Und auch bei der Musik entwickelt sich nach und nach eine durchgehende Linienführung. "Ich denke, wir haben bereits eine frische Pop-Rock-Mischung zu bieten", erklärt Musikressortleiterin Laura Zingsheim.

"Bei uns hört man auch immer wieder Stücke von eher unbekannten Künstlern - dagegen würden wir auf keinen Fall Helene Fischer spielen." "Und wir strahlen manchmal auch Live-Konzerte lokaler Bands aus", wirft Karlmeier ein. "Das gibt es sonst in der Region nirgendwo."

Ziel ist Ausbildung in einem Medienbetrieb

Kerngedanke von bonnFM ist jedoch die Ausbildung in einem Medienbetrieb. "Bei uns ist Moderator eigentlich der höchste Status", erklärt die für diesen Bereich zuständige Redakteurin Laura Dresch. "Man fängt als Reporter an, wird dann irgendwann Co-Moderator und darf schließlich alleine auf Sendung."

200 Arbeitsstunden sind dafür angesetzt, die entsprechenden Praktika können sogar im Studium angerechnet werden. "Und es lohnt sich: Viele, die bei einem der alten Bonner Uni-Radios angefangen haben, sind inzwischen bei Radio Bonn/Rhein-Sieg oder auch EinsLive untergekommen", sagt Karlmeier.

Keine Nachwuchssorgen

Im Gegensatz zu manchen anderen studentischen Initiativen hat bonnFM daher derzeit auch keine Nachwuchssorgen. "Momentan sind wir etwa 40 bis 50 Leute", zählt Frerix durch, "und Anfang des Semesters werden wir sicherlich wieder viele Anfragen bekommen. Grundsätzlich suchen wir aber immer nach Mitarbeitern, da die Fluktuation studienbedingt recht hoch ist."

Um die Qualität der Ausbildung sowie des gesamten Senderkonzepts weiter zu steigern, sei zum zehnjährigen Bestehen des Uniradios in Bonn zudem ein Programmbeirat geplant.

Viele Freiheiten in der Programmgestaltung

"Wir stehen mit verschiedenen ausgebildeten Radioleuten in Kontakt, die Interesse haben, uns gewissermaßen als Schirmherren zur Seite zu stehen", erklärt Karlmeier. "Davon können wir nur profitieren. Gleichzeitig wollen wir den Moderatoren aber in der Programmgestaltung so viele Freiheiten wie möglich lassen und den Sender gemeinsam weiterdenken. Das ist für uns im Vorstand momentan eine sehr dankbare Arbeit."

Internet: bonn.fm

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