Studie von Bonner Forschern Bindungshormon könnte bei Angsttherapie helfen

BONN · Das "Bindungshormon" Oxytocin könnte bei der Therapie von Angststörungen helfen. Das hat ein Forscherteam unter Federführung des Bonner Universitätsklinikums in einer Studie gezeigt, die im Fachjournal "Biological Psychiatry" veröffentlicht wird.

Studienleiter Professor René Hurlemann von der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Bonner Uniklinik und seine Kollegen vom Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg und der Universität Chengdu in China testeten ihre Idee an 62 männlichen, gesunden Probanden.

Zunächst führten sie bei ihnen eine Angstkonditionierung herbei: Sie zeigten den Testpersonen Fotos von menschlichen Gesichtern und fügten ihnen bei 70 Prozent der Bilder über Elektroden an der Hand Elektroschocks zu. "Auf diese Weise wurden im Gedächtnis bestimmte Bilder mit einer Angsterfahrung verknüpft", so Hurlemann.

Dass die Verknüpfung eines bestimmten Fotos mit Schmerz tatsächlich im Gehirn der Probanden verankert war, erkannten die Forscher an zwei Indizien: Die Erwartung eines Elektroschocks zeigte sich durch vermehrten Angstschweiß. Zudem bewiesen Hirnscans, dass die "Angstregionen" im Hirn in diesen Situationen besonders aktiv waren.

In einem zweiten Schritt wurde der Hälfte der Probanden per Nasenspray Oxytocin verabreicht, die andere Hälfte bekam ein wirkungsloses Placebo. Schritt drei: Die Wissenschaftler leiteten eine Extinktion ein. Heißt: Sie gewöhnten den Testpersonen die Angst wieder ab, indem sie ihnen dieselben Bilder wie zuvor zeigten, allerdings ohne Elektroschocks.

Das Ergebnis: Bei den Männern unter Oxytocin-Einfluss war das Angstzentrum im Gehirn weniger aktiv als bei der Kontrollgruppe, furchthemmende Regionen hingegen waren erregter. Das Hormon hatte also eine angstlösende Wirkung. Die Wissenschaftler hoffen, dass Angstpatienten mit Hilfe des Oxytocins künftig schneller geholfen werden kann - und ein Rückfall unwahrscheinlicher wird.

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