Franchise-Wirtschaft legt zu Bonner Experte: Franchise-Nehmer scheitern seltener

BONN · Die rund 950 Franchise-Systeme wachsen in Deutschland moderat. Wie Felix Peckert, Chef des Bonner Branchendienstes Forum Franchise und Systeme, am Donnerstagabend in Bonn sagte, ist die Zahl der Franchise-Betriebe im vergangenen Jahr gegenüber 2013 um 3,1 Prozent auf rund 156.000 gewachsen.

Franchisebetriebe wie Backwerk expandieren mit Hilfe selbstständiger Unternehmer.

Franchisebetriebe wie Backwerk expandieren mit Hilfe selbstständiger Unternehmer.

Foto: dpa

Die Zahl der Partner stieg im Jahresvergleich um 2,3 Prozent auf rund 117.500 Unternehmer und die Zahl der Beschäftigten um 0,8 Prozent auf fast 703.000.

"Das ist eigentlich ein trauriges Ergebnis", sagte Peckert augenzwinkernd: "Denn Franchise kann viel mehr. Jährliche Wachstumsraten von zehn Prozent und mehr sind in Deutschland durchaus drin." Im Durchschnitt wurden im vergangenen Jahr nach Peckerts Angaben fünf neue Standorte erschlossen, häufig auch von bereits bestehenden Franchise-Partnern. Jeder neue Franchise-Partner investierte den Branchenangaben zufolge durchschnittlich 50.000 Euro. Insgesamt erwirtschaftete die Franchise-Branche im vergangenen Jahr einen Umsatz von mehr als 95 Milliarden Euro, 5,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. "In diesem Jahr könnte erstmals die Marke von 100 Milliarden Euro geknackt werden", so Peckert.

Beim Franchising expandiert ein Unternehmen, das sogenannte Franchise-System, nicht über Filialen, sondern mit Hilfe selbstständiger Unternehmer, die Betriebsstätten mit eigenem Geld aufbauen und Gebühren an ihren Franchise-Geber zahlen. Bekannte Beispiele sind McDonald's, Burger King, Nordsee, Fressnapf oder auch Tee Gschwendner aus Meckenheim.

Den Vorteil gegenüber Alleinunternehmern formuliert Peckert so: "Der Franchise-Partner kann auf ein erprobtes Unternehmenskonzept setzen und dadurch in der Regel deutlich besser und schneller am Markt Fuß fassen." Laut einer Studie seien rund 82 Prozent der Franchise-Partner nach drei Jahren noch am Markt aktiv.

Demgegenüber seien es nur 71 Prozent der unabhängigen Gründer. Auch ein Blick auf die Geschäftsaufgaben zeige, dass Franchise-Partner eine höhere Erfolgswahrscheinlichkeit hätten. Nach Schätzungen des Forums Franchise und Systeme 2015 etwa 6 000 Franchise-Partner (rund fünf Prozent) ihre Franchise-Partnerschaft beenden. Im gleichen Zeitraum würden nach Angaben des Instituts für Mittelstandsforschung voraussichtlich etwa 350 000 ungebundene Unternehmen (rund zehn Prozent) vom Markt verschwinden. Allerdings kämpft die Branche gerade nach dem jüngsten Burger-King-Skandal mit Imageproblemen.

"Die Franchise-Wirtschaft ist an der aktuellen Situation selbst schuld", meint Peckert. "Eigentlich müsste sie mit den mehr als 100.000 Erfolgsstorys leuchten - und nicht über die Entwicklung einiger weniger Franchise-Systeme erneut in der Schmuddelecke landen."

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