Restaurantkette Vapiano Bonn Zwischen Wachstum und Skandalen

BONN · Vor Jahren war es Subway, vor einigen Monaten Burger King, jetzt Vapiano - alle drei Beispiele aus der Systemgastronomie hatten ihre Negativschlagzeilen. Die jüngsten Vorwürfe gegen das Bonner Unternehmen Vapiano erschienen erst vor wenigen Tagen.

In einigen Betrieben sollen die Arbeitszeit-Angaben von Beschäftigten zu deren Lasten manipuliert worden sein. Arbeitsstunden seien nachträglich am Computer kleingerechnet worden. Dadurch habe man den Gewinn der jeweiligen Filiale höher getrieben in der Erwartung, dass die betroffenen Mitarbeiter das nicht bemerkten.

Solche Vorwürfe, die bisher nicht geklärt sind, geben der Meldung des Unternehmens über stark steigende Umsätze einen unangenehmen Beigeschmack. Allein im ersten Halbjahr stiegen die Umsätze der Pasta-Kette hierzulande um 15 Prozent - das beste Ergebnis seit der Gründung vor 13 Jahren, heißt es.

Weltweit legte das Bonner Unternehmen im ersten Halbjahr um 35 Prozent zu. Absolute Zahlen werden nicht genannt. 2014 lag der Umsatz bei 386 Millionen Euro, davon 175 Millionen in Deutschland.

Was an den Vorwürfen gegen die Gastronomiekette dran ist, lässt der neue Vapiano-Chef Jochen Halfmann derzeit prüfen. Falls nötig, will er Konsequenzen ziehen. Doch die grundsätzlichen Probleme in der Branche der Systemgastronomie bleiben.

In vielen Unternehmen fehle es an Betriebsräten, gut die Hälfte der Mitarbeiter habe befristete Verträge und der Kostendruck werde nach unten weitergegeben, fasst es Jonas Bohl, Sprecher der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) auf Anfrage zusammen.

Wieso es so selten Betriebsräte gebe in der Branche: "Wer nur befristet angestellt ist und ständig Angst um seinen Job hat, gründet in der Regel keinen", erklärt Bohl. Dazu komme, dass viele Mitarbeiter aus dem Ausland stammten: "Diese Mitarbeiter kennen häufig ihre Rechte als Arbeitnehmer in Deutschland nicht so gut. Auch bei Vapiano ist der Anteil der Beschäftigten mit ausländischer Herkunft hoch."

Bereits vor über zwei Jahren gab es Ärger zwischen der Belegschaft und Vapiano. Die NGG warf dem Unternehmen vor, die Bildung von Betriebsräten zu verhindern. Positive Beispiele in Bezug auf Betriebsräte seien McDonalds und Starbucks.

Die NGG setzt bei Vapiano auf den neuen Chef: "Wir hoffen, dass sich unter seiner Führung etwas ändert." Weiter entstünde starker Druck in der Branche durch das Franchisesystem. "Im Gegensatz zu einem herkömmlichen Gastronomiebetrieb wollen schließlich mehr Menschen daran verdienen", erklärt Bohl. Nicht nur der Namensgeber der Kette, sondern auch der Betreiber der Filiale.

Vapiano ist somit nur das aktuelle Beispiel für allgemeine Probleme in der Branche. Erst vor wenigen Monaten stand Burger King in der Kritik, weil es einer seiner Franchisenehmer mit Hygiene und Arbeitsbedingungen nicht so genau genommen hatte.

Einige Franchisenehmer warfen Subway vor Jahren wiederum vor, dass das Unternehmen sie über den Tisch ziehe. Die Branche ist nach Angaben des Bundesverband der Systemgastronomie noch immer auf Wachstumskurs.

Insgesamt arbeiteten rund 10.000 Beschäftigte in mehr als 150 Vapiano-Filialen der Gastronomiekette. In der Bonner Konzernzentrale sind rund 100 Menschen beschäftigt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort