Steep GmbH Zwischen Festival und Bundeswehr

BONN · Die Bonner Steep GmbH übernimmt Dienstleistungen für Autohändler, Bundeswehr, Konzertveranstalter und Gefängnis.

 Ein Chef, der in der Regel ohne Anzug auftritt: Steep-Eigentümer Matthias Möseler.

Ein Chef, der in der Regel ohne Anzug auftritt: Steep-Eigentümer Matthias Möseler.

Foto: Horst Müller

Bekannt ist Matthias Möseler in Bonn derzeit vor allem als Präsident des Bonner SC. Wenn er nicht gerade an der Regionalligatauglichkeit der Fußballmannschaft feilt, kümmert er sich aber vor allem um das Unternehmen, das ihm seit gut zwei Jahren gehört: Das Dienstleistungsunternehmen Steep GmbH mit Sitz in Dransdorf gehörte zuvor zum britischen Konzern Serco. Der 44-Jährige arbeitete dort früher als Geschäftsführer und übernahm die Firma im Rahmen eines Management-buy-outs.

Möseler ist mit der Entwicklung des Unternehmens seit der Übernahme zufrieden: "Steep ist bekannter, als die Serco GmbH es je war." Obwohl Steep sich auch von Geschäftsfeldern wie dem Gebäudemanagement getrennt habe, sei der Umsatz mit rund 110 Millionen Euro stabil. "Die verbliebenen Geschäftsfelder wachsen", so Möseler.

Das Unternehmen mit insgesamt knapp 700 Beschäftigten betreibt beispielsweise die teilprivatisierte Justizvollzugsanstalt im osthessischen Hünfeld. Der Vertrag umfasst die Versorgung der Gefangenen mit Essen und Trinken, den Betrieb der Werkstätten sowie die sozialpsychologischen und medizinischen Dienste. Vergangenes Jahr wurde der Vertrag um sechs Jahre mit einer Option auf drei weitere Jahre verlängert. "Seit 1. Mai haben wir auch die Werkbetriebe in der Justizvollzugsanstalt Berlin-Brandenburg übernommen", berichtet Möseler. Eventuell werde Steep dort künftig auch für die Arbeitstherapie zuständig sein.

Die Geschäftstätigkeit von Steep ruht auf mehreren Säulen: Andere Mitarbeiter des Unternehmens sind im Training von Händlern verschiedener Autokonzerne tätig. Auf dem Firmengelände in Dransdorf befindet sich die Harley-Davidson-University, wohin Mitarbeiter von Vertragswerkstätten der Motorrad-Firma zu technischen Schulungen kommen. Auch für Audi, BMW und Ford führe Steep Unterweisungen durch und betreibe Ausbildungszentren, auch in anderen Staaten. Berufliche Umschulungen und Fortbildungen übernimmt Steep für Behörden wie die Bundesagentur für Arbeit und die Bundeswehr. Erneuert hat Steep jüngst sein Hamburger Ausbildungszentrum. Bereits seit 1984 bietet das Ausbilderteam in Hamburg geförderte Umschulungs- und Weiterbildungslehrgänge für Metall- und Elektroberufe an.

Bei einigen Aufträgen, die Steep für die Bundeswehr abwickelt, ist Möseler zur Geheimhaltung verpflichtet. Die Bundeswehr, die Bundespolizei und der Grenzschutz gehören zu den langjährigen Kunden des Konzerns. Berichten darf er über sechs Radarsuchgeräte des Typs Groundmaster 406-F der Firma Thales, die die Bundeswehr gekauft hat. Die Steep GmbH unterstützt als Unterauftragnehmer Thales nicht nur bei der Installation der Radargeräte sowie der Anbindung an die bestehende Infrastruktur, sondern beteiligt sich auch am Training des Luftwaffen-Personals. "Afghanistan Mission Network Deutscher Nano-Point of Presence" heißt ein weiteres Projekt für die Bundeswehr. Die Steep GmbH hat ein IT-System entwickelt, das den Einsatzkräften weltweit die Verbindung und den Informationsaustausch ermöglicht. Insgesamt wurden 30 Systeme mittlerweile ausgeliefert.

Die Bereinigung auf dem Markt der Wehrtechnik, wo derzeit Firmenfusionen anstehen, könnte sich in den Augen von Möseler für Steep auszahlen: "Unsere Nische wird größer."

Am 1. Juni hat die Bonner Firma eine neue Tochtergesellschaft in den USA mit Sitz in Fairfax gegründet. "Ziel ist, räumlich näher an unsere Kunden und Partner in den USA heranzurücken", so Möseler. Gerade die Produkte aus dem IT-Bereich seien in den USA gut nachgefragt.

Auf ein neues Geschäftsfeld hat Möseler sich vorgewagt. Event IT nennt er das Geschäft, bei dem er beispielsweise die Besucher des Festivals Rock am Ring, das dieses Jahr noch auf dem Nürburgring stattfand, mit Armbändern ausgestattet hat, die ein bargeldloses Bezahlen möglich machen. Mit Hilfe von Funkchips sei es dadurch überflüssig, sein Portemonnaie beim Konzert dabei zu haben, so Möseler. Nicht genutztes Geld werde zurückerstattet.

In der Region ist Steep regelmäßig auf Jobmessen vertreten, um sich beim Fachkräftenachwuchs bekannt zu machen. Gerade im IT-Segment sei das wichtig, um gegenüber großen Firmen wie der Deutschen Telekom und Bechtle nicht in den Nachteil zu geraten.

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