Gewerbeanmeldungen in Bonn und RHein-Sieg-Kreis Weniger Gründungen in der Region

BONN · Die Gründungsdynamik in Bonn und der Region hat im vergangenen Jahr spürbar nachgelassen. Das geht aus Zahlen des Statistischen Landesamtes hervor.

 Das Gewerbegebiet Dransdorf hat wie viele andere in Bonn kaum noch freie Flächen.

Das Gewerbegebiet Dransdorf hat wie viele andere in Bonn kaum noch freie Flächen.

Foto: Volker Lannert

Bemerkenswert außerdem: Bonn verliert als Industriestandort an Bedeutung, während sich die Branche im Rhein-Sieg-Kreis positiv entwickelt.

Nach Angaben der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg standen im vergangenen Jahr 8556 Gewerbeanmeldungen 7982 Gewerbeabmeldungen gegenüber.

"Damit hat sich der Saldo gegenüber den Vorjahren doch deutlich abgeschwächt, wir verzeichnen aber immerhin noch mehr An- als Abmeldungen", sagte Karl Reiners, Bereichsleiter Existenzgründung/-sicherung der IHK: "Negativ ist insbesondere der Trend bei den Gewerbeanmeldungen."

In Bonn gingen die Gewerbeanmeldungen um 6,5 Prozent auf 2841 zurück; im Rhein-Sieg-Kreis betrug das Minus 3,4 Prozent auf 5715. Reiners: "Die Gewerbeanmeldungen sind im langfristigen Trend deutlich rückläufig. Der zur Zeit robuste Arbeitsmarkt in der Region und auch die veränderten gesetzlichen Rahmenbedingungen machen sich hier bemerkbar." Der Druck, sich selbstständig zu machen, sei nicht so groß wie in anderen Regionen.

IHK will in Schulen werben

Ferner hätten Existenzgründer aus der Arbeitslosigkeit keinen automatischen Anspruch mehr auf finanzielle Zuschüsse. Diese Leistung der Arbeitsverwaltung ist zu einer Kann-Leistung geworden. Außerdem wurde der Vermittlungsvorbehalt eingeführt. Existenzgründer bekommen keinen Zuschuss, wenn es in der entsprechenden Branche offene Stellen zu vermitteln gibt.

Reiners: "Das alles schlägt sich natürlich auch bei der Gründungsdynamik nieder." Die IHK wolle verstärkt schon in den Schulen für eine Selbstständigkeit werben und die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft in der Region verbessern.

Wie aus den Daten des Statistischen Landesamts weiter hervorgeht, ist die Zahl der Industriebetriebe und -beschäftigten in der Region im vergangenen Jahr leicht gestiegen. Die Betriebe mit 20 oder mehr Beschäftigten nahmen um vier auf 335 zu. Die Zahl der Beschäftigten stieg von 30 945 auf 31 082.

Dagegen ging der Umsatz leicht von 6,891 Milliarden Euro auf 6,810 Milliarden Euro zurück. "Auffällig ist die unterschiedliche Entwicklung in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis", kommentiert Stephan Wimmers, Geschäftsführer der IHK. Bonn verliert als Industriestandort an Bedeutung, die Zahl der Betriebe und der Beschäftigten ging jeweils um rund drei Prozent zurück.

Rhein-Sieg-Kreis stark

Im Rhein-Sieg-Kreis entwickelte sich die Industrie dagegen auch im Vergleich zum Landesdurchschnitt positiv. Sowohl die Anzahl der Betriebe (plus 2,2 Prozent) als auch die Beschäftigtenzahlen (plus 1,7 Prozent) legten zu. In NRW stieg die Anzahl der Betriebe und der Beschäftigten jeweils leicht an (plus 0,9 und plus 0,3 Prozent).

Wimmers: "Aufträge aus der Industrie sind nicht zuletzt die Basis für viele Dienstleistungsunternehmen und sorgen dort für Umsatz und Beschäftigung. Umgekehrt können moderne Industrieprodukte heutzutage nur mit entsprechenden begleitenden Dienstleistungen vermarktet werden. Industrie und Dienstleistungen befruchten sich im IHK-Bezirk Bonn/Rhein-Sieg und tragen zur Stärke des Standorts bei."

Für die Stadt Bonn komme hinzu, dass Industrieflächen mit ausreichendem Abstand zur Wohnbebauung kaum noch verfügbar seien. "Deshalb benötigen wir eine intensivere Kooperation mit den Kommunen im Umland. Gemeinsame Gewerbeflächen und die Zusammenarbeit beim Standortmarketing können hier zum Nutzen für die gesamte Region beitragen." Zudem müssten bestehende freie Flächen vor einer Umnutzung oder anrückender Wohnbebauung geschützt werden.

Steuern machen IHK Sorgen

Die IHK fordert auch Investitionen in die Infrastruktur (Straßen, Schiene, Breitband), um die Industrieunternehmen am Standort halten zu können. Wimmers: "Auch die weiterhin steigende Steuerbelastung durch höhere Grund- und Gewerbesteuern könnte sich in naher Zukunft nachteilig auf Ansiedlung und Verbleib von Unternehmen auswirken."

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