Ladenöffnungszeiten Vor 25 Jahren startete der "lange Donnerstag"

ESSEN/BONN · Mit Kinderrummel, Musikbands und Feuerwerk wurde der Start des "langen Donnerstags" vor 25 Jahren in vielen deutschen Innenstädten gefeiert.

 Bepackt: Der Samstag ist Haupt-Einkaufstag.

Bepackt: Der Samstag ist Haupt-Einkaufstag.

Foto: dpa

Doch am 5. Oktober 1989 war nicht die ganze Branche in Feierlaune: Die Ausweitung der Ladenöffnungszeiten war bereits damals ein heiß umstrittenes Thema. Kritiker und Befürworter liefern sich seitdem ein erbittertes Duell. Vor allem der wachsende Internet-Handel mit seinen Öffnungszeiten rund um Uhr setzt die Branche heute zunehmend unter Druck.

Wäre es nach manchen Kritikern gegangen, wäre der "lange Donnerstag" kurz nach dem Start wieder zu Grabe getragen worden. "Der Donnerstagabend ist tot", schimpfte etwa ein Vertreter einer großen deutschen Warenhauskette acht Monate nach der zunächst eher zaghaften weiteren Lockerung der Ladenöffnungszeiten.

Zuvor war nach heftigen Diskussionen die zunächst bis 21 Uhr geplante Verlängerung wieder gestutzt worden. Im Gegenzug für die schließlich vereinbarte Verlängerung der Öffnungszeiten an den Donnerstagen um zwei Stunden bis 20.30 Uhr wurden bei dem Kompromiss etwa Abstriche an den Samstagsöffnungszeiten gemacht.

Doch die Entwicklung war nicht mehr aufzuhalten: Nach einem eher zögerlichen Start, bei dem wegen des Vetos vieler Betriebsräte vor allem die großen Warenhäuser abseitsstehen mussten, ließen bald immer mehr Händler ihre Läden länger geöffnet. Vor allem in den Stadtzentren erwies sich die Idee als Erfolg.

Seit 2006 ist der Ladenschluss Ländersache. "Der HDE wendet sich gegen den Flickenteppich beim Ladenschluss, der die Verbraucher verwirrt", beklagt Geschäftsführer Kai Falk. Unterm Strich fällt die Bilanz des Branchenverbands eher ernüchternd aus. "Der Umsatz ist erwartungsgemäß nicht gestiegen", stellt Falk fest.

Der "lange Donnerstag" spielt im Einzelhandel mittlerweile keine Rolle mehr. Er sei zwar noch immer in den Köpfen, erklärt Jörg Hamel, Geschäftsführer des Einzelhandels- und Dienstleistungsverband Aachen-Düren-Köln, das sehe man daran, dass Verwaltungen zum Beispiel immer noch daran festhielten.

Doch der Kunde nutze den Donnerstags nicht mehr verstärkt. Dagegen sei heute der Samstag eher das, was früher der "lange Donnerstag" war. "Weil sich gesellschaftliche Strukturen geändert haben", so Hamel. Gründe seien veränderte Arbeitszeiten für Arbeitnehmer und längere Schulzeiten der Kinder. "Dennoch hat der lange Donnerstag damals die Ladenöffnungszeiten revolutioniert."

Öffnungszeiten

Das "Gesetz über den Ladenschluss" von 1956 erlaubte Geschäften in der Bundesrepublik montags bis freitags von 7 bis 18.30 Uhr zu öffnen. Samstags mussten sie um 14 Uhr schließen. Seit 1957 durfte am ersten Samstag im Monat bis 18 Uhr verkauft werden, seit 1960 auch an den vier Adventssamstagen.

1989 brachte der "lange Donnerstag" Öffnungszeiten bis 20.30 Uhr. Seit 1996 durfte wochentags bis 20 Uhr verkauft werden, samstags bis 16 Uhr. 2003 wurde Läden erlaubt, auch an Samstagen bis 20 Uhr zu öffnen. Seit 2006 haben viele Märkte von Montag bis Samstag bis 22 Uhr geöffnet, einige bis Mitternacht.

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