Kommentar Viel versäumt

Wer auch immer der künftige Eigentümer sein mag: Es sieht schlecht aus für Karstadt. Denn die traditionsreiche Kaufhauskette hat gleich an mehreren Fronten schwer zu kämpfen.

Da sind zum einen die internen Probleme: Manager wie Thomas Middelhoff und auch der bisherige Eigentümer Nicolas Berggruen hatten offenbar eher ihren eigenen Kontostand als den langfristigen Unternehmenserfolg im Auge. Durch den Verkauf von Immobilien und einiger Top-Standorte wurde die Gruppe immer weiter geschwächt, ein schlüssiges Geschäftskonzept und notwendige Investitionen fehlen.

Gleichzeitig leidet Karstadt unter dem Strukturwandel im Einzelhandel. Wer früher seine Einkaufsliste im Kaufhaus "abarbeitete", bestellt heute oft im Internet. Das haben auch Warenhaus-Konkurrenten wie Strauss Innovation schmerzhaft zu spüren bekommen.

Die klassischen Warenhäuser werden langfristig nur überleben, wenn sie zum einen ihr Online-Geschäft ausbauen und zum anderen die Kunden mit besonderen Einkaufserlebnissen in die Läden locken. Karstadt hat in beiden Punkten viel versäumt.

Leidtragende der Misere sind vor allem die Karstadt-Mitarbeiter, die mit viel Engagement für einen Wandel gekämpft und auf Gehalt verzichtet haben. Dass sich das eines Tages auszahlt, wäre ihnen zu gönnen. Wahrscheinlich ist es nicht.

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