B.A.D. in Beuel Unternehmen expandiert europaweit mit betrieblicher Gesundheitsvorsorge

BONN · Alternde Belegschaften, anspruchsvollere Tätigkeiten, Arbeitsverdichtung - viele Beschäftigte kämpfen mit gesundheitlichen Problemen; der Burnout ist auch in Deutschland zum Massenphänomen geworden. "Betriebliche Gesundheitsvorsorge wird wichtiger, und die Firmen investieren hier auch mehr", sagt Bernd Siegemund, Geschäftsführer der Bonner B.A.D.

Fit für den Job? Belastungstest beim Betriebsarzt.

Fit für den Job? Belastungstest beim Betriebsarzt.

Foto: Privat

Das Beueler Unternehmen profitiert davon. Es bietet bundesweit und in einigen europäischen Ländern Gesundheitsvorsorge und Sicherheitstechnik an. Mehr als 3000 Mitarbeiter sind dafür im Einsatz, Betriebsärzte, medizinische Mitarbeiter, aber auch Ingenieure, Psychologen und Pädagogen. Zu den rund 250.000 Kunden zählen unter anderem die Deutsche Telekom, die Bundesbank sowie Ministerien.

"Gerade Herzkreislaufprobleme kommen in letzter Zeit wieder", berichtet Siegemund. Psychische Erkrankungen hätten stark zugenommen, Rückenschmerzen seien aber nach wie vor die Nummer Eins bei den Beschwerden am Arbeitsplatz. Sorge bereitet den Arbeitsmedizinern Fettleibigkeit, vor allem in Stressberufen wie der Pflege. Die Arbeitgeber seien aber sensibilisiert.

Während die Firmen bis vor einigen Jahren fast nur die gesetzlich vorgeschriebenen Gesundheitsmaßnahmen bezahlt hätten, entfielen mittlerweile 40 Prozent vom B.A.D.-Umsatz auf zusätzliche Vorsorgeangebote, sagte Siegemund. Und dafür seien die Firmen auch bereit, mehr Geld zu zahlen. Womöglich lange Ausfallzeiten qualifizierter Mitarbeiter komme die Unternehmen teurer.

B.A.D. rechnet wegen der guten Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen in diesem Jahr mit einem weiteren Umsatzanstieg auf rund 190 Millionen Euro, doch auch den Bonnern fällt es inzwischen schwerer, Fachkräfte, vor allem Ärzte, zu rekrutieren. "Wir könnten stärker wachsen, aber wir finden die Leute nicht."

Für Siegemund liegt ein Problem darin, dass die Vorsorge nicht dem klassischen Bild eines Arztes entspricht: "Die Studenten wollen später eine richtige Diagnose stellen, die Krankheit behandeln und den Erfolg genießen, den Patienten geheilt zu haben. Das bleibt bei der Vorsorge aus." B.A.D. wirbt deshalb an Unis um Nachwuchs.

Außerdem seien im vergangenen Jahr die Tarife für die Beschäftigten erhöht worden. Das habe allerdings dazu geführt, dass sich der Jahresüberschuss von 4,1 Millionen auf 2,1 Millionen fast halbiert hat. Wesentlich mehr werde es auch in diesem Jahr nicht werden, denn B.A.D. will investieren.

Auf einem Grundstück in direkter Nachbarschaft zum Hauptstandort in Bonn soll ein neues Gebäude entstehen, so dass die 280 Bonner Beschäftigten näher zusammenrücken. Für ein einheitliches Erscheinungsbild der rund 190 Standorte bundesweit will B.A.D rund 15 Millionen Euro ausgeben.

Expandieren will das Unternehmen auch im europäischen Ausland, wo jetzt neun europäische Landesgesellschaften in Bulgarien, Italien, Österreich, Polen, der Slowakei, Tschechien, der Türkei, England und der Ukraine zusammen einen Jahresumsatz von etwa 14 Millionen Euro erzielen. Einzig die unterschiedlichen nationalen Regelungen für Vorsorgeuntersuchungen würden das erschweren.

"Es gibt teilweise signifikante Unterschiede darin, welche Untersuchungen durchgeführt werden müssen und wer diese ausführen darf", sagte Siegemund.

Die B.A.D. gehört acht Berufsgenossenschaften und einer Unfallversicherung.

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