Massenentlassungen befürchtet Stellenabbau im Bonner Aluminiumwerk

BONN · Der neue japanische Eigentümer will offenbar 82 von 340 Mitarbeitern im Presswerk entlassen. Die IG Metall ist empört.

Viele Besitzerwechsel hat das Aluminiumpresswerk im Bonner Norden erlebt.

Viele Besitzerwechsel hat das Aluminiumpresswerk im Bonner Norden erlebt.

Foto: Barbara Frommann

Nur wenige Monate nach der Übernahme durch den japanischen Baustoffkonzern Sankyo Tateyama soll es im Aluminiumpresswerk an der A555 im Bonner Norden zu Massenentlassungen kommen. Nach GA-Informationen sollen 82 von 340 Mitarbeitern ihre Arbeitsplätze verlieren.

Der Standort gehört zu den wenigen Industriebetrieben in der Stadt. Die IG Metall zeigte sich am Donnerstag auf Anfrage vom Ausmaß des beabsichtigten Stellenabbaus entsetzt. "Dieser Kahlschlag wird das Unternehmen in den Abgrund reißen", sagte Ralf Kutzner, erster Bevollmächtigter der IG Metall Bonn/Rhein-Sieg.

Beim Unternehmen selbst, das seit wenigen Wochen unter dem Namen Step-G firmiert, äußerte sich gestern auf Nachfrage niemand. Bei Step-G handelt es sich um die ehemalige Extrusionssparte von Aleris mit drei Werken in Deutschland, nämlich in Vogt (Landkreis Ravensburg), Bonn und Bitterfeld, einem Werk im belgischen Duffel sowie einem weiteren Standort in China.

Sankyo Tateyama hatte die Sparte für 35,5 Millionen Euro abzüglich 6,4 Millionen Euro Schulden im März diesen Jahres von Aleris übernommen. "Wir wünschen unseren bisherigen Mitarbeitern im Bereich Extrusion und dem Team von Sankyo Tateyama viel Erfolg für die Zukunft", hatte Steve Demetriou, Vorstandsvorsitzender von Aleris, anlässlich des Verkaufs der Sparte geäußert.

Jetzt kommt offenbar alles anders. Wie Kutzner auf Anfrage bestätigte, sollen am Freitag Verhandlungen über einen Sozialplan für die Mitarbeiter im Bonner Werk starten. Am Montag seien die Beschäftigten auf einer Betriebsversammlung informiert worden: "Das war für alle ein Schock."

Nach GA-Informationen leidet Step-G unter einer schwächer als erwarteten Nachfrage aus der Bahnindustrie. Hier liefert das Unternehmen Aluminiumrahmen für Waggons. Außerdem sollen die Produktionsprozesse in der Profilweiterverarbeitung so umgestellt werden, dass dort künftig weniger Mitarbeiter benötigt werden. Die Gewerkschaft sieht das kritisch: "Der Standort Bonn wird so nicht mehr wirtschaftlich arbeiten können", sagte Kutzner.

Die Abbaupläne sind nicht die erste Hiobsbotschaft für die Beschäftigten am Standort. 2009 war die Konzernmutter Aleris in die Insolvenz geschlittert, hatte jedoch Gläubigerschutz beantragt und sich aus eigener Kraft sanieren können.

Damals hatte der Bonner Standort noch 440 Mitarbeiter. Auch an Besitzerwechsel ist man an der Friedrich-Wöhler-Straße gewöhnt. Ursprünglich ein Werk von VAW Aluminium, ging der Standort in den 90er Jahren an die spätere britische Corus-Gruppe und 2006 an Aleris. Beim Betriebsübergang 2006 hatte es ebenfalls einen harten Arbeitsplatzabbau in Bonn gegeben.

Der neue Eigentümer Sankyo Tateyama ist ein führender Hersteller von Baustoffen und Aluminiumprodukten in Asien. Den Erwerb der Extrusions-Sparte von Aleris hatten die Japaner damit begründet, die nicht auf Baustoffe fokussierte Sparte auszubauen und die Geschäftstätigkeit außerhalb Asiens zu erweitern.

Die 1960 gegründete Sankyo Tateyama ist börsennotiert und erzielte mit rund 5700 Beschäftigten im zurückliegenden, am 31. Mai abgelaufenen Geschäftsjahr einen Umsatz von umgerechnet rund 2,15 Milliarden Euro.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort