US-Lieferant fordert Schadensersatz Solarworld soll Millionen zahlen

Bonn · Die Aktionäre der Bonner Solarworld AG sind leidgeprüft. Dennoch dürfte der erneute Kursrutsch Anfang der Woche den Solar-Anteilseignern die Laune verhagelt haben.

Alles nur ein Missverständnis? Solarworld-Chef Frank Asbeck sieht "schlecht recherchierte Berichterstattung in einigen Medien" als Ursache für die Verunsicherung an der Börse.

Alles nur ein Missverständnis? Solarworld-Chef Frank Asbeck sieht "schlecht recherchierte Berichterstattung in einigen Medien" als Ursache für die Verunsicherung an der Börse.

Foto: dpa

Am Montag sackten die Solarworld-Papiere um fast die Hälfte ihres Werts auf unter sechs Euro ab, um sich bis gestern Abend auf 8,86 Euro nur mäßig zu erholen.

Für Nervosität unter den Anlegern sorgte ein US-Gerichtsentscheid zu Forderungen eines Zulieferers: Bis zu 800 Millionen US-Dollar Schadensersatz verlangt der Silizium-Lieferant Hemlock von einer Solarworld-Tochter für nicht erfüllte Kaufvereinbarungen. Der Hintergrund: Als Silizium noch deutlich teurer war, hatte Solarworld langfristige Lieferungen mit Hemlock vereinbart.

Nachdem die Weltmarktpreise deutlich gesunken waren, trat Solarworld von der Kaufvereinbarung zurück. Der Konzern beruft sich dabei auf kartellrechtliche Regelungen. Ein US-Gericht wies diese Argumentation nun zurück.

Der Vorgang weckte Befürchtungen: Sollte der Bonner Konzern wirklich zu einer Schadensersatzzahlung in dreistelliger Millionenhöhe verurteilt werden, würde das für den Solarkonzern wegen knapper Kassen endgültig das Aus bedeuten. Die Prognose, 2015 wieder Gewinne zu erwirtschaften, musste das Unternehmen nach dem dritten Quartal zurücknehmen.

Über das Gesamtjahr bleibe Solarworld wegen "Verzögerungen bei der Umsetzung operativer Maßnahmen" in der Verlustzone, heißt es in einer Konzernmitteilung. Für das vierte Quartal des Jahres hofft man bei Solarworld allerdings wieder auf schwarze Zahlen.

Was die Börsianer bangen lässt, sieht man in der Bonner Konzernzentrale betont gelassen: Vorstandschef Frank Asbeck äußerte sich per Mitteilung zu "missverständlichen Medienberichten über den laufenden Rechtsstreit in den USA": Solarworld sehe keine höhere Risikoeinschätzung seit dem Prozessbeginn in den USA im März 2013. Trotz des deutlich gestiegenen Streitwerts bleibe die Wahrscheinlichkeit, an Hemlock zahlen zu müssen, sehr gering.

Solarworld setzt im Fall Hemlock weiter auf eine außergerichtliche Einigung, wie sie mit anderen Lieferanten schon getroffen wurde. Die finanziellen Belastungen für den Konzern hielten sich dabei in Grenzen, meist durften die Lieferanten bereits geleistete Anzahlungen als Entschädigung behalten, so das Unternehmen. Auch eine Einigung mit Hemlock werde die Solarworld-Kassen daher nicht überstrapazieren, hieß es.

Diese Zuversicht teilen Experten wie Roland Klose, Direktor der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, die das Unternehmen 2014 zum größten Kapitalvernichter des Jahres kürte. Klose hält den Kurssturz für eine Überreaktion. Die Forderung von Hemlock sei schon länger bekannt, eine Einigung hält er für realistisch. Das Vertrauen der Aktionäre dürfte allerdings nicht einfach zurückzugewinnen sein - mussten diese doch 2013 auf einen Großteil ihres Einsatzes verzichten, um den Konzern vor der Pleite zu retten.

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