Bonner Jahreswirtschaftsbericht So viele Jobs wie noch nie

BONN · Bonner Jahreswirtschaftsbericht: In zwölf Monaten kamen 2556 neue Arbeitsplätze hinzu. "Bonn ist erneut wirtschaftsstärkste Stadt in NRW", sagte Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch. Allerdings ist beim Gewerbe ein Rückgang zu verzeichnen.

Bonns ist Standort international bedeutender Unternehmen wie etwa der Telekom.

Bonns ist Standort international bedeutender Unternehmen wie etwa der Telekom.

Foto: Barbara Frommann

Die Kernbotschaft des am Donnerstag veröffentlichten Wirtschaftsberichtes 2015 der Stadt Bonn ist dieselbe wie im Vorjahr: "Bonn ist erneut wirtschaftsstärkste Stadt in NRW", sagte Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch, der das 92 Seiten dicke Hochglanzprodukt mit Victoria Appelbe, Leiterin der Wirtschaftsförderung, vorstellte. Allerdings: Für die Gewerbetreibenden könne noch mehr getan werden. Auch müsste allen, die demnächst noch zuziehen, genügend Wohnraum zur Verfügung stehen. Bei all den guten Zahlen bleibt ein weiteres Problem: Die hohen Schulden der Stadt, die an allen Ecken zum Sparen zwingen.

Jobs und Bevölkerung: Mit Stand Juni 2014 gab es einen neuen Höchststand an sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten, nämlich 163 663. Innerhalb eines Jahre sind 2556 Arbeitsplätze hinzugekommen. Gleichzeitig ist auch die Zahl der Einwohner gewachsen: Sie lag im Sommer 2014 bei 312 207. Ein halbes Jahr vorher waren es 920 weniger Bonner. "Wohin aber mit den vielen Menschen, die bis 2040 kommen sollen?", fragte Nimptsch. Dann sollen es 348 900 sein, so die Prognose. Etwa 91,4 Prozent aller Beschäftigten in Bonn sind Mitte 2014 im Dienstleistungssektor tätig. "Damit ist Bonn bundesweit einer der am stärksten ausgeprägten Dienstleistungsstandorte", teilt die Stadt mit. Zudem sichere die UN viele tausend Arbeitsplätze, so der OB. 25,3 Prozent aller Beschäftigten in der Stadt sind Akademiker. "84 000 Menschen haben einen Hochschulabschluss", sagte Nimptsch, der sich über den Verbleib der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Bonn freut. Der Arbeitsmarkt müsse durch dieses Wissen gefüttert werden. Die Arbeitslosenquote in Bonn lag vergangenes Jahr bei 7,2 Prozent, landesweit in NRW bei 8,2 Prozent.

Wirtschaftsleistung: 2014 erwirtschaftete jeder Beschäftigte in Bonn rein rechnerisch 83 395 Euro. Das ist der höchste Wert in ganz NRW, wo er im Schnitt bei 68 752 Euro liegt. Und selbst diese Zahl liegt noch 700 Euro über dem bundesweiten Durchschnitt, so das statistische Landesamt.

Wirtschaftsstruktur: Bonn ist ein Standort für internationale Firmen - nicht zuletzt dank der beiden Dax-Unternehmen Telekom und Deutsche Post DHL. Da kommt es laut Nimptsch aufgrund der weltweiten wirtschaftlichen Lage aber auch immer wieder zu Fluktuation beim Personal. Durch den Wegzug von Zurich-Versicherung und Haribo würden innerhalb von drei Jahren 1800 Arbeitsplätze verloren gehen. "Das macht was aus", aber da habe man oft keinen Einfluss auf die Unternehmen. Die gewerblichen Gründungen - wie in NRW insgesamt - sind auch in Bonn rückläufig, und zwar um minus 6,5 Prozent. Da gebe es noch mehr zu tun, so der OB. Es sei nicht gut für eine Stadt, wenn sie nur Büros hat.

Wirtschaftsförderung: Zahlreiche Kommunen der Regierungsbezirke Köln und Düsseldorf vermarkten sich als Metropolregion Rheinland. Auch Bonn macht mit und präsentiert sich auf der Messe Expo Real Anfang Oktober in München. Dieser Blick über den Tellerrand bedeutet auch, dass alle gemeinsam Probleme wie den Verkehr lösen sollten. Die Wirtschaftsförderung hat im vergangenen Jahr 763 Unternehmensvorhaben begleitet. Mit dem Poco-Möbelhändler würden in Buschdorf nun 70 Arbeitsplätze entstehen - und so auch mal im weniger hoch qualifizierten Bereich, sagte Victoria Appelbe, die "kluge Ideen" fördern will und zur Selbstständigkeit ermutigt.

Die Menschen kommen gern nach Bonn, auch wenn sie als Touristen wieder gehen. 2014 haben 54 000 Gäste an Stadtführungen teilgenommen. Und da wären noch die Defizite bei Beethoven: "Da haben wir die Stärke eines solchen Giganten noch längst nicht ausgeschöpft", sagte Nimptsch, der als scheidender OB gestern letztmals den Wirtschaftsbericht vorstellte.

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