"Möchte ich den Besten haben, muss ich dafür zahlen"

Unternehmensberater Alexander Insam vergleicht im Interview Gehälter von Managern mit denen von Fußballstars oder Schauspielern. Er berät unter anderem Banken und Versicherungen bei Vorstands- und Geschäftsführervergütungen. Mit Moritz Rosenkranz sprach er über die Vergleichbarkeit der Gehälter in Deutschland.

Alexander Insam kennt sich aus mit großen Gehältern.

Alexander Insam kennt sich aus mit großen Gehältern.

Foto: Repro GA

Diese Millionensummen, die Vorstandsvorsitzende von Dax-Unternehmen verdienen, sind das Netto- oder Brutto-Beträge?
Insam: Das sind Bruttolöhne. Daher freut sich auch Finanzminister Schäuble darüber. Diese Manager zahlen mit Abstand die meiste Lohnsteuer.

Post-Chef Frank Appel verdient rund 180 Mal so viel wie ein Briefträger. Ist seine Arbeit 180 Mal so viel wert?
Insam: Das dürfte sich mit Ausnahme der sicherlich längeren Arbeitszeit objektiv kaum bewerten lassen.

Dennoch ist der Unterschied sehr groß...
Insam: ...wie auch der Unterschied zu den Gehältern von Profisportlern oder Hollywood-Schauspielern. All diese hohen Gehälter entstehen, weil der Markt bereit ist, sie zu zahlen. Bei Unternehmen ist das ähnlich wie bei Fußballvereinen: Möchte ich den Besten haben, muss ich auch dafür zahlen.

Warum gibt es selbst bei den Bestverdienern so gravierende Gehaltsunterschiede?
Insam: Für die Höhe von Managergehältern spielen Qualifikation, Erfahrung und Wettbewerb - Angebot und Nachfrage an entsprechenden Kräften - die entscheidende Rolle. Auch hier lassen sich Parallelen zum Profifußball entdecken, wo es selbst zwischen Nationalspielern erhebliche Unterschiede geben kann. Und die Analogie geht weiter: Topmanager wird man in der Regel erst später im Berufsleben. Die Karriere dauert, wie bei Fußballern, in der Regel nur zehn bis 15 Jahre.

Sie haben viel mit Topverdienern zu tun. Spüren Sie bei denen eine Art "Angst vor dem Volk", weil es die immer weiter klaffende Lohnschere zunehmend beklagt?
Insam: Das habe ich noch nicht festgestellt. Natürlich gibt es Berufsgruppen, in denen sich die Löhne kaum verändern, etwa die Briefträger. Es gibt aber eine etwa gleich große Gruppe, die ich "Wissensarbeiter" nenne, Ingenieure oder Informatiker etwa, in der man zum gut bezahlten Experten werden kann.

Das Thema wird also zu hoch gehangen?
Insam: Wir Deutschen neigen traditionell schnell zur Neiddebatte. Wir haben durch unser demokratisches System einen sehr arbeitnehmerfreundlichen Markt. Die Gehälter bei den "Wissensarbeitern" oder auch den Fachkräften steigen, weil diese händeringend gesucht werden.

Die Dax-Manager stehen immer im Fokus. Wie steht es mit Familienunternehmen wie Haribo?
Insam: Zu einzelnen Unternehmen kann ich nichts sagen. Generell kann man sicher auch bei Firmen, die in Familienhand sind, als Manager viel verdienen. In der Liste der reichsten Deutschen liegen viele Familienunternehmer weit vor den Vorstandschefs, tragen dafür aber auch oft ein höheres unternehmerisches Risiko.

Zur Person

Alexander Insam (38) ist Partner bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG und bei KPMG Law. Er beschäftigt sich mit Strategie, Vergütungs- und Konfliktmanagementfragen. Der gelernte Arbeitsrechtler und Mediator arbeitet in Frankfurt und hat in Heidelberg, Frankfurt und Stanford studiert.

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