Staffelfahrt mit 70 Gespannen Milchbauern demonstrieren in Bonn

BONN · Die Milchbauern sind sauer. Mit dem derzeitigen Milchpreis sei ihre Existenz gefährdet, meinen sie. Deshalb hat der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) zu einer Reihe von Aktionen aufgerufen. Am Mittwoch demonstrierten sie vor dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft in Bonn.

 Marc aus dem Westerwald schüttet Milch vor dem Landwirtschaftsministerium aus.

Marc aus dem Westerwald schüttet Milch vor dem Landwirtschaftsministerium aus.

Foto: Roland Kohls

Vom Ministerium ließ sich niemand blicken. Doch die Milchbauern, die mit rund 70 Gespannen in einer Staffelfahrt aus ganz Nordrhein Westfalen und sogar aus Niedersachsen und Belgien angereist waren, machten trotzdem ihren Unmut über den stark gesunkenen Milchpreis Luft. Sie warfen dem Landwirtschaftsminister Christian Schmidt Untätigkeit vor.

Es sei das dritte Mal innerhalb kürzester Zeit, dass es brennt, sagte Michael Braun vom Bundesverband der Milchviehbauern. "Jetzt ist Schluss mit lustig", rief er und kündigte eine Reihe von Aktionen an. Die Aktionen werden morgen nicht zu Ende sein. Der BDM-Sprecher Hans Foldenauer wies darauf hin, dass der Verband keine Subventionen fordere. "Für unser Konzept wird kein Cent Steuergeld benötigt", sagte er. Es sei lächerlich, dass man sich darum streiten müsse, dass ein Glas Milch drei bis vier Cent mehr kosten müsse, damit die Milchbauern überleben. "Milchmarkt gestalten statt Krisen verwalten" lautete die Losung, die viele Traktoren schmückte.

Der Milchpreis ist um zehn Cent im Vergleich zum Vorjahr gefallen. Das seien insgesamt drei Milliarden Euro Verlust für die Milchviehbetriebe in Deutschland und den ländlichen Raum, so der BDM. Der Verband fordert ein Marktkrisenmanagement, das die Milchmengen nach einer Frühwarnung zeitlich befristet deckelt - sozusagen eine Milchquote bei schlechten Zeiten. Doch die Bundesregierung und der Landwirtschaftsminister weigerten sich die aktuelle Krise überhaupt anzuerkennen und über Kriseninstrumente nachzudenken. "Minister Schmidt und Kanzlerin Merkel & Co. machen Milcherzeuger K.O.", stand auf einem anderen Plakat.

Ihrem Unmut über die Milchpreise machten die Bauern Luft, indem sie verdorbene Milch auf das Gelände des Ministeriums gossen. Und drei Ladungen Mist lieferten sie vor dem Haupttor der Behörde ab. Die deutschen Landwirte sind in den vergangenen Jahren von mehreren Milchkrisen getroffen worden. Diesmal liegt der Preissturz vor allem an der Abschaffung der Milchquote. Seit April schreibt die EU den Bauern nicht mehr vor, wie viel sie produzieren dürfen. Jetzt ist zu viel Milch auf dem Markt. Für einen Liter bekommen die deutschen Bauern zurzeit nur rund 26 Cent. Sie fordern 40 Cent, um kostendeckend produzieren zu können.

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