Chauffeurunternehmen in Bonn Mark Schüler hat ein Dienstleistungsunternehmen aufgebaut

BONN · Die Witwe eines Textilfabrikanten war die Arroganz in Person, und das bekam ihr Chauffeur, der Farbige Hoke zu spüren. Der US-Film "Miss Daisy und ihr Chauffeur" bedient manches Klischee. Der Alltag von Chauffeur Mark Schüler sieht anders aus.

 Der Bonner Chauffeurunternehmer Mark Schüler (l.) und sein Mitarbeiter Jörg Kopp, der zum Chauffeur des Jahres gekürt wurde, hier vor dem Bonner Landesmuseum.

Der Bonner Chauffeurunternehmer Mark Schüler (l.) und sein Mitarbeiter Jörg Kopp, der zum Chauffeur des Jahres gekürt wurde, hier vor dem Bonner Landesmuseum.

Foto: Axel Vogel

Eher selten habe er es mit Champagner trinkenden Luxusliebhabern zu tun, erklärt der 35 Jahre alte Geschäftsführer der Bonner Firma Premium Drive. Diese hat sich auf Chauffeurdienste spezialisiert. Dem Gros seiner Auftraggeber gehe es darum, "die Fahrten zu nutzen, um im Auto zu arbeiten". Zudem bescheinigt Schüler seinen Kunden, zu denen Prominente ebenso zählen wie Geschäftsleute und Politiker, "fast nie herablassend zu sein". Was er an seiner Arbeit schätzt: "Sie ist überaus vielfältig."

Die Spannweite reicht von Fahrten für TV-Produktionen wie "Verbotene Liebe" über das Chauffieren von Managern bis hin zu Touristenfahrten. "Die Zahl der Privatkunden nimmt zu", sagt Schüler. Dass seine 2006 gegründete Firma floriert, schreibt er seinen 15 Mitarbeitern zu, die das Kapital des Unternehmens seien.

Neben der Affinität für Autos sollten die Charaktereigenschaften stimmen. Chauffeure müssen laut Schüler diskret sein, Einfühlungsvermögen besitzen, Englisch sprechen und geschliffene Manieren haben. In Reinkultur scheint Schülers Mitarbeiter Jörg Kopp dieses Anforderungsprofil zu erfüllen: Nicht von ungefähr wurde der 54-Jährige vom Bundesverband der Chauffeur & Limousinen Service Unternehmen in Deutschland unlängst zum "Chauffeur des Jahres" gewählt.

Wer sich mit Kopp unterhält, merkt schnell: Der Bonner liebt seinen Beruf. Rund drei Millionen Kilometer hat der gelernte Kfz-Mechaniker, der als 23-Jähriger seinen Chauffeurdienst begann, auf dem Buckel. Der ehemalige französische Staatspräsident François Mitterrand gehörte ebenso zu den Fahrgästen wie Ex-Fußballstar Lothar Matthäus. Kopps Erfahrungen mit der Prominenz fallen positiv aus: "Ich bin Chauffeur, kein Fahrer. Das empfinden die meisten Kunden genauso."

Der Beruf gehe eher in die Richtung eines Assistenten, bestätigt sein Chef Schüler. Letzterer wollte Volkswirt werden und hatte vor 14 Jahren mit einem Nebenjob begonnen, Geld fürs Studium zu verdienen: Der WDR in Köln suchte einen Chauffeur als Aushilfe. Aus 20 Stunden im Monat wurden 200 Stunden und bald chauffierte Schüler den damaligen Intendanten Fritz Pleitgen.

Den erlebte er als "faszinierende Persönlichkeit". Vor acht Jahren gründete er dann mit einem Partner sein eigenes Unternehmen. Das zählt zu einer Größe in der Branche, macht nach eigenen Angaben einen Umsatz im einstelligen Millionenbereich und verfügt mit derzeit 14 konzessionierten Autos laut Schüler über "die größte Flotte in NRW".

Doch weniger auf den Komfort etwa einer Mercedes Benz S-Klasse kommt es laut Schüler an als auf die Fahrer: "Wir brauchen in dem Geschäft Persönlichkeiten." Die sollten die Bedürfnisse ihrer Gäste im Fonds quasi lesen können. "So muss man auch Stunden schweigen können", betont Marc Fiedler, ein Marketing-Fachmann, der seit zwei Jahren für Schüler arbeitet.

Auch gilt es, manch ungewöhnliche Situation zu meistern: So lud ein Milliardär aus Japan seinen Chauffeur zu einem Neun-Gänge-Menü in ein Pariser Luxushotel ein. Aber es gibt auch andere Kunden. "Schwierig sind manchmal die aus dem mittleren Management", so Schüler. Bei diesen sei der Geltungsdrang besonders stark ausgeprägt.

Die Erfahrung zeigt, dass bei den Fahrten eine Gemeinschaft wächst. So begleitete Marc Fiedler ein Paar aus den USA in die Gegend von Heidelberg: "Dort sind wir auf Suche nach den Spuren ihrer Familie gegangen", erinnert er sich.

Am Ende wurde das Trio fündig: "Im Standesamt hat man uns Familienurkunden kopiert", so Fiedler, bei dem die Tour bleibende Eindrücke hinterließ. Ein Stück weit war es so gekommen wie am Ende des Streifens "Miss Daisy und ihr Chauffeur". Aus Chefin und Fahrer wurden so etwas wie Vertraute. So weit wie im Film lässt es Schüler also nicht kommen: "Distanz muss in dem Job immer sein."

Die Branche in der Region

Im Kammerbezirk der IHK Bonn/Rhein-Sieg sind im Bereich Chauffeur-Dienste 17 Firmen im Handelsregister eingetragen. Im Kleingewerbebereich auf Basis eines Gewerbescheins sind 84 Unternehmen erfasst, wobei die Branchenbezeichnungen der Kammer "Mietwagen mit Fahrer" und "Personenbeförderung im Landverkehr (ohne Taxi)" lauten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort