Prozess in Bonn Letzter Akt der Telekom-Spitzelaffäre

BONN · Die Bespitzelungsaffäre bei der Telekom, die 2008 bekannt wurde wurde und hohe Wellen schlug, beschäftigt seit Freitag erneut das Bonner Landgericht.

 Im Gerichtssaal: Der Angeklagte und sein Anwalt Martin Kretschmer.

Im Gerichtssaal: Der Angeklagte und sein Anwalt Martin Kretschmer.

Foto: Volker Lannert

Dreieinhalb Jahre nach Abschluss des ersten Strafprozesses gegen den damaligen Telekom-Sicherheitschef und zwei Mitarbeiter steht nun der Mann vor derselben 3. Großen Strafkammer des Landgerichts, dessen Firma die ausspionierten Daten ausgewertet und dafür 700.000 Euro kassiert haben soll.

Ihm wird ihm Verletzung des Post- und Fernmeldegeheimnisses vorgeworfen. Und versuchte Nötigung. Durch die kam der Stein der Ermittlungen ins Rollen. Hätte der 58-Jährige sich damals mit dem Geld, das er erhalten hatte, begnügt, hätten mehr als 60 Bespitzelungsopfer, darunter auch eine Reihe von Journalisten, nie erfahren, dass sie ausspioniert worden waren.

Doch als die Telekom sich 2008 weigerte, eine sechsstellige Rechnung des 58-Jährigen zu begleichen, drohte der, die Medien zu informieren. Die Telekom zeigt ihn an, das Ermittlungsverfahren kam in Gang. Der Rest ist Geschichte: Die Ermittlungen gegen die als Auftraggeber der illegalen Bespitzelung ebenfalls im Verdacht stehenden Ex-Telekommanager Klaus Zumwinkel und Kai-Uwe Ricke wurden aus Mangel an Beweisen eingestellt, der Ex-Sicherheitschef wurde am 30. November 2010 zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt, und die Verfahren gegen die beiden anderen Telekom-Mitarbeiter wurden gegen Auflagen von jeweils 6000 Euro eingestellt.

Nur das Verfahren gegen den 58-jährigen Chef der IT-Firma blieb unerledigt. Der Grund: Der Mann war so ernsthaft erkrankt, dass er noch bis vor kurzem als nicht verhandlungsfähig galt. Krank ist er immer noch, er hat weitere Operationen vor sich, wie er erklärte, aber er sei verhandlungsfähig und will endlich mit der Sache abschließen. Und gab gleich zu Beginn der Verhandlung die Vorwürfe zu. Das hatte er bereits im Ermittlungsverfahren getan, und deshalb, so Kammervorsitzender Klaus Reinhoff, sei es bedauerlich gewesen, dass er im Prozess 2010 nicht habe dabei sein können.

Der 58-Jährige lässt durch seinen Anwalt Martin Kretschmer erklären, wie 2005 alles anfing: Man wollte den Maulwurf bei der Telekom fangen, der die geheimen Wachstumspläne der Telekom an die Medien verraten hatte. Ricke und Zumwinkel beauftragten den Sicherheitschef, die undichte Stelle zu finden. Der beauftragte den 58-jährigen, und unter den Tarnnamen "Rheingold" und Clipper" liefen die Aktionen an.

Der Angeklagte erklärte am Freitag: Ihm sei gesagt worden, sie seien von der Chefetage abgedeckt gewesen. "Sonst hätte ich die Aufträge gar nicht angenommen." Aber er gibt auch zu: Die Sache sei völlig ausgeufert. Und Richter Reinhoff, der auch den Telekom-Spitzel-Prozess 2010 führte, kommentiert mit Blick auf sie NSA-Spitzelaffäre: "Was 2010 unvorstellbar schien, sieht 2014 ganz anders aus." Aufgrund des Geständnisses des Angeklagten verzichtet die Kammer auf Zeugen und will bereits am Dienstag ihr Urteil sprechen.

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