Gründertag in Bonn Jungunternehmer treffen auf Kapitalgeber

BONN · Biete Geschäftsidee - suche Geld: Der Gründerfonds hat am Mittwoch 800 Gäste versammelt, die beim "Family Day" in Bonn Geschäftskontakte knüpfen sollten.

 Kontaktbörse für Unternehmer: 800 Gründer und Investoren trafen sich in Bonn.

Kontaktbörse für Unternehmer: 800 Gründer und Investoren trafen sich in Bonn.

Foto: HTGF/Alfred Krauss

"Jetzt kommen der Ulf, der Steffen, der Karl und der Andreas auf die Bühne", ruft der Moderator mit Gelfrisur und dem Hipster-Bart. Die Aufregung in seiner Stimme steigert sich. "Sie stellen Euch ihre coolen Geschäftsideen vor."

Vier Anzugträger stürmen auf das Podium. Eine Minute hat jeder der Jungunternehmer Zeit, um mögliche Investoren im Saal des Bonner Kameha-Hotels für seine Firma zu begeistern. Eine Minute, die über Erfolg oder Misserfolg ihres Unternehmens entscheiden könnte. Eine Minute, die ziemlich kurz sein kann. Etwa, wenn es um Entwicklungen aus der Biotechnologie geht. "Also, wir brauchen nur einen Tropfen Blut, um daran 30.000 Messungen durchzuführen", sagt "der Andreas" von der Kölner Firma Ayoxxa Biosystems. "Cool", entgegnet der Moderator. "Und wie können Kunden herausfinden, dass es Euch überhaupt gibt?"

Zumindest mögliche Geldgeber sollen durch die Schnellvorstellungen der Jungunternehmer aufmerksam werden. Der High-Tech Gründerfonds hat am Mittwoch 800 Gäste versammelt, die beim "Family Day" in Bonn Geschäftskontakte knüpfen sollten. "Es ist die größte Veranstaltung dieser Art in Deutschland", sagt Fonds-Sprecherin Stefanie Zilikens. Die Teilnehmer - fast nur Männer - tragen übergroße Namensschilder über Krawatte und Anzug.

Die Rollen sind klar verteilt: Da sind die jungen, dynamischen mit vielen Ideen und wenig Geld. Auf der anderen Seite die grauhaarigen Herren, die Finanzinvestoren auf Einkaufstour. Sie haben die Wahl: Lohnt sich der Einstieg bei dem Software-Entwickler, der Kundenkarten von Einzelhändlern in einer Handy-App zusammenführt und digitalisiert? Oder doch lieber die jungen Wissenschaftler, die einen Schnelltest für Gebärmutterhalskrebs entwickelt haben, der eindeutiger als alle bisherigen Methoden sein soll?

Wer als Gründer leer ausgeht, kann sich in Bonn zumindest mit Tipps von denen trösten, die es schon geschafft haben. Von Karl-Erivan Haub zum Beispiel. Haub gehört als Besitzer und Chef der Tengelmann-Gruppe zu den 200 reichsten Menschen der Welt. Auch als Erbe des fast 150 Jahre alten Supermarkt-Imperiums (Tengelmann, Kik, Tedi, Obi) sieht er sich als Gründer. "Wir haben uns als Familienunternehmen immer wieder neu erfinden müssen, um zu überleben", berichtet er dem Gründer-Nachwuchs. Erst habe Tengelmann im 19. Jahrhundert den Wechsel von den Marktplätzen in feste Ladenlokale erlebt, später die "Revolution des Selbstbedienungsgeschäftes", heute die Herausforderungen des Online-Handels. Tengelmann habe nicht nur "Rudis Resterampe" erfunden, sondern auch "Pizza Hut". "Das weiß kaum jemand", sagt Haub. Die Jungunternehmer schweigen beeindruckt.

Und dann verrät der Tengelmann-Milliardär sein Geheimrezept. Es ist weder "cool", noch erfordert es einen Internet-Anschluss. "Die Buchhaltung muss stimmen, und Sie brauchen einen guten Steuerberater", ruft Haub in den Saal. "Sonst gehen Sie mit der besten Geschäftsidee unter."

High-Tech-Gründerfonds:
Der High-Tech-Gründerfonds soll Unternehmensgründer in Technologie-Branchen mit Finanzierung und Beratung unterstützen. Der Fondsmit Sitz in Bonn wurde 2005 auf Initiative des Bundeswirtschaftsministeriums gegründet und finanziert sich aus öffentlichen Mitteln und durch private Investoren. Beteiligt sind unter anderem Konzerne wie Telekom, Post, Bosch und BASF. Der Fonds stellt in zwei Tranchen insgesamt knapp 600 Millionen Euro zur Verfügung

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