Deutsche Post DHL Gewinn bricht um 90 Prozent ein

Bonn · Das Jahr 2015 ist für die Post kein leichtes. Der Fehlgriff bei der Auswahl des neuen Computersystems und die Nachwirkungen des Streiks belasten den Bonner Konzern.

 Frachtcontainerverladung vom Lkw auf die Schiene.

Frachtcontainerverladung vom Lkw auf die Schiene.

Foto: Deutsche Post

Gestern verkündete Post-Chef Frank Appel einen massiven Gewinneinbruch für das dritte Quartal: Der Konzerngewinn stürzte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 468 Millionen Euro auf 49 Millionen Euro - ein Absinken um fast 90 Prozent. Das operative Ergebnis verlor über 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Lag das Ebit im vergangenen Jahr noch bei 677 Millionen Euro, sind es im dritten Quartal dieses Jahres nur noch 197 Millionen Euro. Der Umsatz ist dagegen um drei Prozent auf 14,4 Milliarden gestiegen.

Bereits Ende Oktober hatte Deutsche Post DHL ihre Gewinnprognose für das gesamte Jahr radikal gekappt (wir berichteten). Kosten in Höhe von 345 Millionen Euro muss der Konzern für die ersten neun Monate in Zusammenhang mit dem problematischen Umbau der Computerprogramme in der Frachtsparte DHL Global Forwarding verbuchen. Derzeit prüft der Konzern, wie es mit der Weiterentwicklung der IT-Landschaft weitergehen soll.

Demnach werden sowohl weiter Lösungen mit dem bisherigen Partner NFE geprüft als auch ohne. Möglich sei es, die bisherigen Systeme zu verbessern. Durch die Computerprobleme hatte im April bereits Vorstandsmitglied Roger Crook das Handtuch geworfen. Bisher stehe noch kein Nachfolger fest, sagte Post-Chef Appel gestern bei der Präsentation der Quartalszahlen. Solange bleibe die Frachtsparte Global Forwarding "Chef-Sache".

Zu den Einbußen durch die IT-Umstellung kommen weitere Einmaleffekte, die insgesamt mit Kosten in Höhe von 200 Millionen Euro angesetzt sind. Darunter fallen unter anderem die im Tarifabschluss vereinbarten Zahlungen an die Postbeamtenversorgungskasse und Kosten für rechtliche Auseinandersetzungen, die der Vorstand gestern bei der Präsentation der Quartalszahlen im Bonner Post Tower nicht näher erläuterte.

Post-Chef Frank Appel sagte gestern: "Das Ergebnis ist belastet, aber es sind Aufgaben in die Zukunft." Die Post sei robust gegen starke wirtschaftliche Veränderungen, 2015 sei ein "Übergangsjahr". Daher hält der Konzern auch weiterhin an seinen Prognosen für das kommende Jahr fest: Ende 2016 soll nach wie vor ein operativer Gewinn von 3,4 bis 3,7 Milliarden Euro stehen. Für das laufende Jahr geht der Konzern nur noch von einem operativen Konzerngewinn in Höhe von mindestens 2,4 Milliarden Euro aus. Vorher hatte die Post 2,95 bis 3,1 Milliarden Euro angepeilt.

Im kommenden Jahr soll auch die Portoerhöhung positive Effekte bringen. Ein Standardbrief kostet ab Januar 70 Cent. Außerdem will die Post mit ihren Paketkästen Erfolge erzielen. Seit mehr als einem Jahr installiert der Konzern Paketkästen. Doch auch die Konkurrenz schläft nicht.

Hermes, DPD und GLS haben ein anbieterneutrales Paketkasten-System entwickelt. Für die Post ist das keine Option, wie Vorstandschef Appel gestern erklärte: "Wir wollen keine gemeinsamen Paketkästen, weil wir davon überzeugt sind, dass wir das bessere Produkt haben." Genaue Zahlen, wie viele Paketkästen die Post bisher verkauft habe, wollte Appel allerdings nicht nennen.

Auch die Fusion von TNT und Fedex sieht Appel entspannt: "Das hat uns nicht überrascht. Wir werden sehen, wie gut diese Transaktion gelingt."Bis 2020 will die Post ihren operativen Gewinn um durchschnittlich mehr als acht Prozent jährlich steigern.

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