Wolfgang Klein Die Postbank und ihr früherer Chef

BONN · Man sieht sich immer zweimal im Leben: Diese alte Weisheit könnte auch für die Postbank und ihren früheren Chef Wolfgang Klein gelten. Klein ist mittlerweile stellvertretender Vorstandsvorsitzender der österreichischen Bank Bawag und dort für Privatkunden sowie kleine Unternehmen zuständig.

 Begleitet die Entwicklung der Postbank mit Interesse: Wolfgang Klein.

Begleitet die Entwicklung der Postbank mit Interesse: Wolfgang Klein.

Foto: dpa

Die Bawag gilt als ernsthafter Kaufinteressent für die Deutsche-Bank-Tochter. Angeblich ist das Wiener Institut bereit, bis zu 4,5 Milliarden Euro für die Postbank zu zahlen. Das österreichische Institut gehört mehrheitlich dem US-Finanzinvestor Cerberus, der für die nötige Finanzkraft bei einem Kauf sorgen könnte. Die Postbank hatte zuletzt eine Bilanzsumme von 155 Milliarden Euro, die Bawag lag bei knapp 35 Milliarden. Beide Häuser vertreiben ihre Finanzprodukte unter anderem über Postschalter.

Wolfgang Klein, Vorstandschef von 2007 bis 2009, war unter nie ganz geklärten Umständen bei der Postbank ausgeschieden. Offiziell wurde "unterschiedliche Auffassungen über die künftige Geschäftspolitik des Instituts" als Grund angegeben. Schlagzeilen machte ein millionenschwerer Sonderbonus, der ihm zuvor trotz schlechter Geschäftszahlen angeboten worden war. Klein hatte daraufhin angeboten, ein Jahr lang für nur einen Euro zu arbeiten, war aber dann ausgeschieden.

Die Postbank-Vorstände hatten für 2008 einen satten Sonderbonus erhalten, um sie nach dem Einstieg der Deutschen Bank zum Bleiben zu bewegen. Da die Bank einen Verlust von fast einer Milliarde Euro erzielte, stießen die Zahlungen auf Missfallen. Nach seinem Vorschlag, für nur einen Euro zu arbeiten, erhielt er dann aber für 2009 450.000 Euro Gehalt und eine Abfindung von 2,94 Millionen Euro.

Privat steht Klein Bonn weiterhin nahe: Laut Süddeutscher Zeitung pendelt er jede Woche von Bonn nach Wien und hat mit seiner Familie ein Haus nicht weit entfernt vom Bonner Hauptsitz der Postbank.

Der 1964 in Bottrop geborene Klein war zunächst Unternehmensberater bei McKinsey. Von 1996 bis 1998 war er bei der Dresdner Bank, bevor 1998 als Geschäftsführendes Vorstandsmitglied zum Deutschen Sparkassen- und Giroverband wechselte. 2001 wurde er in den Vorstand der Postbank gewählt, wo er unter anderem für den Mobilen Vertrieb und das Marketing zuständig war. Nach dem Rücktritt von Wulf von Schimmelmann 2007 wurde er dessen Nachfolger.

Die früher gewerkschaftseigene Bawag hatte sich 2006 in der Karibik verspekuliert und war an den Finanzinvestor Cerberus verkauft worden. 2010 hatte das Institut eine Kooperation mit der österreichischen Post bekannt gegeben. Seitdem werden in 500 Filialen Bank- und Postdienste angeboten.

Die Deutsche Bank hatte Ende April angekündigt, sich von der Postbank trennen zu wollen: "Die Bank plant, die Postbank wieder an die Börse zu bringen und erwartet die Entkonsolidierung von der Deutschen Bank bis Ende 2016", hieß es Ende April. Die Deutsche Bank machte zugleich klar: Sollten Kaufangebote eingehen, werde man diese natürlich prüfen. Durch eine Übernahme der Postbank durch die Bawag entstünde die flächenmäßig größte Massenkundenbank im deutschsprachigen Raum, die auch als interessant für internationale Investoren gilt.

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