Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung Bonner sind die Hüter der Eisernen Ration

BONN · Die Eiserne Ration der Republik lagert an geheimen Orten in ganz Deutschland: Fast eine Million Tonnen Getreide, Reis und Kondensmilch. Gebunkert im Auftrag und auf Kosten einer Bonner Behörde: der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE).

 Schöner arbeiten: Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung residiert in der ehemaligen US-Botschaft in Bonn-Mehlem. Etwa 750 von insgesamt 1200 Beschäftigten sind in Bonn tätig.

Schöner arbeiten: Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung residiert in der ehemaligen US-Botschaft in Bonn-Mehlem. Etwa 750 von insgesamt 1200 Beschäftigten sind in Bonn tätig.

Foto: BLE

Im Notfall gibt sie die Vorräte für die Bevölkerung frei. Was für ein Notfall? "Wir prüfen gerade in einer bundesweiten Studie, ob wir die Eiserne Ration noch brauchen", sagt Hanns-Christoph Eiden, Präsident der BLE.

Eiden residiert in der ehemaligen US-Botschaft am Rheinufer in Bad-Godesberg-Mehlem. Vor acht Jahren zog die BLE von Frankfurt ins Rheinland. Mit 1200 Mitarbeitern, davon 750 in Bonn, ist sie die größte dem Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz zugeordnete Behörde. Die Zuständigkeit für die Eiserne Ration ist geblieben, viele andere Aufgaben haben sich geändert.

Butterberge und Milchseen in Deutschland - für solche Schlagzeilen sorgte die BLE noch bis in die 80er Jahre. Im Auftrag der EU kaufte sie den deutschen Landwirten überschüssige Produktion ab. Doch seit die Bauern direkt von Brüssel bezahlt werden, hat die BLE nach und nach neue Aufgaben übernommen.

"Im Zentrum stehen Kontrollaufgaben", sagt Eiden. Die Mitarbeiter der Behörde - unter anderem Lebensmitteltechniker, Ernährungswissenschaftler, Landwirte, Fischwirte, Gartenbau-Ingenieure - überprüfen etwa die Kennzeichnung von Holz, die Güte und Reife von Obst und Gemüse, das aus Nicht-EU-Ländern importiert wird, oder die Kennzeichnung von Rindfleisch.

Die Bonner Behörde bereedert auch sechs Schiffe mit zusammen 210 Mann Besatzung, von denen drei in Nord- und Ostsee die Fischer auf ihre Fangquoten hin kontrollieren. Drei weitere sind in Forschungsaufträgen unterwegs.

"Der Verbraucher will wissen, wo das Produkt herkommt, das er isst", sagt Eiden. Und die Skandale um verseuchte Bio-Sojasprossen, die vor zwei Jahren 50 Todesopfer in Deutschland forderten? Um Etikettenschwindel bei Pferdefleisch, das als Rindfleisch deklariert war, und um fälschlich als Bioeier ausgewiesene Hühnereier?

Eiden sieht bei der Lebensmittelüberwachung in Deutschland noch Reformbedarf. Das Ökokontrollsystem sei "nicht stringent organisiert und kann noch geschärft werden", kritisiert der Behördenleiter. Kontrolldurcheinander zwischen Bund, Ländern und Gemeinden, mangelnde Kommunikation, fehlende Zugriffsmöglichkeiten - der globalisierten Lebensmittelindustrie können die Verbraucherschützer derzeit kaum Paroli bieten. "Der Föderalismus darf nicht dazu führen, dass die Lebensmittelsicherheit leidet", sagt Eiden.

Bessere und sicherere Lebensmittel sind aber nicht nur eine Frage der Kontrolle, sondern vor allem auch der Erzeugung, des Transports, der Zubereitung. Rund 60 Millionen Euro pro Jahr schreibt deshalb die BLE für Forschungsvorhaben aus. Projekte wie die Förderung des Anbaus von Soja in Deutschland, die Verbesserung der Nutztierhaltung oder des gezielteren Einsatzes von Pestiziden im Weinbau durch den Einsatz von Hubschrauber-Drohnen werden von Bonn aus finanziert. Insgesamt fließen jährlich laut Eiden rund 100 Millionen Euro in Projektförderungen.

Vom Amt für Militärkunde bis zum Zentrum für Informationsverarbeitung und Informationstechnik - rund 50 Bundesbehörden gibt es in Bonn, einige weitere in der Region. In dieser Serie stellt der General-Azeiger einige von ihnen vor.

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