170 Mitarbeiter sind betroffen Bonner Bäckerei Lubig droht die Zahlungsunfähigkeit

Bonn · Dem nächsten Bonner Traditionsunternehmen droht das Aus: Am Donnerstag hat die Bäckerei Lubig wegen drohender Zahlungsunfähigkeit beim Amtsgericht Bonn Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt.

Das Gericht hat dem Antrag stattgegeben und Rechtsanwalt Horst Piepenburg zum vorläufigen Sachwalter bestellt, sagte am Donnerstagabend der verfahrensbevollmächtigte Rechtsanwalt Kristof Biehl.

Die vom Unternehmen beauftragten Restrukturierungsexperten hätten das Ziel, Sanierungsoptionen für die Bäckerei zu entwickeln und in einem geordneten Verfahren einen neuen Investor zu finden, der die Traditionsbäckerei aus Bonn erfolgreich weiterführt.

Alle Mitarbeiter würden bis Freitag informiert, sagte Lubig-Verwaltungschef Nikolaus Leuwer auf Nachfrage. Am kommenden Montag würden zudem alle Filialleiter zu einem weiteren Gespräch geladen.

Schritte zurück in die Erfolgsspur

"Mit dem Antrag haben wir nun Zeit gewonnen, um die nächsten Schritte anzugehen, mit denen die Bäckerei wieder in die Erfolgsspur geführt werden kann", sagt Biehl: "Wir haben Luft bis Ende Juni."

Der Jurist bewertet es ausgesprochen positiv, dass die Verantwortlichen des Unternehmens den Antrag frühzeitig gestellt hätten: "Das verschafft uns mehr Gestaltungsmöglichkeiten bei der Sanierung."

Zunehmender Konkurrenzdruck

Als Grund für die Sanierung gab Biehl notwendige Investitionen in die Produktionsanlagen an, die das Unternehmen nicht mehr aus eigenen Mitteln finanzieren kann.

Zudem erschwere der zunehmende Konkurrenzkampf in der Bäckerei- und Backwarenbranche, insbesondere durch die zunehmende Sortimentsbreite in den Supermärkten und Discountern, eine profitable Fortführung des Geschäfts. Darum sei wegen drohender Zahlungsunfähigkeit das Eigenverwaltungsverfahren beantragt worden.

Die 28 Filialen bleiben derzeit geöffnet

Ziel der Sanierer in den kommenden Wochen und Monaten ist es dabei auch, möglichst viele der 170 Arbeitsplätze zu sichern. Die Beschäftigten erhalten weiterhin ihre Löhne und Gehälter und die insgesamt 28 Filialen in Bonn und Umgebung, eine davon in Köln, bleiben derzeit geöffnet.

Die hauseigene Produktion wird die Filialen mit Backwaren beliefern und dabei auch die hohen Qualitätsanforderungen weiterhin erfüllen.

Eigenverwaltungsverfahren sind seit Anfang März 2012 ein neues Verfahren der deutschen Insolvenzordnung zur Erleichterung der Sanierung von Unternehmen. Die Sanierung findet unter Leitung der Geschäftsführung statt.

Drei Monate Zeit für einen Sanierungsplan

Der Geschäftsführung wird vom Gericht ein vorläufiger Sachwalter zur Seite gestellt, der das Verfahren beaufsichtigt und die Wahrung der Gläubigerinteressen beachtet.

Nach Antragsstellung erhält das Unternehmen üblicherweise bis zu drei Monate Zeit, einen Sanierungsplan auszuarbeiten. Anschließend wird das Verfahren in der Regel eröffnet.

Regionale Bäckerei eröffnete 1894

Die heutige Lubig-Gesellschaft für biologische Backerzeugnisse und diätische Lebensmittel (Lubig GmbH) wurde im Jahr 1894 von Josef Lubig als regionale Bäckerei und Konditorei in Bonn gegründet.

Überregionale Bekanntheit erlangte das Unternehmen zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch das vom Sohn des Unternehmensgründers erfundene und mehrfach patentierte Laktosebrot sowie über 100 weitere Patentanmeldungen und backtechnische Verfahren.

Jahresumsatz von etwa acht Millionen Euro

Außerdem engagierte sich die das Unternehmen aktiv gegen die chemische Bleichung von Mehlen sowie die Verwendung von Konservierungs- und Farbstoffen, Geschmacksverstärkern und zahlreichen weiteren, nicht natürlichen Zusätze.

Nachdem sich die Familie Lubig aus dem Unternehmen sowohl operativ als auch später als Gesellschafter zurückgezogen hat, ist alleiniger Gesellschafter der Bäckereikette die BIG Beteiligungen Immobilien Grundbesitz. Das Unternehmen erwirtschaftet den Angaben zufolge mit etwa 170 Beschäftigten einen Jahresumsatz von etwa acht Millionen Euro.

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