Internationale Cyber-Konferenz in Bonn Auch ein Auto kann während der Fahrt gehackt werden

Bonn · Allein die Vorstellung ist ein Albtraum: Ein Fremder übernimmt von seinem Computer aus plötzlich die Kontrolle über ein Auto, das gerade mit hoher Geschwindigkeit über die Autobahn fährt.

Der Fahrer kann nicht mehr selbst steuern - ein Szenario, das durchaus möglich ist, wie Hacker am Beispiel eines Autos des Herstellers Chrysler bereits im Juli gezeigt haben. Der Versuch war natürlich abgesprochen. Aber wie wahrscheinlich sind solche Angriffe künftig auf deutschen Straßen? Müssen Autofahrer künftig Angst haben? Schließlich sind vernetzte Autos keine Zukunftsmusik mehr.

Sicherheitsexperte Stephan Gerhager sieht keine große Bedrohung für den Einzelnen: "Ein Auto-Hack ist sehr aufwendig. Eigentlich viel zu komplex, um damit gegen eine einzelne Person vorzugehen", erklärt der Leiter der Informationssicherheit der Allianz Deutschland AG, der früher für den Automobilhersteller Audi gearbeitet hat.

Die Kontrolle über ein Auto zu erlangen, könne Monate dauern. "Und wenn es dem Hacker bei einem bestimmten Modell gelingt, heißt das nicht, dass er auch andere fernsteuern kann" sagt Gerhager im Gespräch mit dem General-Anzeiger. Die Arbeit beginne jedes Mal von vorne.

Daher sieht er keine Gefahr für die Masse. Anders sehe es aus, wenn es um viele Fahrzeuge auf einmal ginge: "Dienstwagenflotten oder Polizeiautos können für Hacker schon interessanter sein", außerdem natürlich auch gepanzerte Fahrzeuge beispielsweise von Politikern. Motivation für einen solchen Angriff können auch Reputationsschädigungen sein. Welche Auswirkungen eine Rückrufaktion hat, zeigt gerade der VW-Skandal sehr deutlich."

Schäden sind abgedeckt

Für die privaten Autofahrer hat Gerhager noch eine weitere gute Nachricht: "Selbst wenn ein Auto heute gehackt wird, sind die Schäden in der Autohaftpflicht abgedeckt."

Gemeinsam mit rund 100 weiteren Experten für Cyber-Sicherheit besuchte Gerhager diese Woche die sechste internationale Cybersicherheitskonferenz. Zum ersten Mal fand die Veranstaltung in Bonn im Forschungszentrum Caesar statt. Vor Ort waren Experten aus Industrie, Behörden, Bundeswehr und der Hackerszene. Bisher wurde kaum über die Konferenz berichtet, weil auch die Inhalte nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind.

Mit dabei waren dieses Mal auch die zwei bekanntesten "guten" Hacker aus Deutschland: FX und Aluc - unter diesen Namen sind sie in der Szene bekannt. Sie bieten Unternehmen Dienstleistungen an, um deren Sicherheitssysteme kontinuierlich zu verbessern. Oft werden sie als "White-Hat Hacker" bezeichnet, im Gegensatz zu den kriminellen Hackern, den "Black-Hats". Den Begriff findet Aluc für sich selbst jedoch unpassend: "Ich mache das ja für bunte Scheine", scherzt er. Ein "White Hacker" arbeite aus Idealismus heraus.

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