Förderprogramme in Seniorenheimen Als Migrantin in die Altenpflege

Bonn · Um den Fachkräftemangel in Seniorenheimen zu entschärfen, gibt es in der Region umfangreiche Förderprogramme.

 Im Maria-von-Soden-Heim in Poppelsdorf: Altenpflegerin Hind El-Makoui mit Bewohner Richard Zacher.

Im Maria-von-Soden-Heim in Poppelsdorf: Altenpflegerin Hind El-Makoui mit Bewohner Richard Zacher.

Foto: Roland Kohls

Otilia Duran Gualdron kommt aus Kolumbien, lebt seit 15 Jahren in Deutschland und ist alleinerziehende Mutter von zwei Kindern. Und sie hat langfristige Zukunftspläne: Zur Zeit macht sie einen Kurs, der zu einem Hauptschulabschluss führt und ihr eine Basisqualifikation in der Pflege- und Hauswirtschaft verschafft. Danach will sie über den Bonner Verein für Pflege- und Gesundheitsberufe die einjährige Ausbildung zur Altenpflegehelferin machen und anschließend die dreijährige Ausbildung zur Altenpflegefachkraft. Die Erfahrungen aus ihrem dreimonatigen Praktikum: "Die alten Menschen sind so nett."

Um dem Fachkräftemangel in der Altenpflege zu lindern, gibt es Programme, die sich an Migranten wenden. Dazu gehört "Stark im Beruf - Mütter mit Migrationshintergrund steigen ein", das vom Bundesfamilienministerium und dem Europäischen Sozialfonds gefördert wird. Zu den Programmen gehören ausbildungsbegleitende Hilfen, damit die Teilnehmer, die oft schon Familie haben, auch in die Lage versetzt werden, sich diese finanziell leisten zu können.

Hind El-Makoui kommt aus Marokko und kam über einen Ein-Euro-Job zur Altenpflege. "Der Job hat mir gefallen", erinnert sie sich. Mit Unterstützung des Jobcenters bekam sie einen Platz für die dreijährige Ausbildung zur Altenpflegerin im Maria-von-Soden-Heim in Poppelsdorf. Sie wurde nach der Ausbildung übernommen und steht bereits nach einem Jahr für eine hausinterne Weiterbildung an. 170 Tage sucht ein Arbeitgeber in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis im Durchschnitt, bis er eine offene Stelle als Altenpfleger besetzt hat. Wird eine Altenpflegehelferin gesucht, sind es immerhin im Schnitt noch 99 Tage, berichtet Lars Normann, Sprecher der Arbeitsagentur Bonn/Rhein-Sieg.

Das liege unter anderem auch daran, dass oftmals die flexiblen Möglichkeiten zur Qualifizierung nicht bekannt genug seien. Eine Pflegeausbildung könne gerade für Migranten und Menschen, die eine mehrjährige Familienphase hinter sich haben, interessant sein. Denn es gebe Teilzeitausbildung, Betreuungsunterstützung und finanzielle Förderung durch die Agentur für Arbeit. Bislang ist das Image der Altenpflegeberufe eher schlecht.

Doch anders als allgemein gedacht sei die Altenpflege kein schlecht bezahlter Job, sagt Annegret Petrich, Leiterin der Ausbildung bei der Schwesternschaft des Deutschen Roten Kreuzes in Bonn. Wer nach der dreijährigen Ausbildung als Fachkraft beginne, könne mit einem monatlichen Einkommen von 2500 bis 2600 Euro rechnen. Dazu kämen dann noch Vergütungen für Sonntags- und Nachtarbeit.

Altenpflege ist weiblich, das gilt auch bislang in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis: Von 4889 Menschen, die in diesem Bereich arbeiten, sind 4118 Frauen, so Normann.

Dabei sei es auch ein Job, der für Männer und gerade auch männliche Migranten interessant sein kann, findet Samir Tika aus Marokko. Denn man könne auch wirklich schnell Karriere machen"Natürlich ist es eine Umstellung, gerade wenn man - wie ich - aus einem anderen Kulturkreis kommt." Am Anfang habe er sich damit schwer getan, sich auch um Frauen pflegerisch zu kümmern. Doch daran habe er sich relativ zügig gewöhnt. Er hat schnell nach der Ausbildung eine Weiterbildung gemacht und arbeitet jetzt als stellvertretender Wohnbereichsleiter im Poppelsdorfer Maria-von-Soden-Heim.

Wer sich mit Hilfe von Filmen über Altenpflege und viele andere Berufe informieren möchte, kann dieses unter www.berufe.tv machen. Das Angebot der Arbeitsagentur gibt es auch als App.

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