WCCB Wird das Hotel zu günstig verkauft?

BONN · Wieder sorgt das World Conference Center Bonn (WCCB) im Rathaus für Zündstoff. Im Fokus steht dieses Mal allerdings nicht der Kongresssaal, sondern der von der Stadtspitze geplante Verkauf des WCCB-Hotels an Investor Jörg Haas (Kameha Hotel) für rund 17 Millionen Euro.

Den von Haas bereits paraphierten Vertrag will Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch (SPD) so schnell wie möglich unter Dach und Fach bringen, denn die Unterschrift der Stadt fehlt noch. Deshalb drücken er und sein Vorstand gewaltig aufs Tempo und drängen auf einen Ratsbeschluss noch in diesem Monat. Doch dagegen regt sich bei einem Teil der Stadtverordneten erheblicher Widerstand.

Schließlich sollte mit der Pacht aus dem Hotelbetrieb, so die ursprüngliche Planung, eigentlich ein nicht geringer Teil des zu erwartenden Defizits des Kongressbetriebs ausgeglichen werden. Das Subventionierungsmodell hätte sich bei einem Verkauf unwiderruflich erledigt.

Obendrein wirft eine 124 Seiten starke Expertise zum Hotelverkauf der externen städtischen Berater für manche Ratsmitglieder noch viele Fragen auf. Die Gutachter hatten sich auf Beschluss des Rates mit den unterschiedlichen Handlungsoptionen wie Verkauf oder Fertigstellung und Verpachtung des Hotels durch die Stadt befasst und empfehlen letztlich den Verkauf.

Ein Vorgang, der offensichtlich auch unter Bonnern mit großer Skepsis gesehen wird. Der Mediziner und Jurist Johannes Kamp (45) hat wegen des geplanten Verkaufs an Haas sogar eine Kommunalaufsichtsbeschwerde bei der Bezirksregierung Köln eingelegt. Damit diese nicht im bürokratischen Nirwana verschwindet, hat er auch gleich die zuständige EU-Kommission in Kenntnis gesetzt.

„Ein Verkauf unter dem Verkehrswert des Grundstücks mit einem fast fertig gestellten Baukörper, noch dazu ohne Verkehrswertgutachten stellt eine erhebliche Verschleuderung kommunaler Mittel dar in einer Stadt, die regelmäßig am Nothaushalt gerade ebenso vorbeikommt“, schreibt Kamp an Regierungspräsidentin Gisela Walsken (SPD).

Aus seiner Sicht würden sogar die wesentlichen Grundsätze kommunaler Haushaltsführung erheblich verletzt, sollte ein Verkauf unter diesen Bedingungen stattfinden. Des Weiteren verstoße der Verkauf an Haas gegen die Vergaberichtlinien und das EU-Recht, wenn ein Bieter bereits zuvor eine Zusage erhalten habe, ist der als Notarzt tätige Kamp überzeugt.

Dabei bezieht Kamp sich auf eine E-Mail von Haas vom 12. November 2009, die erst in diesem Jahr (der GA berichtete) den Medien zugespielt wurde. Darin ging der Investor schon damals, nur wenige Wochen nach dem WCCB-Baustopp, davon aus, beim WCCB den Zuschlag zu erhalten.

Er schrieb an einen umworbenen Mitinvestor: „Wir haben wahrscheinlich die einmalige Möglichkeit, das WCCB für rund 100 Millionen unter Herstellkosten zu übernehmen (...) Das Thema ist nahezu rund. Wir müssen nur extrem leise bleiben. Insolvenzverwalter, Sparkasse und OB haben mir grundsätzlich grünes Licht signalisiert.“ Nun, so empfiehlt es die Verwaltung, soll Haas wenigstens Hotelinvestor werden.

Die Stadt, die den Gutachtern zufolge nicht zu einer europaweiten Ausschreibung verpflichtet ist, weil es sich um „ein reines Grundstücksgeschäft ohne einklagbare Bauverpflichtung“ handele, hatte zuletzt mit noch zwei Bietern verhandelt: Mit Haas und der Accor-Hotelgruppe, die eine Million Euro unter dem Angebot von Haas lag.

Der nicht-öffentlichen Beschlussvorlage, die am Mittwoch im WCCB-Unterausschuss und am 14. November dem Rat zur Entscheidung vorliegt, ist jedoch zu entnehmen, dass Accor sein Angebot inzwischen auch auf 17 Millionen Euro erhöht habe, jedoch nicht erfüllbare Bedingungen daran knüpfe. Deshalb will die Verwaltung bei ihrem Vorschlag bleiben, das Hotel an Haas beziehungsweise an seine Gesellschaft Bonn Visio Real Estate GmbH zu verkaufen.

Hinter den Bonner Politkulissen knirscht es gewaltig. Ein Grund: Bei dem „Grundstücksgeschäft ohne einklagbare Bauverpflichtung“ würde, sollte der Rat zustimmen, ein Vertrag Realität, der es dem Investor überlässt, ob er in dem Bau Hotelzimmer oder Büros errichtet. Andere Politiker glauben an ein „bestelltes Gutachten“, in dem die aktuell günstigen Kommunalzinsen in der Gesamtbeurteilung nicht einbezogen würden.

Ehemalige Mitbieter verfolgen das Treiben in Bonn mit großem Interesse. Sigrid Hohl, Geschäftsführerin der German Properties GmbH in Düsseldorf, sagt: „Dass ich von der Beendigung des Bieterverfahrens aus der Zeitung erfahren habe, ist schon extrem ungewöhnlich.“

Kläger Kamp glaubt zudem, dass der Zeitpunkt der Verkündigung der städtischen Haushaltssperre und der Hotelverkauf zusammenhängen, weil der zügige Verkauf nun „ alternativlos“ erscheine „und so erheblicher Druck auf den Stadtrat ausgeübt wird“.

Das WCCB-Hotel

Der Bau des WCCB-Hotels startete 2006 und ruht wie der des benachbarten Kongresssaals seit 2009. Der fertiggestellte Rohbau hat 18 Stockwerke und zählt 336 Zimmer. Nur ein Hotelzimmer ist bisher als Musterzimmer fertiggestellt.

Die Netto-Grundfläche des Hotels beträgt nach einer Bestandsaufnahme von diesem Jahr durch die Arbeitsgemeinschaft Planung WCCB, die Heinle Wischer Gesellschaft und Inros Lackner AG, rund 28.000 Quadratmeter. Das Hotel ist zudem durch eine Ladenpassage mit dem Kongresssaal verbunden und hat eine Tiefgarage mit 113 Stellplätzen. Der Ausstattungsstandard ist mit vier Sternen plus geplant.

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