WCCB-Skandal in Bonn Leyendecker bestätigt Infogespräch mit Kim und Ha-S. C. in Hübners Büro

BONN · Punktsieg für die Ermittler: Im Korruptionsprozess um das World Conference Center Bonn (WCCB) hat der Zeuge Bernd Leyendecker, ehemals Redakteur beim General-Anzeiger, seine früheren Aussagen bei den Ermittlern am Dienstag vor der Wirtschaftsstrafkammer wiederholt.

"Als SMI Hyundai von der Verwaltung 2005 auf Platz eins der Investorenliste gesetzt wurde, wollte ich Kontakt zu der Firma bekommen", so Leyendecker.

Das Presseamt habe daraufhin ein Treffen organisiert. "Ich traf Man-Ki Kim und Ha-S. C. im Stadthaus" - im Büro des damaligen Stadtdirektors und WCCB-Projektleiters Arno Hübner. "Dort hat Kim meine Fragen auf Englisch beantwortet, und C. hat die Antworten übersetzt."

Dabei sei ihm der Eindruck vermittelt worden, hinter SMI stehe der koreanische Weltkonzern Hyundai. "Von Kim und C. wurde mir gesagt, der große Fußball-WM-Sponsor baut in Bonn das Kongresszentrum." Und: "Hübner war die ganze Zeit anwesend." Dieser aber hatte als Zeuge vor Gericht behauptet, "nie eine Verbindung gesehen" zu haben zwischen SMI und Weltkonzern. Hübner habe ihm sinngemäß gesagt, so Leyendecker, man sei froh, einen so potenten und professionellen Investor zu haben.

Leyendecker hatte das gesamte WCCB-Projekt jahrelang für den GA begleitet und im Vorfeld der Ratsentscheidung im Dezember 2005 auch die These von Kim/SMI als Teil des Weltkonzerns veröffentlicht. Eine der zentralen Fragen vor Gericht: Woher hatte er seine Informationen?

Leyendecker: "Meine ersten Informationen kamen von Kim und C.." Später habe er dazu gleichlautende Darstellungen aus Politik und Verwaltung erhalten. Der Richter fragt: "Von wem genau?" Daran kann der Zeuge sich nicht erinnern. Hat er Reaktionen auf seine Berichte erhalten? Leyendecker: "Nein, es hat niemals jemand aus der Verwaltung oder von SMI meinen Darstellungen widersprochen."

Die Richter erörtern journalistische Prinzipien. Es geht um Quellen und Recherche. Zahlreiche Ratsmitglieder im Zeugenstand hätten immer wieder "die Zeitung als ihre Informationsquelle" genannt: "Ist es dann nicht umso wichtiger, sich durch mehrere Quellen zu vergewissern? Ist es nicht eher ungewöhnlich, dass sich ein Journalist nur auf eine Quelle verlässt?"

Leyendecker: "Ich muss einräumen, dass ich damals etwas blauäugig war" und er Recherchen über SMI Hyundai versäumt habe. "Wir sind erst später dahinter gekommen, dass SMI nichts mit dem Autokonzern zu tun hat." Wer genau? "Die Redaktion." Es sei ein eigenes WCCB-Rechercheteam gebildet worden.

Der Richter zitiert einen Politiker im Zeugenstand, Leyendecker sei "Hofberichterstatter", "sehr verwaltungsfreundlich" gewesen. Leyendecker: "Wer mich kennt, der weiß, dass das nicht stimmt."

Kims Verteidiger Matthias Sartorius fragt ihn, warum er nicht 2005 "die vier Klicks im Internet" gemacht habe, wie er sie als Mitglied des WCCB-Teams in der ersten GA-Millionenfalle 2009 eingefordert habe? Leyendecker: "Es gab 2005 keine Anhaltspunkte dafür, dass etwas faul war."

Nach fünf Stunden ist der Zeuge entlassen. Das Gericht macht nun erst mal vier Wochen Urlaub.

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