Sparkasse Köln-Bonn Klage gegen die Stadt Bonn: "Zwei Millionen Euro Prozesskosten"

BONN · Im Bürgschaftsstreit zwischen der Sparkasse Köln-Bonn und der Stadt Bonn bereitet die Sparkasse jetzt mit Hochdruck die Klage vor. Kommt es nicht noch in letzter Minute zu einer außergerichtlichen Einigung, werde die Klage voraussichtlich im Mai erhoben, sagte Sparkassenchef Artur Grzesiek am Montag in Bonn.

Bei dem Streit geht es um die Rückzahlung von rund 82 Millionen Euro aus einer Bürgschaft, die Bonn vor sieben Jahren für einen von der Sparkasse für das WCCB gewährten Kredit gegeben hat. Die Sparkasse sei vor allem auch wegen der hohen Kosten nicht an einem Prozess interessiert, sehe aber keine andere Möglichkeit, an ihr Geld zu kommen, sagte Grzesiek.

Profitieren von einem Prozess dürften vor allem die Anwälte: "Die Prozesskosten der ersten beiden Instanzen liegen bei rund zwei Millionen Euro." Zu zahlen entweder von der Stadt Bonn, der Sparkasse oder beiden, je nach Richterspruch.

Im eigentlichen Geschäft lief es bei der Sparkasse im vergangenen Jahr rund. Ein deutlich um 14 Prozent auf knapp 143 Millionen Euro gestiegenes Vorsteuerergebnis ermöglicht erstmals die Zahlung von fast 40 Millionen Euro Zinsen auf die Stillen Einlagen. Köln und Bonn hatten dem gemeinsamen Zweckverband, dem die Sparkasse gehört, in der Krise 300 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. "Wir sind auf das Ergebnis stolz", sagte Grzesiek, der mit seinen Vorstandskollegen die Bilanz erstmals in der neuen Geschäftsstelle am Bonner Friedensplatz präsentierte.

Grzesiek räumte ein, dass die Sparkasse im vergangenen Jahr auch "von der guten Konjunktur in der Region getragen wurde". So lag der Bewertungsbedarf für notleidende Kredite mit nicht einmal 40 Millionen Euro um mehr als die Hälfte unter dem langjährigen Durchschnitt. Allerdings wurden die Sparkasse Köln-Bonn wie auch die Kreissparkasse Köln und die anderen Sparkassen vom Abschreibungsbedarf bei der Landesbank Berlin getroffen. Gut 30 Millionen Euro mussten die Köln-Bonner auf die Beteiligung abschreiben.

Auch die Vertriebsfehler aus der Zeit der Finanzkrise sind noch nicht ausgestanden. Die Sparkasse hatte Privatkunden seinerzeit teilweise hochriskante Produkte wie Schiffsfonds, Zins- und Währungswetten sowie geschlossene Fonds mit britischen Lebensversicherungen verkauft. Angesichts hoher Verluste mit diesen Produkten versuchen jetzt Kunden, die Sparkasse für Schadenersatz heranzuziehen. "Wir haben dafür Rückstellungen gebildet", sagte Vorstandsmitglied Ulrich Voigt. Über deren Höhe oder die Zahl der Beschwerden will die Sparkasse allerdings keine Auskunft geben.

Wie die anderen Banken in der Region auch profitierte die Sparkasse von einer lebhaften Nachfrage nach Immobilienkrediten. Diese Ausleihungen stiegen um fast 15 Prozent auf 946 Millionen Euro. Weil die Sparkasse zugleich das Kreditgeschäft mit Großkunden um knapp sieben Prozent zurückfuhr, blieben die Ausleihungen insgesamt leicht unter Vorjahr. Trotz Niedrigzinsen wuchsen die Einlagen, und vor allem die Umwandlung von längeren in kürzere Laufzeiten bescherte der Sparkasse einen um 48 Millionen Euro deutlich höheren Zinsüberschuss.

"Die Kunden merken langsam, dass sie in andere Anlageformen wie Aktien investieren müssen, wenn sie langfristig eine Rendite oberhalb der Inflationsrate erzielen wollen", berichtete Vorstandsmitglied Christoph Siemons von einer vorsichtigen Trendumkehr.

Für das laufende Jahr zeigte sich Vorstandschef Artur Grzesiek vorsichtig. Er rechne mit einem Vorsteuerergebnis von 110 Millionen Euro, immerhin 20 Prozent weniger als die 143 Millionen Euro aus 2013. Belastungen aus einem möglichen Vergleich mit der Stadt Bonn im Bürgschaftsprozess seien in der Prognose nicht enthalten, versicherte der Sparkassenchef. "Das anhaltende Zinstief belastet aber die Erträge."

Für seine Arbeit erhielt Grzesiek im vergangenen Jahr knapp 700.000 Euro. Insgesamt bezog der vierköpfige Sparkassen-Vorstand gut 2,2 Millionen Euro. Zu Nachfragen hatten in der Vergangenheit die Pensionsansprüche früherer Vorstandsmitglieder geführt. Diese belaufen sich auf 37,8 Millionen Euro.

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