"Interreligiöser Rückzugsort" im WCCB Im Raum der Stille wird kein Kreuz hängen

BONN · Die Stadt und der Rat der Religionen planen einen "interreligiösen Rückzugsort" im Bonner World Conference Center.

Das World Conference Center Bonn (WCCB) wird ab Ende des Jahres auch einen interreligiösen Raum der Stille beherbergen. "Es ist eine Fläche von 40 Quadratmetern im unteren Foyer, die aus einem kleinen Vorraum, der vom Foyer abschirmt, und dem eigentlichen Raum der Stille besteht", erklärt Sabine Ludolph vom städtischen Gebäudemanagement (SGB).

Die Wände stünden, die Leitungen seien da. Jetzt gehe es noch um die Ausgestaltung. "Wir haben inzwischen zweimal mit dem Bonner Rat der Religionen beraten, wie dieser Raum aussehen sollte." Konsens sei, dass der Ort, an dem sich jeder zurückziehen könne, sehr neutral ausgestattet werde.

Das SGB habe zu den Treffen jeweils Anschauungsmaterial von vergleichbaren aktuellen Projekten etwa auf Flughäfen, aber auch im Bonner Langen Eugen mitgebracht. Im Vorraum des Ortes der Stille im WCCB werde sich auf Regalen all das befinden, was für die Ausübung der einzelnen Religionen wichtig sei, also etwa sowohl die Bibel und das Alte Testament als auch der Koran, so Ludolph.

Es werde eine Bank bereitstehen, damit gläubige Muslime auch ihre Schuhe ausziehen könnten, so Ludolph. Zugeordnet werde dem Ganzen auch ein kleinerer Umbau im nahegelegenen Sanitärbereich mit Waschgelegenheiten für Damen und Herren, damit sich Muslime vor dem Gebet auch säubern könnten.

Der Raum selbst werde dann folgerichtig auch nicht nach einer bestimmten Himmelsrichtung, etwa nach Jerusalem oder Mekka, ausgerichtet sein und kein Kreuz an der Wand haben. Der Grundriss sei festgelegt. Ein Bodenbelag aus Holz sei vorgesehen. Für die Bestuhlung plane man Hocker, die sich verstellen und stapeln ließen.

Beim nächsten Treffen mit dem Rat der Religionen in vier Wochen werde man die wichtigen Themen farbliche Gestaltung und Beleuchtung zu klären haben. Der Raum selbst sei bewusst fensterlos geplant, müsse also auf jeden Fall eine Lichtquelle erhalten.

"Wir haben verschiedene Musterleuchten ausgesucht. Das kann man nicht auf dem Papier entscheiden. Das muss man sehen", sagt Sabine Ludolph. Es sei einmal eine indirekte Beleuchtung möglich. Es könne aber auch direktes Licht durch stilisierte Wolkenelemente oder etwa Sternenhimmel geben. "Das hängt natürlich sehr mit der farblichen Gestaltung der Wände zusammen, die wir mit dem Rat der Religionen besprechen wollen."

Sie habe die bisherigen Diskussionen mit der Integrationsbeauftragten Coletta Manemann und den Vertretern der einzelnen Religionen als sehr konstruktiv und freundlich erlebt, betont Ludolph. "Das sind spannende Gespräche. Und dann müssen wir Ende des Jahres fertig sein, damit die Gäste des WCCB, die ja aus allen Kulturen kommen, ihren Rückzugsort erhalten."

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