2005 bis 2010 Chronik der Geschehnisse um die von Anfang an fehlenden Millionen

BONN · 10. November 2005: Die Sparkasse KölnBonn signalisiert ihre Grundsatzzusage über einen Kredit von 104,3 Millionen Euro. Darin enthalten: Die Vorfinanzierung von 30 Millionen Eigenkapital, wovon der Stadtrat nichts weiß.

14. Dezember 2005: Der Rat beschließt das Projekt für 139 Millionen WCCB-Gesamtkosten unklusive eines 352-Zimmer-Hotels und bestimmt SMI Hyundai/Kim zum Investor.

6. März 2006: Im Projektvertrag zwischen Stadt und WCCB-Bauherrn UNCC/SMI sind die 139 Millionen genannt, die Hotelzimmer-Zahl soll in der Anlage stehen.

6. Juni 2006: Kim bestimmt Hong zum WCCB-Bauchef.

18. August 2006: Hong legt eine neue, höhere Kostenschätzung vor: 150,7 Millionen

5. September 2006: Zwiebler mailt an Hübner: " (...) M.E. problematisch ist, dass es zu den Mehrkosten noch keinen Finanzierungsnachweis gibt. Ich habe mit Hong gesprochen (...) Er kann das Parkhaus auch ohne den Bürokomplex bauen, dann kommt er mit den 140 Mio. hin und dann stimmt die derzeitige Finanzierung wieder. Ich weiß nur nicht, ob wir mit so einer offenen Fragestellung den Zuwendungsbescheid (Anm. d. Red.: des Landes NRW) bekommen."

19. September 2006: Hong schätzt neu: 137,7 Millionen.

21. September 2006: Zwiebler mailt an die Baufirma: "In dieser neuen Aufstellung sind allerdings keine Finanzierungskosten mehr enthalten. (...) Wird mehr Eigenkapital eingesetzt?" Zwiebler mailt an Naujoks und Kühl: "Im Vertrag ist man von 100 Mio. Baukosten und Gesamtinvestitionen von 139 Mio. ausgegangen, jetzt sind es 137 Mio. reine Baukosten oder sehe ich das falsch?"

12. Oktober 2006: Naujoks erstellt für die Bezirksregierung das Testat "Baufachliche Prüfung". Auszug: "Das Projekt ist wirtschaftlich und auskömmlich. Insgesamt ist die Kostenschätzung plausibel und in sich schlüssig. (...) Das Projekt ist ausfinanziert."

7. März 2007: Das SGB wird von der Sparkasse mit dem WCCB-Controlling beauftragt. Darin haftet die Stadt "bei grober Fahrlässigkeit" im Controlling für verursachte Schäden "in voller Höhe".

5. Januar 2009: Hübner mailt an Naujoks: "Aber wir müssen doch gemeinsam eine Sprachregelung finden, die die Erhöhung der Baukosten begründet."

15. Januar 2009: Die Baukosten betragen nun 183,1 Millionen.

7. Mai 2009: In nicht-öffentlicher Ratssitzung assistiert Naujoks Bauchef Hong bei dessen Begründung der Baukostenexplosion. Größter Kostentreiber sei die "Erhöhung der Hotelzimmer auf 335 Zimmer" gewesen. Den Ratsmitgliedern wird berichtet, "im Projektvertrag von 2006 sind 185 Zimmer als Basis angegeben". Danach bewilligt der Rat, um einen Baustopp zu verhindern, weitere 30 Millionen, weitere 30 Millionen sollen von Honua (Hawaii) kommen. Ferner ermächtigt der Rat die Verwaltung, die Nebenabrede (Bürgschaft) gegenüber der Sparkasse um 30 Millionen zu erhöhen und beauftragt das Rechnungsprüfungsamt (RPA): War die Kostensteigerung um 60 Millionen plausibel begründet? Hat das SGB ein effektives Controlling durchgeführt und die Interessen der Stadt gewahrt? Was der Rat nicht weiß: Von den bewilligten 30 Millionen landen 14,3 Millionen nicht in der Baukasse, sondern gleichen Kims fehlendes Eigenkapital aus.

22. August 2009: erste "Millionenfalle" im General-Anzeiger.

2. Dezember 2009: Das SGB veröffentlicht seinen Rechenschaftsbericht, unterschrieben von Arzdorf, Naujoks und Kühl. Auszug: "Eine lückenlose Prüfung jeder Einzelrechnung vom Aufmaß bis zur Zahlung war nicht gefordert und hätte mit dem vereinbarten Personaleinsatz auch nicht durchgeführt werden können."

März 2010: Der Staatsanwalt ermittelt gegen SGB-Mitarbeiter.

April 2010: Die RPA-Prüfer antworten auf die Fragen des Stadtrats vom 7. Mai 2009 mit "Nein" - nach 474 Seiten Begründung.

Legende: Arno Hübner und Eva-Maria Zwiebler: WCCB-Projektgruppe / Friedhelm Naujoks: Chef des Städtischen Gebäudemanagements (SGB) und WCCB-Controller / Detmar Kühl und Bernhard Arzdorf: SGB-Mitarbeiter / Man-Ki Kim: Investor und Geschäftsführer des Bauherrn UNCC (UN Congress Center GmbH) sowie des UNCC-100-Prozent-Gesellschafters SMI Hyundai / Young-Ho Hong: Geschäftsführer der SMI Hyundai Europe (Berlin).

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