Investition 1,5 Millionen für WCCB-Garage?

BONN · Die Stadtverwaltung hat sich mit einem millionenschweren Investitionsbeschluss den Unmut aller Ratsfraktionen zugezogen. Sie schlägt vor, das neue Parkhaus am World Conference Center Bonn (WCCB) mit einer sogenannten "Mikado"-Fassade zu verkleiden, um die Garage zu einem "architektonisch ansprechenden Bestandteil des WCCB-Ensembles" zu machen.

Der Aufreger sind die Kosten: 1,5 Millionen Euro. Genau deshalb hatte der Stadtrat vor einem Jahr beschlossen, auf die Fassade vorerst zu verzichten. Die Fraktionen beauftragten die Stadtverwaltung, nach billigeren Alternativen zu suchen - zum Beispiel in Form einer begrünten Fassade. Die grüne Variante lehnt die Stadt jetzt allerdings mit Hinweis auf die "aufwändige Anwuchs- und Bestandspflege" ab und beharrt auf der ursprünglich geplanten Mikado-Fassade.

Sie besteht aus langen, farbigen Aluminiumstäben, die als vorgesetzte Konstruktion installiert werden sollen. Die Betonfundamente sind zum großen Teil vorhanden. Die Verwaltung hat nach eigenen Angaben den Fassadenbauer befragt, ob es auch preiswerter geht. Demnach könnte die Zahl der Stabelemente reduziert werden, indem man die Abstände dazwischen vergrößert.

Damit könnten die Kosten von 1,5 Millionen auf geschätzte 1,3 Millionen Euro sinken. Sicher sei das aber noch nicht, so die Stadt: Das wirkliche Einsparpotenzial lasse sich erst beziffern, wenn man den Fassadenbauer mit einer Umplanung beauftragt habe. Dafür will sich die Verwaltung aber am Donnerstag erst die grundsätzliche Zustimmung des Stadtrates holen.

Die wird sie nicht bekommen. Fraktionsübergreifend lehnen die Politiker die Beschlussvorlage ab, die vom Städtischen Gebäudemanagement erstellt und von Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch, Kämmerer Ludger Sander und Planungsdezernent Werner Wingenfeld abgesegnet worden ist. Mit "Unverständnis" reagiert Peter Finger (Grüne).

Die Verwaltung habe den Prüfauftrag bisher nicht umgesetzt. Für Klaus-Peter Gilles (CDU) ist zwar klar, dass das Parkhaus eine Fassade braucht: "Aber wir erwarten angesichts der angespannten Finanzlage von der Verwaltung, dass sie kostengünstige Alternativen ernsthaft prüft." Ähnlich reagiert Michael Faber (Die Linke): "Alles Gerede von eisernem Sparwillen und freiwilligem Haushaltssicherungskonzept entlarvt sich als Farce, wenn für die Parkhausfassade kurzerhand ein Millionenbetrag gewährt wird."

Auch Achim Schröder (FDP) hält die Investition für nicht vertretbar: Bei den Kosten für eine "angemessene äußere Gestaltung" des Parkhauses müsse Augenmaß gelten. Die SPD hält die Baumaßnahme "derzeit für überflüssig" und fordert preiswertere Alternativen. Bis dahin funktioniere das Parkhaus auch ohne Fassade: "Angesichts des Schuldenstandes müssen wir alle Einsparmöglichkeiten nutzen", so Angelika Esch. Bernhard Wimmer (Bürger Bund) plädiert zwar dafür, dass "schäbig" wirkende Parkhaus bis zur 2015 geplanten WCCB-Inbetriebnahme mit einer Fassade auszustatten - aber keinesfalls für mehr als eine Million Euro. "Die Stadt muss entscheidungsreife Alternativen liefern", fordert Wimmer.

Das Budget für die Fertigstellung der WCCB-Bauten (ohne Hotel) hatte der Rat auf 72 Millionen Euro gedeckelt - ohne das Geld für die Fassade. Allerdings macht das städtische Bauordnungsamt Druck. Es hat den Garagenbetrieb nur befristet bis Oktober 2014 genehmigt - unter dem Vorbehalt der Fertigstellung der "Mikado"-Fassade. Laut Beschlussvorlage erwartet die Ordnungsbehörde, dass sie "entsprechend der vorliegenden Baugenehmigung zeitnah" installiert wird.

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