Protest gegen Bonner Straßenstrich

Auch am neuen Standort in der Immenburgstraße wird der Straßenstrich nicht gerne gesehen. Gegen die Verlegung dorthin protestierten Firmenvertreter und eine Handvoll Bürger aus dem Viertel zwischen Jonas-Cahn-Straße und Viktoriabrücke.

Bonn. Auch am neuen Standort in der Immenburgstraße wird der Straßenstrich nicht gerne gesehen. Gegen die Verlegung dorthin protestierten jetzt Firmenvertreter und eine Handvoll Bürger aus dem Viertel zwischen Jonas-Cahn-Straße und Viktoriabrücke.

"Ich sehe auch hier den Schutz unserer Jugendlichen nicht berücksichtigt", sagte Axel Müller-Storp, Chef des Technischen Hilfswerks, bei einem von der SPD organisierten Ortstermin. "Das ist ein unhaltbarer Zustand."

Für Knauber-Geschäftsführer Michael Niemeyer steht fest: "Dieser neue Standort ist für unsere Kunden unzumutbar, das Viertel wird zum Hinterhof von Bonn." Man werde sich auf Dauer überlegen müssen, ob man hier bleiben könne. Toni Mandt, Prokurist von Eaton (Ex-Klöckner-Moeller), ist um seine Mitarbeiter besorgt, denn die Prostituierten stünden künftig direkt vor dem Firmensitz, und das "Verrichtungsgelände" liegt gegenüber des Unternehmensparkplatzes.

"Unsere Mitarbeiterinnen werden jetzt schon auf der Straße angesprochen", erzählte er. Gar nicht schön finden auch Bewohner des Viertels die Aussicht auf mehr Autoverkehr. Antworten, wo ein besserer Standort sein könnte, hat auch die SPD nicht. Laut Parteichef Ernesto Harder mache eine Verlegung aber nur dann Sinn, "wenn man sich mit dem neuen Standort verbessert. Das aber sehen wir im Moment nicht."

Rund eineinhalb Jahre ist es her, dass die Proteste von der nur einen Steinwurf entfernten Gerhard-Domagk-Straße kamen und Studentinnen des Uni-Instituts als Prostituierte verkleidet die Verlegung forderten. Kein Wunder, dass Grünen-Sozialsprecher Detmar Jobst und Ratsfrau Brigitta Poppe den neuen Standort für geeigneter halten. Dort sei weder ein Schulweg noch unmittelbar ein Wohngebiet. Die Verlegung schaffe "endlich" die Entlastungen für die Anwohner des alten Standortes, für Studenten und Telekom-Beschäftigte.

Deshalb sei die Ratsentscheidung sachgerecht und sozial verantwortlich. Jobst und Poppe erinnern, dass die Stadt die Straßenprostitution nicht im ganzen Stadtgebiet verbieten kann. Dass die SPD den Protest organisiert, sorgt bei den Grünen für Kopfschütteln.

Das werde weder Prostituierten noch Anliegern weiter helfen. "Ein Alternativstandort in Bonn wurde von der SPD bisher nie ernsthaft genannt", so die Grünen, die deshalb meinen: "Hier wird die Bevölkerung gegeneinander ausgespielt."

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