Politiker fordern "Verrichtungsboxen" für Bonner Straßenstrich

Doch Grüne, FDP, Bürger Bund und Barbara Ingenkamp scheitern mit Dringlichkeitsantrag im Rat

Freiluft-Bordell:  In diesen alarmgesicherten "Verrichtungsboxen" bieten Prostituierte in Köln seit Jahren ihre Dienste an.

Freiluft-Bordell: In diesen alarmgesicherten "Verrichtungsboxen" bieten Prostituierte in Köln seit Jahren ihre Dienste an.

Foto: dpa

Bonn. Freier machen Studentinnen an, haben Sex mit Prostituierten in aller Öffentlichkeit, diese konsumieren ihre soeben erworbenen Drogen mangels Alternative in den Chemischen Instituten und verrichten ihre Notdurft in den Büschen vor der Telekom - nicht nur die Anlieger wie die Telekom-Tochter T-Systems, die Universität und diverse Betriebe haben es satt, dass der Straßenstrich in der Gerhard-Domagk-Straße immer mehr, wie berichtet, zum Problem für die Anlieger wird.

Auch FDP, Grüne, Bürger Bund Bonn (BBB) und Barbara Ingenkamp, ehemaliges Parteimitglied der SPD und Noch-Vorsitzende des Sozialausschusses, nannten am Mittwoch die "Zustände auf dem Straßenstrich unerträglich". In der Sitzung des Stadtrats am Mittwochabend forderten sie deshalb per Dringlichkeitsantrag eine Sofortlösung "im Sinne der Anlieger und der Prostituierten", wie Grünen-Sprecherin Doro Paß-Weingartz betonte.

Sofort heißt für sie: Die Gerhard-Domagk-Straße ist tabu für die Straßenprostitution, die übergangsweise nachts ans Dickobskreuz und sowohl nachts als auch tagsüber an den Propsthof zwischen der Eisenbahnbrücke und dem Kreisel an der Siemensstraße verlegt wird. Möglichst bald aber soll die Stadt, die in einer Größe wie der Bonns einen Straßenstrich ermöglichen muss, fernab von Wohngebieten ein "Verrichtungsgelände" für die Prostituierten einrichten, wie es das bereits in Köln gibt.

Diese Forderungen hatten Ingenkamp und ihre Mitstreiter für Mittwochabend in einem Dringlichkeitsantrag an den Rat formuliert, kamen damit aber gegen die Stimmen von CDU und SPD nicht durch. Diese bestritten zwar nicht die Probleme an der Gerhard-Domagk-Straße. Die SPD aber wollte die Vorschläge auf die Schnelle nicht entscheiden und schloss sich der CDU an. Diese verwies auf ihren Antrag im Sozialausschuss, wonach sich im August die Sozialpolitiker mit dem Thema Verlagerung des Straßenstrichs befassen.

Bei einer Pressekonferenz hatte Ingenkamp bereits am Mittwochmorgen darauf hingewiesen, dass "die Straßenprostitution schon lange ein Thema der Sozialpolitik ist, das aber immer ohne Ergebnis vertagt wurde. Es gab nie eine Stellungnahme der Verwaltung dazu".

Gemeinsam mit Achim Kansy (FDP), Hans-Ulrich Lang (BBB) und Paß-Weingartz favorisiert sie das Kölner Modell als langfristige Lösung. Dort hat die Stadtverwaltung in einem Industriegebiet ein alarmgesichertes Verrichtungsgelände in einer alten Halle eingerichtet, das von Sozialarbeiterinnen der katholischen Kirche betreut und von der Polizei überwacht wird.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort