"Oberbürgermeisterin wollte Straßenstrich nicht verlagern"

Politikerin attackiert Bärbel Dieckmann

Bonn. (ga) Nach dem offenen Brief der Anlieger der Gerhard-Domagk-Straße hat nun Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann den schwarzen Peter in Sachen Straßenstrich. "Die OB hatte nicht die Absicht, den Straßenstrich zu verlagern", verteidigte sich am Montag Barbara Ingenkamp, Vorsitzende des Sozialausschusses, in einer Pressemitteilung.

Sie war nämlich in dem offenen Brief angegriffen worden, weil trotz ihrer Erklärung, der Straßenstrich werde verlagert, "bis heute nichts geschehen ist".

Ingenkamp, die nach innerparteilichen Querelen um ihre Kandidatur für die Kommunalwahl 2009 aus der SPD ausgetreten ist, verteidigte sich: "Die Forderungen der Unterzeichner (unter anderem die Universität, T-Systems und Gewerbetreibende, Anm.d.Red.) unterstütze ich voll."

Die Verwaltung habe ihr 2007 die Zusage gegeben, eine Lösung für die Probleme in der Gerhard-Domagk-Straße zu finden. Das habe sie bei einer Veranstaltung der Universität so auch weitergegeben. Dann aber sei die Verwaltung von ihrer Aussage abgerückt, weil die OB den Straßenstrich nicht habe verlagern wollen.

Auf Anträge der verschiedenen Fraktionen im Sozialausschuss habe es nicht einmal mehr eine Stellungnahme gegeben, so Ingenkamp. Sie favorisiere eine Lösung wie in Köln, wo die Prostituierten ihre Dienste im Industriegebiet in Verrichtungsboxen anbieten.

Das Presseamt der Stadt konterte auch auf den offenen Brief: Die Verwaltung habe 16 Standorte im gesamten Stadtgebiet bewertet, aber dort "gibt es keine Verbesserung der Situation, sondern nur eine Verlagerung der Probleme", sagte Stadtsprecher Friedel Frechen. Zugleich habe das Ordnungsamt den Überprüfungsdruck am Straßenstrich erhöht, auch die Polizei sei miteingebunden.

Frechen: "Die Vorwürfe in dem offenen Brief sind nicht gerechtfertigt. Als die Firmen damals dorthin zogen und zum Teil auch preiswerte Grundstücke erwarben, wussten sie, dass es dort Straßenprostitution gibt." Nach Aussage der Polizei sei kein Anstieg der Kriminalität auf dem Straßenstrich zu verzeichnen.

Am Dienstag findet laut Frechen ein nichtöffentliches Gespräch von Verwaltung und Polizei mit den Anliegern statt.

Im August wird sich der Sozialausschuss wieder mit dem Thema beschäftigen. Bis dahin will die Verwaltung Stellung nehmen zu einem Antrag der CDU, die die Gerhard-Domagk-Straße als Sperrgebiet ausweisen will.

Auch der Bürger Bund Bonn (BBB) forderte am Montag, den Straßenstrich zu verlagern. Hans-Ulrich Lang, Sprecher des BBB, nannte als Alternative das Dickobskreuz, wo eine Sozialbetreuung für die Prostituierten eingerichtet werden sollte. Wenn die Verwaltung nun aus Kostengründen diesen Weg nicht weiterverfolge, mache sie deutlich, dass sie die Nöte der Anlieger nicht ernst nehme.

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