Neuer Streit um den Straßenstrich

Grüne und FDP kritisieren langwierige Standortsuche. Dezernentin: Verrichtungsgelände alleine löst das Problem nicht

Neuer Streit um den Straßenstrich
Foto: Roland Kohls

Bonn. "Bis zu 15 Frauen stehen spätnachmittags an der Siemensstraße", berichten Anwohner dem General-Anzeiger. "Es gibt also sehr wohl tagsüber einen Straßenstrich in Bonn", widerspricht eine Leserin der Aussage der Stadtverwaltung, in Bonn gebe es zurzeit tagsüber keine Straßenprostitution.

Man habe ihr im Ordnungsamt mitgeteilt, dass die Siemensstraße nun einmal nicht im Sperrbezirk liege - wie überhaupt der Großteil des Stadtgebietes. Deshalb könne man dort allein aus Gründen des Jugendschutzes dem Treiben Einhalt gebieten, was man mit täglichen Kontrollen auch tue.

Weil die Frist des Regierungspräsidenten (RP), eine Lösung für die Straßenprostitution in Bonn zu finden, Ende März abläuft, bewegt das Thema nach Monaten wieder die Gemüter - nicht nur die der Anlieger der Straßen, auf denen einheimische Drogenabhängige und osteuropäische Frauen um Freier werben.

Auch im Sozialausschuss beschäftigten sich die Politiker am Dienstagabend mit einer Mitteilung der Stadtverwaltung, in der es heißt, dass man trotz der Aufforderung des RP keinen alternativen Straßenzug anbieten könne, wo die Frauen sowohl nachts (wie zurzeit Am Propsthof und in der Gerhard-Domagk-Straße erlaubt), aber eben auch tagsüber stehen dürfen.

Dabei war die Stimmung zweigeteilt. CDU und SPD konnten mit der Aussage von Sozialdezernentin Angelika Maria Wahrheit leben, man wolle bis Jahresende weiter nach Lösungen suchen. Dazu gehört auch, die Straßenprostitution möglicherweise auf ein so genanntes Verrichtungsgelände umzulenken.

Und genau das forderten FDP und Grüne: "Warum wollen Sie die Frist für die Lösungssuche verlängern?", fragte Detmar Jobst von den Grünen die Sozialdezernentin. "Das ist eine Zumutung für die Anlieger und für die Frauen." Wie die FDP forderte Jobst, jetzt "Geld in die Hand zu nehmen" und ein solches Verrichtungsgelände zu bauen. Wie berichtet kostet allein der Bau bis zu 300 000 Euro.

Ein aus Sicht der Stadt geeigneter Platz dafür könnte nach GA-Informationen das brachliegende Gelände am Güterbahnhof Bonn-West schräg gegenüber dem Eros-Center Immenburgstraße sein. Ein Verrichtungsgelände favorisiert auch die parteilose Vorsitzende des Sozialausschusses, Barbara Ingenkamp, die der Verwaltung vorwarf, "die Aufgabe des RP auch nach acht Monaten nicht gelöst zu haben".

Wahrheit konterte, die Verwaltung habe intensiv gesucht und die derzeitige Situation verbessert. So versuche man, mit Streifen des Ordnungsamtes jedem Hinweis der Anlieger auf öffentliche Störungen nachzugehen.

Aber auch mit einem Verrichtungsgelände werde man wohl einen Straßenstrich nicht ganz verlagern können. Uschi Salzburger (SPD) sprang Wahrheit bei und hielt den Anliegern vor, sie seien damals in Kenntnis des Straßenstrichs an die Domagk-Straße gezogen. Außerdem: "Auch in Köln, wo es ein Verrichtungsgelände gibt, gibt es weiterhin einen Straßenstrich."

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