Schießerei in der Innenstadt Verletzter Fist-Fighter-Boss schweigt

BONN · Nach der Schießerei vor der Bar "Take Two" in der Innenstadt ermittelt die Polizei weiter gegen einen 44-jährigen Mann aus Euskirchen.

Beamte hatten ihn in der Nacht zum Samstag vorläufig festgenommen - nach GA-Informationen in einer Shisha-Bar in Euskirchen. Er steht im Verdacht, in die blutige Auseinandersetzung an der Rathausgasse verwickelt gewesen zu sein.

Vor der Bar war am Freitag gegen 20.20 Uhr die "Bruderschaft Fist Fighter" mit einer anderen Gruppe in Streit geraten. Auf beiden Seiten waren deutlich mehr Männer beteiligt, als ursprünglich gemeldet - jeweils rund 20 Personen. Die Fist Fighter sind Kampfsportler, die den Hells Angels nahestehen sollen; sie werden von der Polizei als "rockerähnliche Gruppe" eingestuft. Nach ihren Angaben war das Treffen vor der Bar verabredet worden, um Streitigkeiten "zwischen zwei Männern" auszuräumen. "Die andere Gruppe hatte ein Mitglied unserer Bruderschaft brutal zusammengeschlagen", erklärte Fist-Fighter-Sprecher Nojan Dorson auf GA-Anfrage. "Mit Machtkämpfen hatte das aber nichts zu tun, sondern mit Neid." Der Präsident der Fist Fighter habe vor längerer Zeit verhindert, dass die andere Gruppe einen Rockerclub in Bonn gründe.

Die Fist Fighter seien am Freitag unbewaffnet zu dem Treffen vor der Bar gegangen. Doch laut Dorson fuhren plötzlich Autos vor, aus denen bewaffnete Männer gesprungen seien. Mehrere Schüsse fielen. Eine Kugel traf den Fist-Fighter-Präsidenten Konstantin "Costa" S. ins Bein. Man könne von Glück reden, so Dorson, dass es bei dem "ehrlosen" Angriff nicht noch mehr Opfer gegeben habe. Es sei kein Streit zwischen verfeindeten Rockern gewesen. Die Fist Fighter seien "gut befreundet" mit den diversen Rockergruppen.

Bevor am Freitag die Polizei eintraf, flüchteten beide Streitparteien. Bei der sofort eingeleiteten Ringfahndung fielen der Polizei mehrere verdächtige Autos auf, eines davon vor der Euskirchener Shisha-Bar. Der 44-Jährige, den die Beamten dort festnahmen, ist nach GA-Informationen polizeibekannt. Die Hintergründe der Auseinandersetzung seien noch unklar, sagte Polizeisprecher Robert Scholten am Wochenende. Wer die Gegner der Fist Fighter waren, ist ebenso ungeklärt. Die Mordkommission unter Leitung von Norbert Lindhorst und das Kommissariat für organisierte Kriminalität ermitteln in Abstimmung mit Staatsanwalt Ulrich Kleuser.

Der angeschossene Konstantin S. hatte sich noch zum Bertha-von-Suttner-Platz geschleppt. Dann wurde er notärztlich versorgt und in eine Klinik gebracht. Die Ärzte operierten den Mann; er schwebte aber nicht in Lebensgefahr. Er machte gegenüber den Ermittlern keine Angaben und verließ das Krankenhaus am Wochenende wieder.

Schlimm, die Kneipe kenn ich. Da waren wir schon ein paar mal drin ... http://t.co/DQVvbwuaI0

Mainzelmännchen (@mainzel) 27. März 2015Der 36-Jährige ist eine ehemalige Rotlichtgröße. Vor 14 Jahren war der Deutsch-Grieche vom Bonner Landgericht in zwei Verfahren zu insgesamt neun Jahren Haft verurteilt worden: wegen Zuhälterei, Menschenhandels, schweren Missbrauchs eines Kindes und sexuellen Missbrauchs, außerdem Vergewaltigung und Geiselnahme. Als Zuhälter soll er seine offenbar beachtliche Wirkung auf Frauen genutzt haben, um labile junge Frauen in eine Beziehung zu verstricken. Später habe er sie zur Prostitution gezwungen, um seinen luxuriösen Lebensstil zu finanzieren, so die Richter. Unter den Opfern war auch eine Zwölfjährige, die später unter Ängsten und Selbstmordgedanken litt.

Auf ihrer professionell gemachten Internetseite stellen sich die Fist Fighter als Boxclub dar. Sie saßen lange in Heimerzheim, sind jetzt aber wohl in den Bonner Norden umgezogen. Laut Polizei haben sie etwa 20 Mitglieder; die Fotos und Videos im Internet erwecken eher den Eindruck, dass es mehr sind. Einige Fist Fighter, so die Ermittler, arbeiten als Türsteher. Sie tragen ähnlich wie klassische Rockergangs Kutten mit einem martialischen Totenkopfsymbol. Eines ihrer Internetvideos zeigt, wie sie mit einer Gruppe Hells Angels durch Bonn fahren.

[kein Linktext vorhanden]Auch das Kölner Polizeipräsidium hat die Fist Fighter im Blick: Als die Bruderschaft sich am 13. März in einem Lokal an der Kölner Straße in Frechen traf, rückte die Polizei mit einem Großaufgebot an - um Präsenz zu zeigen. Die Bonner Polizei hat gegen Rockergangs ebenfalls eine Null-Toleranz-Strategie angekündigt.

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