Bauzustand des WCCB "Von einer Katastrophe kann keine Rede sein"

BONN · Markus Kill ist nach wie vor überzeugt: Das Budget in Höhe von 51,5 Millionen Euro reicht für die Fertigstellung des Kongresssaales aus. Der Architekt des mit der Generalplanung des World Conference Center Bonn (WCCB) beauftragten Büros Heinle Wischer und Inros Lackner informierte am Dienstag Politik und Medien im Detail über die vorgefundenen Mängel und Schäden in dem seit drei Jahren ruhenden Bau.

Der Bau sei insgesamt in einem guten Zustand, von einer "Katastrophe" könne keine Rede, sagte Kill. Eine Aussage, die im SGB doch sehr für Entspannung gesorgt hatte, meinte Marion Duisberg vom Städtischen Gebäudemanagement (SGB). Als gravierendste Mängel nannte Kill die Trinkwasserleitungen im ganzen Haus und die Lüftungsrohre.

Die Wasserleitungen müssten aufgrund der neuen Trinkwasserverordnung komplett gegen Zirkulationsleitungen ausgetauscht werden, um in den Leitungen stehendes Wasser zu vermeiden. Die Lüftungsrohre wiesen wegen des langen Stillstands unter anderem Korrosionsschäden auf und müssten in einem aufwendigen Verfahren gereinigt werden. Spektakulärster Fund: Eine original verpackte Netzersatzanlage, sozusagen ein Notaggregat im Wert von etwa 100 000 Euro.

Das Gerät war allerdings bei Abzug der Bauarbeiter nicht konserviert worden und dürfte somit bei Betrieb keine lange Lebensdauer haben. Viele Mängel seien dem langen Baustillstand und von in der Zwischenzeit geänderten Vorschriften geschuldet, sagte Kill. Das betrifft auch die sogenannte DIN 18040, die verbindliche Standards für die Barrierefreiheit in öffentlichen Gebäuden vorgibt. Hier muss nun mit der Behindertengemeinschaft abgestimmt werden, wie weitgehend die Vorgaben im Kongressaal umgesetzt werden sollen.

Diskussionsbedarf gibt es laut Kill noch wegen der Brandlasten in der Wandverkleidung und der Tragfähigkeit des Fußbodenaufbaus im Foyer, die nach den Gutachtern für verschiedene Nutzungen nicht ausreicht, etwa für die Hubwagen zur Reinigung der gläsernen Dachkuppel. "Am pragmatischsten wäre es, wir stellen einen Hubwagen auf die Fliesen und sehen, ob sie platzen", schlug er vor. Im schlimmsten Fall müsste man sie herausnehmen und mit Betonsteinwerk ersetzen, was ohnehin das geeignetere Material sei.

Mitte März sollen Vorplanung und eine Kostenschätzung, im April die Entwurfsplanung und Kostenberechnung vorliegen. Anfang August soll Baubeginn sein, im Juni 2014 die erste UN-Konferenz im WCCB stattfinden. "Ein sportlicher Zeitplan", sagte Duisberg, "aber ich bin optimistisch, dass es klappt."

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