Kunst!Rasen Spontanes Solo aus dem Publikum beim Konzert von Corea und Clarke

BONN · Als John Kelly hörte, dass Chick Corea und Stanley Clarke gemeinsam ein Konzert in Bonn spielen werden, war für ihn klar, dass er dieses musikalische Ereignis auf keinen Fall verpassen darf. "Ich höre die Musik seit ich 18 bin", erklärt der Jazzfan.

Eine knapp 300 Kilometer lange Anreise haben er und seine Frau Heike für diesen Abend auf dem Kunst!Rasen in Kauf genommen. Der 20-fache Grammy-Gewinner und Piano-Virtuose Chick Corea und der mehrfache Grammy-Gewinner und Ausnahme-Bassist Stanley Clarke haben ihren Fans für diesen Abend Songs aus der erfolgreichen "Return to Forever"- Ära versprochen. John und Heike Kellys Vorfreude ist groß, zumal sie sich Karten für die erste Reihe gesichert haben und es ihr siebter Hochzeitstag ist: "Besser kann es gar nicht sein", freuen sie sich.

An der Cocktailbar werden kurz vor Einlass Erfahrungen ausgetauscht, wo man Corea oder Clarke das letzte Mal live gesehen hat. Andere verfolgen das Interview mit Jim Kerr, das über die Großleinwand flimmert. Der Frontmann der Simple Minds hatte am Vorabend mit seiner Band auf dem Kunst!Rasen gespielt. Plötzlich flitzt ein Hochzeitspaar vorbei: "Wir haben schon vor zwei Monaten geheiratet, jetzt aber erst Zeit für das Fotoshooting gehabt", berichten Tanja und Arthur - nichtsahnend, dass an diesem Abend zwei Weltstars zu Gast in der Rheinaue sind.

Gaby und Jupp Wolff hingegen wissen, wer spielt und können den Einlass kaum erwarten: "Ich bin Alt-68er. Clarke und Corea sind für mich Jugend", sagt Jupp Wolff.

Frank und Christiane Lagemann sind mit die Ersten, die ihren Platz eingenommen haben. "Jetzt hoffen wir, dass es trocken bleibt und es ein schöner Konzertabend wird", sagt die Windeckerin, die die Karten ihrem Mann zum Geburtstag geschenkt hat. Ein Geschenk, über das sich dieser sehr gefreut hat, schließlich haben sie noch nie Clarke und Corea gemeinsam auf der Bühne erleben dürfen.

[kein Linktext vorhanden]Auch für Richetta Manager ist es das erste Konzert. "Corea und Clarke haben die Jazzmusik stark beeinflusst und geprägt", meint die gebürtige US-Amerikanerin. Mit ihren Musikerkollegen ist die Opernsängerin extra aus Ostfriesland angereist: "Corea ist der Mozart unter den Jazzmusikern", sagt Manager, die sich von dem Konzert "Inspiration für meine Musik" erhofft.

Als die beiden Protagonisten auf die Bühne kommen, brandet tosender Applaus auf. In den folgenden 90 Minuten lauscht das Publikum so andächtig, dass man zeitweise eine Stecknadel fallen hören könnte. Coreas und Clarkes virtuoses Piano- und Bassspiel wird mit stehenden Ovationen belohnt, bevor die beiden für zwei Zugaben auf die Bühne zurückkehren.

Zeitweise steigt das Publikum mitsummend und klatschend in die Stücke ein. Aus einer der hinteren Reihen hebt sich plötzlich eine Frauenstimme hervor und improvisiert zunächst leise zur Musik von Corea und Clarke. Dann hält es Richetta Manager nicht mehr auf ihrem Platz: Die Sängerin steht auf, findet mit ihrer Stimme die perfekte Begleitung zum Bühnengeschehen und erhält dafür nicht nur vom Publikum Szeneapplaus, sondern auch ein Lob von Stanley Clarke höchstpersönlich. So hat sie an diesem Abend die erhoffte Inspiration nicht nur bekommen, sondern gleich auch erfolgreich umgesetzt.

Noch Minuten nach dem letzten Akkord dieses großen Konzertabends sitzt John Kelly fassungslos auf seinem Platz: "Das kam mir vor wie fünf Minuten", sagt er voller Begeisterung und ergänzt: "Meine Erwartungen wurden mehr als übertroffen." Auch seine Frau war sichtlich beeindruckt: "Das war Musik in Perfektion."

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