Passenger auf dem Kunst!Rasen Das Wispern eines Vagabunden

Bonn · 4000 Fans kamen am Freitagabend in die Bonner Rheinaue, um dem britischen Singer-Songwriter Passenger und seinen leisen Tönen auf dem Kunst!Rasen zu lauschen.

Eigentlich bräuchte man die große Bühne nicht. All die Technik, das Licht, der Platz für einen jungen Mann mit Gitarre, der ganz gemütlich seine gefühlvollen, manchmal kratzigen Folk-Akustiksongs spielt, so als ob er in irgendeiner Fußgängerzone stehen würde.

Mike Rosenberg alias Passenger könnte auf diesen Aufbau verzichten - doch die knapp 4000 Zuschauer, die an diesem extrem heißen Freitag seinetwegen auf den Kunst!Rasen strömen, wollen nun einmal auch einen Blick auf jenen Singer-Songwriter werfen, der spätestens seit Erscheinen seiner Ballade "Let Her Go" im Jahr 2013 die Massen fasziniert.

[kein Linktext vorhanden]Also steht der 31-Jährige eben oben am Bühnenrand, ganz allein, aber mit einer bewundernswerten Präsenz gesegnet, die seinesgleichen sucht. Und macht doch genau das, was er auch vor einem zweistelligen Publikum darbieten würde: Gute Musik.

Passenger auf dem Kunst!Rasen
91 Bilder

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Rosenberg ist ein Künstler aus Überzeugung, einer, der Wert darauf legt, dass ihm die Menge an den leisen Stellen zuhört, selbst wenn er sie kurz zuvor eigenhändig aufgepeitscht hat. Es spricht für ihn, dass ihm das auf dem Kunst!Rasen mühelos gelingt. Es mag daran liegen, dass er so ehrlich wirkt, so unverblümt; man nimmt ihm ab, dass er immer noch gerne auf der Straße steht und auf diese Erfahrung unter keinen Umständen verzichten möchte, weil sie ihn definiert und geprägt hat.

Und natürlich liegt es auch an den Passenger-Songs an sich, die Ruhepole bilden in einer hektischer werdenden Welt. "All I need is a whisper in a world that shouts", singt Rosenberg in dem Titelsong seines neuen Albums "Whispers" - und befriedigt dieses Bedürfnis während des gesamten Abends selbst, stellvertretend für alle, die ähnliches ersehnen und dem Briten verzaubert lauschen.

Bis dieser wieder selbst zum Rufer wird und sich als bekennendes "sweaty monster" bei "I Hate" auf sympathische Weise allen Frust von der Seele singt. Herrlich.

Und es wird noch besser: Wenn Rosenberg in einer fantastischen weil dynamischen Cover-Version Simon & Garfunkels "Sound of Silence" zelebriert und die beiden Extreme miteinander verbindet oder das Publikum bei "Let Her Go" genüsslich einbindet, entstehen die wahren Höhepunkte einer emotionalen Berg- und Talfahrt, die das Publikum sprachlos und ekstatisch zugleich zurücklassen.

So vergehen die anderthalb Stunden wie im Fluge - zusammen mit dem Vorprogramm von Rosenbergs australischem Seelenverwandten Stu Larsen, der bei "Hearts on Fire" auch als Duettpartner seine Aufwartung macht, zeigt sich der Abend so von seiner ruhigsten und zugleich eindringlichsten Seite.

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