Klangwelle in Bonn Spektakel auf "städtischem Gelände in Uninähe"?

BONN · Die Empörung ist groß. Teilweise auch die Resignation. Das Verbot der Klangwelle in der Bonner Fußgängerzone, mit rund 100.000 Besuchern die zweitgrößte Open-Air-Veranstaltung in Bonn, erzürnt zahllose Bürger. Sie machen ihrer Entrüstung in sozialen Netzwerken und auf der GA-Onlineseite Luft.

Klangwellen-Veranstalter Hans-Joachim Fandel ist aber zuversichtlich, dass er einen Standort findet, der "bequem zu Fuß von der City zu erreichen ist. Es ist nicht einfach, einen Alternativplatz zu finden, weil wir ganz besondere Voraussetzungen brauchen." Für das Spektakel aus Licht- und Wasserspielen, kombiniert mit Musik und Sounds, braucht Fandel einen belastbaren Untergrund und einen Wasseranschluss. Und auch die Winde, die gerade in der Stadt Kapriolen schlagen können, müssen für die Wasserfontänen berechenbar sein.

Bonns Ordnungsdezernent Wolfgang Fuchs bekräftigte am Donnerstag zwar nochmals das Aus für die Klangwelle auf dem Münsterplatz. "Wir bedauern es selbst sehr, aber uns sind angesichts der Lärmimmissionswerte die Hände gebunden", sagte Fuchs. Aber es sei ein "städtisches Gelände in Uninähe" - wohl der Stadtgarten am Alten Zoll - in der engeren Wahl. Er sei zuversichtlich, dass Fandel und er heute mehr dazu sagen können.

Zur Wahl steht auch der Platz am Poppelsdorfer Schloss. Uni-Rektor Jürgen Fohrmann hat zwar den Hofgarten für die Klangwelle ausgeschlossen. Das hänge aber mit den anstehenden Sanierungen der Tiefgarage zusammen. Daher bietet er den Platz mit der schönen Poppelsdorfer Kulisse an. Aus seinem Herzen macht Oliver Hoffmann, Vorsitzender der City-Marketing, jedenfalls keine Mördergrube: "Das ist eine Katastrophe für Bonn, wenn die Klangwelle aus der Innenstadt verschwindet."

Der Einzelhandel habe jetzt schon mit Frequenzverlusten zu kämpfen. "Wir wollen eine lebendige Innenstadt. Es kann doch nicht sein, dass wegen zwei Querulanten alles den Bach runtergeht. Es ist ja nun nicht so, dass die Bonner Innenstadt jedes Wochenende eine Partymeile ist."

[kein Linktext vorhanden]"Als Anwohner fühlte ich mich persönlich durch die Klangwelle nicht gestört", sagt Stadtdechant und Münster-Pfarrer Wilfried Schumacher. Hinsichtlich der Ruhe für Gottesdienstbesucher im Münster habe es immer klare Absprachen und ein gutes Miteinander mit den Veranstaltern gegeben.

"Gegenüber dem Oberbürgermeister habe ich bereits Anfang Januar mein Befremden darüber ausgedrückt, dass die Stadtverwaltung vor der Formulierung eines Konzeptes über Veranstaltungen in der Innenstadt nicht mit den Beteiligten gesprochen hat- weder der Handel, noch die Veranstalter, noch das Bonner Münster wurden beteiligt." CDU-Fraktionsgeschäftsführer Georg Fenninger spricht von einem "Drama für Bonn".

Die Verwaltung nimmt er aber dennoch in Schutz. Nach den Beschwerden der Anlieger habe die Stadt reagieren müssen: "Andernfalls hätte sich die Verwaltung der Amtspflichtverletzung schuldig gemacht." Ähnlich sieht es der kulturpolitische Sprecher der SPD, Helmut Redeker: "Da kann man einfach nichts machen." Auch Michael Faber (Linke) sagt: "Die Verwaltung kann sich nicht über rechtliche Vorgaben hinwegsetzen."

Er appelliert an das Verständnis "vereinzelter Bürger. Nicht jede Rechtsposition muss auch durchgesetzt werden." Die FDP lehnt das Veranstaltungskonzept für die Innenstadt ab. "Das Bundes-Immissionsschutzgesetz ist ein typisches Beispiel für staatliche Überregulierung", sagte Achim Kansy. "Wenn dieses Gesetz das kulturelle Leben in unserer Stadt erstickt, dann muss es eben geändert werden."

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