Ausschreitungen in Lannesdorf Islamist wegen dreifachen versuchten Polizistenmordes in Haft

BONN · Die blutige Messerattacke eines Islamisten auf Polizisten in Bonn war nach Ansicht der Ermittler ein gezielter dreifacher Mordversuch. Ein Richter erließ Haftbefehl und schickte den 25-Jährigen in U-Haft.

Auf der Ellesdorfer Straße eskalierte die Gewalt.

Auf der Ellesdorfer Straße eskalierte die Gewalt.

Foto: Roland Kohls

Gegen einen 25-jährigen Islamisten ist in Bonn Haftbefehl wegen dreifachen versuchten Polizistenmordes erlassen worden. Der Mann aus Hessen sei bereits wegen mehrfacher gefährlicher Körperverletzung polizeibekannt, sagte ein Sprecher der Bonner Staatsanwaltschaft am Montag. Er habe den Angriff auf die Beamten am Rande einer Demonstration am Samstag gestanden, bestreite aber eine Tötungsabsicht.

Als Motiv habe er das Zeigen von Mohammed-Karikaturen durch rechte Demonstranten genannt. Dies habe die Muslime beleidigt. Die Polizisten hätten das Zeigen ermöglicht. Die Tat des 25-Jährigen ist laut Ermittlern auf einem Video der Polizei festgehalten.

Der in Deutschland geborene Türke sei unbedrängt gewesen und gezielt auf die Beamten zugelaufen. Während der erste Polizist den Messerstich habe abwehren können, seien zwei weitere Beamte jeweils in den Oberschenkel getroffen worden. "Der Oberschenkel ist bei der Einsatzausrüstung der Beamten der einzige ungeschützte Bereich", sagte Staatsanwalt Robin Faßbender. Potenziell sei ein solcher Angriff durchaus lebensgefährlich: "Wird ein großes Blutgefäß getroffen, kann man binnen Minuten verbluten", sagte Faßbender.

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) kündigte nach den gewalttätigen Ausschreitungen der Salafisten in Bonn Konsequenzen an. "Wir werden diese Angriffe auf den Rechtsstaat und unsere Polizisten nicht dulden und den Druck sowohl gegen Pro NRW als auch gegen die Salafisten maximal erhöhen", sagte Kraft der "Bild"-Zeitung (NRW-Ausgabe/Montag).

Die Landesregierung werde tun, was rechtlich möglich sei, sagte Kraft weiter. "Dazu gehören Platzverbote für Salafisten, die als gewalttätig aufgefallen sind ebenso wie die Auflage an Pro NRW, islamkritische Karikaturen nicht mehr zu zeigen." Die rechtsextreme Splitterpartei Pro NRW will die Karikaturen an fünf weiteren Orten in NRW zeigen.

Bei den schweren Ausschreitungen islamistischer Gewalttäter waren am Samstag in Bonn 29 Polizeibeamte verletzt worden. 109 mutmaßliche Gewalttäter wurden festgenommen. Anhänger der rechtsextremen Splitterpartei Pro NRW hatten zuvor bei einer Wahlkampfaktion islamfeindliche Karikaturen gezeigt. Weniger als 30 Pro-NRW-Leuten standen nach Polizeiangaben 500 bis 600 salafistische Gegendemonstranten gegenüber.

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