Center of Advanced European Studies And Research Caesar erforscht das Gehirn

BONN · Wie Sinneszellen und Gehirnzellen funktionieren - das bewegt die Wissenschaftler im Center of Advanced European Studies And Research, kurz Caesar. In dem Institut, das zur Max-Planck-Gesellschaft gehört, erforschen sie die grundlegenden Fragen zu molekularen Abläufen in Sinnes- und Gehirnzellen.

 Der Vorstand vor dem Institut: Jason Kerr (links), Gertrud Bilski und Ulrich Benjamin Kaupp.

Der Vorstand vor dem Institut: Jason Kerr (links), Gertrud Bilski und Ulrich Benjamin Kaupp.

Foto: Barbara Frommann

"Wir erforschen, wie etwas grundsätzlich funktioniert. Auf dieser Grundlage können Medizin und Pharmazie weiterforschen und vielleicht später zum Beispiel ein Medikament entwickeln", sagt der geschäftsführende Direktor Ulrich Benjamin Kaupp. Er leitet das Institut zusammen mit Direktor Jason Kerr und der kaufmännischen Geschäftsführerin Gertrud Bilski.

Was sind die Hauptaufgaben von Caesar?
Das Institut hat zwei Hauptforschungsbereiche: Kaupp leitet die Molekulare Neurosensorik, Kerr forscht mit seinem Team über die Organisation des Gehirns und Verhaltens. Die Molekulare Neurosensorik untersucht die Signalverarbeitung von Zellen, zum Beispiel von Sinneszellen, Spermien oder Immunzellen. Dabei wollen die Wissenschaftler herausfinden, wie Zellen etwa bestimmte Reize aufnehmen und im Körper weitergeben. Das Team von Jason Kerr will verstehen, wie Tiere mit Hilfe ihres Sehsinns Entscheidungen fällen. Kerr erforscht, wie einzelne Zellen des Hirns dabei zusammenarbeiten. Gertrud Bilski kümmert sich in der Verwaltung um "alles, was nicht Wissenschaft ist".

Warum und für wen ist diese Arbeit wichtig?
Für wen genau die Arbeit wichtig ist, stellt sich oft erst am Ende einer Forschung heraus. "In der Wissenschaft gibt es viele Zufälle. Aber wenn es planbar wäre, dann wäre es für uns auch langweilig", sagt Kaupp. Und Kerr ergänzt: "Wir leben in einem konstanten Zustand der Überraschung." Die Wissenschaft diene der ganzen Gesellschaft, so Kaupp.

Wo liegt der Schwerpunkt der Arbeit im Moment?
Ein Schwerpunkt der aktuellen Forschung von Kaupp liegt darauf, wie Spermien auf Lockstoffe der Eizelle reagieren. Er konnte herausfinden, wie Progesteron - ein weibliches Sexualhormon - Spermien aktiviert. In einer Studie hat er nachgewiesen, dass Umweltchemikalien diesen Vorgang stören können. Kerrs Team will herausfinden, wie das Gehirn als Ganzes arbeitet, wenn Lebewesen in Bewegung sind. Mit einem stark verkleinerten 2-Photonen-Mikroskop schaut sich Kerr Hirnströme bei Ratten an, um das hochkomplexe Zusammenspiel der Nervenzellen besser zu verstehen.

Wer finanziert die Arbeit?
Caesar ist eine gemeinnützige Stiftung privaten Rechts und finanziert sich aus den Erträgen des Stiftungskapitals von 350 Millionen Euro, das der Bund und das Land NRW bei der Gründung 1995 gezahlt hatten. "Wir haben das Geld in mehreren Spezialfonds angelegt und verschiedene Anlageklassen gewählt. Trotz niedriger Zinssätze generieren wir noch ausreichende Erträge", sagt Bilski. Außerdem bietet das Institut externen Forschern und Unternehmen an, die Elektronenmikroskope und Werkstätten im Institut gegen Gebühren zu nutzen. Caesar hat als privatrechtliche Stiftung besondere Möglichkeiten. "Anders als öffentliche Institute wie Universitäten können wir das Geld auch mit ins neue Jahr nehmen", sagt Kaupp. Deshalb könne man Geld ansparen und erst dann ausgeben, wenn es nötig sei.

Warum ist Caesar in Bonn?
Im Zuge des Bonn-Berlin-Ausgleichs wurde Caesar 1995 als Teil der "Wissenschaftsstadt Bonn" gegründet, 2003 bezogen die Forscher ein Gebäude an der Ludwig-Erhard-Allee. Dort finden auch öffentliche Vorträge von Wissenschaftlern für die Bürger statt.

Steckbrief

Adresse: Ludwig-Erhard-Allee 2

Seit wann in Bonn: 1995

Mitarbeiter: ca. 150 (plus 60 wissenschaftliche Gäste)

Leitung: Benjamin Kaupp, Jason Kerr und Gertrud Bilski

Berufsgruppen: Biologen, Chemiker, Physiker, Laboranten, Techniker, Verwaltungsmitarbeiter und andere

Jahresbudget: ca. 16 Millionen Euro, Stiftungskaptial: ca. 350 Millionen Euro

Finanziert durch: Erträge aus Stiftungskapital und Drittmittel

Kontakt: www.caesar.de

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