Hans-Riegel-Halle Politiker fordern Bußgeld für Haribo

BONN · Die Mitglieder des Unterausschusses für Denkmalschutz sind empört. Aus Sicht der in diesem Ausschuss vertretenen Fachleute und Kommunalpolitiker hat Haribo "die absehbare Unterschutzstellung der Badmintonhalle unterlaufen".

In einem interfraktionellen Antrag missbilligt der Ausschuss das Vorgehen des Bonner Traditionsunternehmens. Das hat, wie berichtet, die Hans-Riegel-Halle in Kessenich bereits komplett entkernt. Mit Baggern, so berichten Zeugen, seien der Schwingboden und die gesamte Einrichtung "brutal auseinandergenommen worden".

Haribo-Geschäftsführer Arndt Rüsges verteidigte das Vorgehen kürzlich damit, dass "mit vernünftigen Mitteln" nichts mehr zu retten gewesen sei. Das gesamte Innenleben sei von Feuchtigkeit und Schimmel bereits zerstört gewesen. Er kündigte an, ab Montag die verbliebene Dachkonstruktion abtragen lassen zu wollen.

Doch der Ausschuss beschloss in einem Dringlichkeitsantrag, den die Linksfraktion initiiert hatte, "umgehend zu prüfen, ob sich noch weitere denkmalwürdige Objekte im Eigentum und/oder Nutzung von Haribo befinden. Wenn ja, wird die Verwaltung aufgefordert, für die sofortige Unterschutzstellung zu sorgen." Außerdem soll sie prüfen, "ob aus bauordnungsrechtlicher Sicht ein Bußgeld möglich ist". Da sieht die Verwaltung offensichtlich keine Handhabe. "Die Entfernung der gesamten Innenverkleidung und des Hallenbodens sind nicht genehmigungs- oder anzeigepflichtige Baumaßnahmen", heißt es aus dem Presseamt auf GA-Anfrage.

Stadtkonservator Franz Josef Talbot habe längst eine vorläufige Unterschutzstellung der 60 Jahre alten Halle, die als erste Badmintonhalle in Deutschland gilt, vorangetrieben, hieß es im Ausschuss, "was aber wohl in höheren Hierarchien nicht weiter verfolgt wurde", wie Christiane Overmans (CDU), Vorsitzende des Gremiums, bemerkte. Anatol Koch (Linke) sagte, Talbot sei "wohl ausgebremst worden". Eine Sprecherin der Stadt bestätigte, dass eine Unterschutzstellung geprüft worden sei, "aber die Meinungsbildung in der Verwaltung war noch nicht abgeschlossen. Es gab noch Gesprächsbedarf". Als Talbot in der vergangenen Woche vor Ort war, war es schon zu spät: Das Innere der Halle mit der markanten Dachkonstruktion war längst herausgerissen - aus Sicht des Stadtkonservators zu spät für den Denkmalschutz.

Overmans zeigte sich "betroffen, wie immer mehr wesentliche Dokumente der Familie Riegel aus dem Stadtbild verschwinden. Das darf nicht Vorbild für andere werden", sagte sie. Daher solle die Verwaltung dem Rat berichten, ob es "weitere Regelverstöße" von Haribo in anderen Bereichen, "beispielsweise im Rahmen der Gestaltungssatzung", gibt, heißt es in dem Antrag. Denn die Politiker trauen der Geschäftsleitung offenbar nicht mehr. Schon Ende 2012 sorgte der ungenehmigte Abriss der Fabrikhalle des ehemaligen Schillerwerkes an der Friesdorfer Straße für Aufsehen. Haribo erklärte damals, der Abriss der Halle aus dem Jahr 1910, eine der frühesten Stahl-Beton-Konstruktionen, sei "versehentlich" erfolgt. Auch damals war die Stadt gerade im Begriff, diese Halle denkmalschutzrechtlich unter Schutz zu stellen und erließ ein Bußgeld. Über die Höhe sagte Talbot damals in der Bad Godesberger Bezirksvertretung, es bewege sich "in einem Rahmen von 100 bis 100.000 Euro".

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