Warten auf die Gummibärchen: Haribo-Kastanientauschaktion wird 75

Fast hätte die Haribo-Kastanientauschaktion ihren 75. Geburtstag nicht erlebt. Denn vor 20 bis 25 Jahren stand sie kurz vor dem Aus. Schuld daran waren zwei Polen, die mit einem 7,5-Tonner - natürlich vollgeladen mit Kastanien - zum Werksgelände fuhren. Und die Früchte gegen Goldbären und Co. tauschen wollten. Am Donnerstag und Freitag werden wieder die Süßigkeiten ausgegeben.

Lange Schlange: Bei der Kastanien-Tauschaktion müssen Eltern und Kinder viel Geduld mitbringen, so auch schon vor 25 Jahren.

Lange Schlange: Bei der Kastanien-Tauschaktion müssen Eltern und Kinder viel Geduld mitbringen, so auch schon vor 25 Jahren.

Foto: JGA-Archiv

Bad Godesberg. Fast hätte die Haribo-Kastanientauschaktion ihren 75. Geburtstag nicht erlebt. Denn vor 20 bis 25 Jahren stand sie kurz vor dem Aus. Schuld daran waren zwei Polen, die mit einem 7,5-Tonner - natürlich vollgeladen mit Kastanien - zum Werksgelände fuhren. Und die Früchte gegen Goldbären und Co. tauschen wollten.

"Eigentlich handelt es sich ja um eine Kinderaktion", sagt Haribo-Pressesprecher Marco Alfter. Hans Riegel sei so wütend gewesen, dass er die Kastanien nicht annahm und die Männer mit ihrer Fracht unverrichteter Dinge nach Hause fahren mussten. Außerdem sagte er die Aktion fürs nächste Jahr kurzerhand ab. "Das Ergebnis war, dass im nächsten Jahr trotzdem viele Kinder mit ihren Kastanien vor der Tür standen."

Erinnerung aus den 60ern Antje Erichsen lebt mittlerweile im Münsterland. Und hat doch ihre Erlebnisse rund um die Kastanientauschaktion nicht vergessen. In den 1960-er Jahren hatte sie das Glück, dass im Garten ihres Freundes Joggeli ein großer Kastanienbaum stand. Die Kinder sammelten damals eifrig und beknieten Erichsens Mutter, sie zur Haribo-Fabrik zu fahren. Das klappte nicht jedes Jahr - manchmal aber schon. "Meine Enttäuschung über einen verlorenen Herbst war jedes Mal groß", schreibt Erichsen.Als sie erfuhren, dass es kein Haribo für die Mühen geben sollte, wurden sie ihrerseits wütend. Und kippten ihre Kastanien auf dem Werksgelände aus. "Es waren so viele, dass unsere Lastwagen teilweise nicht mehr fahren konnten", erzählt Alfter und lächelt. Am Ende ging alles gut aus, Riegel organisierte schnell eine Tauschaktion, die Kinder bekamen ihre Süßigkeiten - und die Aktion lebte weiter, so dass die Organisatoren in diesem Jahr 75-jähriges Bestehen feiern können.

Einzige Neuerung seitdem: Pro Kind werden maximal 50 Kilogramm Kastanien oder Eicheln angenommen. "Natürlich nehmen wir auch mehr, wenn die Kinder sich Mühe gegeben haben, aber wir wollen so das Professionelle aus der Aktion herausnehmen", sagt Alfter.

1936 rief Firmengründer Hans Riegel die Aktion ins Leben.

"Früher hat er einfach die Nachbarskinder angesprochen und ihnen angeboten, ihre Kastanien in Süßigkeiten umzutauschen", erzählt Alfter. Im Kindergarten und der Schule hätten sich die Kleinen dann ausgetauscht - und so standen von Jahr zu Jahr mehr Pänz mit vollen Tüten, Mülltonnen oder Bollerwagen vor der Firmentür.

"Auch die Nummernschilder haben sich geändert. Zuerst waren es nur Bonner, dann kam der Rhein-Sieg-Kreis dazu und mittlerweile kommen die Leute von weit her." So zum Beispiel aus Dänemark. "Die hatten einen Hänger dabei und auch mehr als 50 Kilo pro Person. Das haben wir aber getauscht - für die weite Anfahrt."

SperrungenDie 75. Tauschaktion, bei der es für die fleißigen Sammler heiße Maronensuppe gibt, findet Donnerstag und Freitag von 7 bis 16 Uhr statt. Dann sperrt die Polizei die Straßen am Werksgelände ab. Friesdorfer Straße/Ecke Pionierstraße, Truchseßstraße/Ecke Weißenburgstraße und Pionierstraße sowie Dietrichstraße/Ecke Truchseßstraße sind dicht. "Die Einfahrt erfolgt über die Friesdorfer Straße in Richtung Bonn", so die Polizei, die mit Stau rechnet und den Verkehr über die Hochkreuzallee ableitet.

Mittlerweile ist aus der Tauschaktion ein Event geworden. Da werden Imbissbuden aufgebaut, Anwohner verkaufen Getränke und Brötchen, es gibt Hüpfburgen und Bastelecken. Gut für die Kinder, denn mehrere Stunden Wartezeit müssen mit eingeplant werden. "Die ersten kommen manchmal ja schon in der Nacht und zelten vor der Tür", sagt Alfter.

Zweimal haben auch die Falkner vom Tierpark Hellenthal mit ihren Greifvögeln vorbeigeschaut. So sollte den Kindern gezeigt werden, was mit ihren Kastanien und Eicheln geschieht. Denn diese werden nicht, wie hartnäckige Gerüchte besagen, für die Haribo-Produktion benutzt, sondern an Wildschweine, Hirsche und Rehe verfüttert. "Und weil diese Tiere natürlich nicht zur Aktion kommen können, haben wir eben die Greifvögel organisiert", sagt Alfter.

Der Pressesprecher rechnet mit einem Rekord, der zurzeit bei 450 Tonnen Kastanien und Eicheln liegt. "Ich glaube, dass es in diesem Jahr so viele Eicheln wie noch nie geben wird."

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