Festspielhaus in Bonn "Wir gehen davon aus, dass es läuft"

BONN · Die 39 Millionen Euro vom Bund für das geplante Beethoven-Festspielhaus sind offenbar nicht in Gefahr. Zwar hat das Land NRW auf GA-Anfrage seine Ankündigung bekräftigt, sich an einem neuen Konzerthaus nicht finanziell zu beteiligen. Der Haushaltsausschuss des Bundestages habe das aber auch gar nicht zur Bedingung gemacht, argumentiert das NRW-Kulturministerium.

Im Beschluss vom November 2007 heißt es, dass die Auszahlung "der angemessenen Mitfinanzierung durch Länder, Kommunen oder Private" bedarf. "Daraus ergibt sich keine Zwangsläufigkeit einer Landesförderung", sagte Lars Rehling, stellvertretender Sprecher des Kulturministeriums.

Eine offizielle Absage des Landes liegt der zuständigen Staatsministerin für Kultur und Medien in Berlin nicht vor. Wie die Mitfinanzierungsklausel auszulegen sei, müsse der Haushaltsausschuss entscheiden, der über die Entsperrung der 39 Millionen Euro zu beschließen habe, heißt es in der Pressestelle von Staatsministerin Monika Grütters.

Und im Ausschuss scheint eine Mehrheit für das Projekt zu stehen: "Wir als Bund wollen das Beethoven-Festspielhaus", unterstreicht SPD-Obmann Johannes Kahrs. "Meine Fraktion ist sich mit der CDU einig, dass das kommen muss." Das deckt sich mit der Einschätzung der beiden Bonner Bundestagsabgeordneten Claudia Lücking-Michel (CDU) und Ulrich Kelber (SPD). Beide hatten am Freitag erklärt, die 39 Millionen Euro für die geplante Festspielhaus-Betreiberstiftung stünden weiter bereit.

Haushaltsobmann Kahrs betonte im GA-Gespräch die Erwartung des Bundes, dass sowohl die Stadt Bonn als auch das Land NRW sich am Projekt beteiligen. "Ob sie eigenes Geld, Stiftungen oder Sponsoren nehmen und wie sie untereinander klarkommen, ist uns egal", sagte er. "Wir gehen beim jetzigen Stand davon aus, dass es läuft."

Kahrs hat nach eigenen Gesprächen mit NRW-Kulturministerin Ute Schäfer (SPD) den Eindruck, dass der Wille zur Einigung vorhanden sei. Im Moment laufe eine Art Pokerspiel: "Alle wollen das Festspielhaus. Die schauen gerade noch, wer welchen Anteil übernimmt", so der Bundestagsabgeordnete. "Wir sind guter Dinge, dass die Stadt und das Land ihren finanziellen Beitrag leisten." Der SPD-Haushälter hofft auf eine grundsätzliche Einigung zwischen Bund, Land und Stadt noch in der ersten Jahreshälfte.

In der Stadtverwaltung und bei den Festspielhaus-Initiativen baut man darauf, dass aus Düsseldorf statt einem langfristig bewilligten Zuschuss zum Betrieb des Festspielhauses zumindest regelmäßige Projektmittel für das Programm fließen könnten. Die Verhandlungen hinter den Kulissen dauern offenbar an.

Geld vom Land soll zudem für die Baureifmachung des Grundstücks südlich der Beethovenhalle aus dem Städtebau-Fördertopf beantragt werden. Auf städtischer Seite hat der Rat die Ausgaben für das Grundstück auf 4,4 Millionen Euro begrenzt. Die Stadt soll außerdem zehn Millionen Euro (auf 20 Jahre gestreckt) in die Betriebsstiftung einzahlen. Die Gründung der Stiftung steht kurz bevor: Kulturdezernent Martin Schumacher will in die nächste Sitzung des Kulturausschusses am 26. Februar eine Beschlussvorlage einbringen.

Der endgültige Businessplan für das Festspielhaus, erstellt im Auftrag des Post-Konzerns, ist bislang noch nicht öffentlich vorgestellt worden. Um die Entwurfsfassung hatte es Ende 2014 eine kontroverse Debatte gegeben. Die Deutsche Post DHL ist noch dabei, den architektonischen Siegerentwurf für den Neubau auszuwählen, der komplett privat finanziert werden muss.

Die Post stellt dafür 30 Millionen Euro in Aussicht und gibt die reinen Baukosten mit rund 70 Millionen Euro an. Der Festspielhaus-Förderverein und die Beethoventaler-Genossenschaft sammeln Geld für das Projekt.

Postkartenset für das Konzerthaus

Die Beethoventaler-Genossenschaft will mit einer weiteren Kampagne die private Finanzierung eines Festspielhaus-Neubaus unterstützen. Sie stellte jetzt ein Postkartenset mit kreativen Anspielungen auf bekannte Werke von Ludwig van Beethoven vor.

Das Paket mit sieben Postkarten gibt es für fünf Euro im Internet unter www.beethoven-shop.de, in der Geschäftsstelle der Bürger für Beethoven im Beethovenhaus an der Bonngasse und im Godesberger Rathaus. Idee und Umsetzung kommen von der Bonner Agentur Federstein, die Mitglied der Genossenschaft ist.

"Bis zum Beethoven-Jubiläum sind es nur noch fünf Jahre", betont Fritz Dreesen, von der Beethoventaler-Genossenschaft. Mit dem von der Deutschen Post finanzierten Architektenwettbewerb seien wichtige Voraussetzungen für die jetzt notwendigen Entscheidungen getroffen. "Hier geht es um eine wichtige Zukunftsinvestition für die Beethovenstadt und da ist jetzt von allen zügige Entschlossenheit gefordert."

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