Festspielhaus in Bonn Mehrheit setzt Signal für Bauvorhaben

BONN · Das war eine klare Mehrheit für das Festspielhaus: Die Fraktionen von CDU, SPD, FDP und Bürger Bund Bonn (BBB) stimmten am Montag gegen 21.30 Uhr geschlossen für den Vorschlag der Stadtverwaltung, das Areal südlich der Beethovenhalle für ein neues Konzerthaus zur Verfügung zu stellen.

Bei der namentlichen Abstimmung, die von der Linkspartei beantragt worden war, votierten 59 Mitglieder des neuen Rates mit Ja. Von den Grünen, der Linken, der Alternative für Deutschland (AfD), den Piraten und der BIG-Partei kamen 25 Gegenstimmen.

"Wir wollen dieses Projekt mit dem Herzen und dem Verstand", hatte der CDU-Fraktionsvorsitzende Klaus-Peter Gilles zuvor in einer Rede erklärt. Das Festspielhaus nütze der ganzen Stadt, weil es für Wachstum sorgen könne - und es sei ganz normal, dass die Kommune für diese Form der Wirtschaftsförderung auch einen eigenen Beitrag aufbringe.

Mit dem Grundsatzbeschluss bekennt sich die Stadt dazu, für das Festspielhaus ein 6700 Quadratmeter großes Areal zwischen Theaterstraße und Erzbergerufer baureif an eine private Bauherrengesellschaft zu übergeben. Auf dem Gelände müssten dafür unter anderem ein Bunker und ein Studentenwohnheim abgerissen und Versorgungsleitungen verlagert werden.

Die Gesamtkosten schätzt die Stadtverwaltung einschließlich der Herrichtung der Außenanlagen auf bis zu 8,45 Millionen Euro. Die Summe hängt auch davon ab, welcher Architektenentwurf für das Konzerthaus ausgewählt wird.

Die Stadt will ihren Kostenanteil auf knapp 4,4 Millionen Euro deckeln. Der Rest soll in Form von Fördergeldern vom Land NRW kommen, mit dem es laut Stadtverwaltung Vorgespräche gegeben hat. Der Neubau selbst muss vollständig privat finanziert werden.

Die Deutsche Post DHL rechnet mit Baukosten von rund 70 Millionen Euro und stellt 30 Millionen Euro in Aussicht. Die Grundstücksübertragung steht unter dem Vorbehalt, dass zunächst die Bau- und Betriebsfinanzierung gesichert, die Betriebsstiftung gegründet und ein Businessplan vorgelegt werden müssen. Weitere Bedingung: Die Stadt muss trotz ihrer Kostenbeteiligung in der Lage sein, für die Jahre 2015 und 2016 einen genehmigungsfähigen Doppelhaushalt vorzulegen.

Diesen Vorbehalt bezeichnete die SPD-Fraktionsvorsitzende Bärbel Richter als wichtig. Sie unterstrich aber auch, dass ihre Partei hinter dem Projekt stehe: "Wir stimmen für das Festspielhaus - für Bonn, aber auch für Ludwig van Beethoven." FDP-Chef Werner Hümmrich begrüßte die Vorbehaltsklauseln ebenfalls, hob jedoch die Bedeutung des Komponisten als Alleinstellungsmerkmal der Stadt hervor.

"Es wäre unverantwortlich, die Chancen, die mit Beethoven verbunden sind, nicht auszubauen", sagte der Liberale. Ähnlich argumentierte Bernhard Wimmer (BBB). Zwar müssten noch wesentliche Fragen des Projekts geklärt werden, aber die Stadt müsse jetzt deutlich machen, dass sie einen eigenen Beitrag für ein Festspielhaus erbringen werde.

Heftiger Widerspruch kam erwartungsgemäß von den Grünen. Das Konzerthaus sei ein "Luftschloss, von dem nur wenige profitieren" würden, kritisierte Dorothea Paß-Weingartz. Es koste die Stadt zu viel Geld. Jürgen Repschläger (Linke) prophezeite, dass die zusätzlichen Ausgaben das Ende für kleine, alternative Spielstätten bedeuten würden.

Ablehnung auch bei der AfD: Für den Fraktionsvorsitzenden Hans Friedrich Rosendahl ist das Projekt nicht solide finanziert. Der marode Haushalt der Stadt lasse außerdem keine Ausgaben für ein Festspielhaus zu. Carsten Euwens (Piraten) betonte, seine Partei würde nur zustimmen, wenn keinerlei öffentliche Mittel fließen würden. Er kündigte an, einen Bürgerentscheid anzustreben.

So geht es weiter

Der Zeitplan der Festspielhaus-Akteure ist eng getaktet: Die Post startet im Juli auf eigene Kosten einen Wettbewerb mit zehn namhaften Architekturbüros aus aller Welt. Ende Oktober soll ein Preisgericht die beiden besten Entwürfe auswählen. Die Wettbewerbsergebnisse sollen danach öffentlich im Post Tower gezeigt werden.

Im Januar 2015 will die Post zwei bis dahin ausgewählte Generalunternehmer die Kosten beider Siegerentwürfe verlässlich berechnen lassen. Bis zum Frühjahr 2015 sollen die Betriebsstiftung gegründet, die Bau- und Betriebskostenfinanzierung geklärt sowie Nutzungskonzept und Businessplan vorgelegt sein.

Nur dann wird die Bauherrengesellschaft unter Federführung der Post einen Bauantrag stellen. Anfang 2016 könnte der erste Spatenstich erfolgen. Es ist mit drei Jahren Bauzeit zu rechnen. Wird das Festspielhaus plangemäß im Frühjahr 2019 fertig, bleibt noch eine Konzertsaison, um das neue Haus "einzuspielen".

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